Veintiuno/2024-01-02T20:40:00+01:00Seisho Yokomizo: Die rätselhaften Honjin-Morde2024-01-02T20:40:00+01:002024-01-02T20:40:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2024-01-02:/honhin.html<p>Ländliches Japan 1937. Das Anwesen der Ichiyanagi-Familie.
Ein frisch vermähltes Brautpaar wird nach der Hochzeitsnacht tot aufgefunden. Die Umstände des Falls geben Rätsel auf, denn es sind kaum Anhaltspunkte für die Geschehnisse der Nacht vorhanden. Eine Koto (japanische Zither) war zu hören. Ein heruntergekommener Mann mit nur drei Fingern an …</p><p>Ländliches Japan 1937. Das Anwesen der Ichiyanagi-Familie.
Ein frisch vermähltes Brautpaar wird nach der Hochzeitsnacht tot aufgefunden. Die Umstände des Falls geben Rätsel auf, denn es sind kaum Anhaltspunkte für die Geschehnisse der Nacht vorhanden. Eine Koto (japanische Zither) war zu hören. Ein heruntergekommener Mann mit nur drei Fingern an einer Hand hat sich nach dem Weg zum Anwesen erkundigt. Könnte er der Mörder sein?</p>
<p>Die Polizei tappt im Dunkeln bis schließlich Detektiv Kosuke Kindaichi der Sache auf den Grund geht ...</p>
<p>Die Geschichte an sich ist eher mäßig interessant und wirkt hier und da etwas konstruiert. Trotzdem ist sie unterhaltsam. Dass ich das Buch überhaupt erworben habe, liegt vor allem an zwei Dingen: Die Übersetzerin ist Ursula Gräfe, die für ihre Murakami-Übersetzungen bekannt ist. Außerdem <a href="https://www.buechergilde.de/shop/produkte/175029-die-ratselhaften-honjin-morde">sind die Illustrationen</a> ausgezeichnet, denn selbst mit dem Glossar der japanischen Begriffe bekommt man kaum eine Vorstellung davon wie die Menschen im ländlichen Japan 1937 aussahen.</p>S. Z. Atwell: Aestus (en)2024-01-02T20:30:00+01:002024-01-02T20:30:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2024-01-02:/aestus.html<p>Das Szenario: Die Klimakatastrophe hat sich in ferner Zukunft sehr deutlich bemerkbar gemacht. Leben an der Erdoberfläche ist fast unmöglich (aestus = lat. "Hitze"). Einige leben seit Generationen unter der Erde in riesigen, verzweigten Höhlen. Wasser ist ein extrem kostbares Gut. Solartechnik spielt eine große Rolle. Es gibt sowohl Bedrohungen von …</p><p>Das Szenario: Die Klimakatastrophe hat sich in ferner Zukunft sehr deutlich bemerkbar gemacht. Leben an der Erdoberfläche ist fast unmöglich (aestus = lat. "Hitze"). Einige leben seit Generationen unter der Erde in riesigen, verzweigten Höhlen. Wasser ist ein extrem kostbares Gut. Solartechnik spielt eine große Rolle. Es gibt sowohl Bedrohungen von innen durch die Organisation "Karapartei" als auch durch die finsteren, grünäugigen "Onlar", die von Zeit zu Zeit die unterirdische Stadt überfallen.</p>
<p>Jossey ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Die Solaringenieurin will wissen, was mit ihrem Bruder Tark passiert ist, nachdem sie vor Jahren von den Onlar (den "Anderen") angegriffen wurden. Josseys Onkel ist zufällig Chef des Geheimdienstes und hat auch sonst erheblichen Einfluss auf die Untergrundstadt, die vermutlich von unterirdischen Höhlen in der Türkei inspiriert sind.</p>
<p>Als Mitglied bei "Patrol", der Polizei/Kampftruppe der Stadt darf sie an einem geheimen Solarprojekt arbeiten, dessen Sinn sich nicht sofort erschließt. Dabei ist sie Teil einer Truppe, in der Commander Gavin Sokol (Tarks früherer bester Freund) und der mysteriöse Casper Savas besonders auffallen.</p>
<p>...</p>
<p>Die kleine, enge Untergrundwelt wird im Laufe der Handlung mehrfach in ihren Grundfesten erschüttert. Der Horizont des Lesers weitet sich immer wieder und am Ende steht man an einem eher unerwarteten Punkt.</p>
<p>Mehr möchte ich an dieser Stelle eher nicht verraten. Man muss es selbst gelesen haben, um es tatsächlich zu verstehen.</p>
<p>Aus literarischer Sicht fehlt mir oft etwas. Die Personenbeschreibungen sind oberflächlich und deren Verhalten wenig subtil und klischeehaft; viel "tell" statt "show". Auch die Geschwindigkeit der Erzählung ist seltsam. Es wirkt so als wenn der Text hätte kürzer sein können oder direkt ein Drehbuch sein dürfen. Gefühlt hängt es irgendwo zwischen den Welten. Manchmal nervt auch, dass sich gefühlt alles um Jossey dreht ("Everybody Loves Jossey").</p>
<p>Das alles sorgte dafür, dass ich über Wochen und Monate hinweg überschaubare Abschnitte las, anstatt wie andere die Bücher zu verschlingen. Dafür hat mich der Schreibstil zu wenig angesprochen (aber die Handlung weiterhin interessiert).</p>
<p>Dennoch: Das Setting, die Konflikte und der Plot sind sehr gut durchdacht. Die Bücher ließen sich sehr gut als Serie oder Dreiteiler(?) umsetzen.</p>
<p>Es gibt zwei Bücher in englischer Sprache: Aestus: The City (704 Seiten) und Aestus: The Colony (558 Seiten).</p>John Michael Greer: The Long Descent (en)2023-02-26T00:30:00+01:002023-02-26T00:30:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2023-02-26:/long-descent.html<p>Wem <a href="https://www.merriam-webster.com/words-at-play/doomsurfing-doomscrolling-words-were-watching">Doomscrolling</a> zu oberflächlich ist, konnte schon vor Jahren ins "Doomreading-Business" einsteigen und sich von Greer auf den Niedergang der Zivilisation einstellen lassen.</p>
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<p>[...] I climbed a rocky hill in the Welsh town of Caernarfon. Spread out below us in an unexpected glory of sunlight was the whole recorded history of …</p></blockquote><p>Wem <a href="https://www.merriam-webster.com/words-at-play/doomsurfing-doomscrolling-words-were-watching">Doomscrolling</a> zu oberflächlich ist, konnte schon vor Jahren ins "Doomreading-Business" einsteigen und sich von Greer auf den Niedergang der Zivilisation einstellen lassen.</p>
<blockquote>
<p>[...] I climbed a rocky hill in the Welsh town of Caernarfon. Spread out below us in an unexpected glory of sunlight was the whole recorded history of that little corner of the world. [...]</p>
<p>It's been popular in recent centuries to take such sights as snapshots of some panorama of human progress, but as Caernarfon unfolded its past to me that afternoon, the view I saw was a different one. The green traces of the hill fort showed the highwater mark of a wave of Celtic expansion that flooded most of Europe in its day. The Roman fort marked the crest of another wave whose long ebbing - we call it the Dark Ages today - still offers up a potent reminder that history doesn't always lead to better things. The castle rose as medieval England's Plantagenet empire neared its own peak, only to break on the battlefields of Scotland and France and fall back into the long ordeal of the Wars of the Roses. The comfortable brick houses of the Victorian era marked the zenith of another vanished empire, and it didn't take too much effort just then to see, in the brash American architecture of the supermarket, the imprint of a fifth empire headed for the same fate as the others. </p>
</blockquote>
<p>So weit, so scheinbar pessimistisch. Trotzdem wird man in einschlägigen Verschwörerkreisen eher nicht auf Fans des Autors stoßen, denn er wird nicht müde, einige unpopuläre Punkte zu betonen:</p>
<ul>
<li>Der Untergang einer Zivilisation bedeutet meistens nicht, dass sie plötzlich zerbricht ("sudden collapse"). Stattdessen: Die Wartung einer komplexen Infrastruktur wird schrittweise zu teuer und aufwendig. Es geht langsam bergab ("catabolic collapse"). Das kann viele Jahrzehnte dauern.</li>
<li>Wir werden uns nicht mit Einfallsreichtum ("human ingenuity") aus den "Problemen" herauswinden können. Unsere Fortschrittsreligion wird uns nicht retten. </li>
</ul>
<p>Die beiden Punkte wirken auf den ersten Blick nicht miteinander verwandt, zeigen aus Sicht des Autors aber zwei Seiten der gleichen Medaille. In beiden Fällen entledigt man sich der Notwendigkeit zu handeln:</p>
<ul>
<li>Apokalypse: Wenn die Zivilisation eh untergeht, dann kann ich weitermachen wie gehabt.</li>
<li>Fortschrittsglaube: Wenn wir eine wissenschaftliche Lösung unserer "Probleme" finden, dann kann ich weitermachen wie gehabt.</li>
</ul>
<p>"Probleme" in Anführungszeichen, denn Greer geht davon aus, dass wir es uns zu leicht machen, wenn wir alles als Problem betrachten, selbst wenn es dabei um grundsätzliche Eigenschaften des menschlichen Seins ("predicaments"), z.B. dessen Endlichkeit. Dagegen kann nichts unternommen, sondern nur reagiert werden.</p>
<p>Wir schaffen es nicht, uns von einfachen Erzählungen zu lösen und halten uns krampfhaft an dem fest, was wir kennen. Wir verhalten uns dabei wie der Affe in der gleichnamigen Falle, der es nicht schafft, das Objekt der Begierde loszulassen. Oder wie ein Lottogewinner im Rohstofflotto, der davon ausgeht, dass er demnächst einfach wieder eine ähnlich ergiebige Quelle wie Öl und Gas findet.</p>
<p>Ein zentrales Konzept für den Autor ist <a href="https://www.resilience.org/stories/2022-07-25/will-civilization-collapse-because-its-running-out-of-oil/"><strong>Peak Oil</strong></a>: Etwa um die Jahrtausendwende seien die Vorkommen aus konventionellen Quellen erschöpft gewesen. Danach wurden neue Methoden zur Extraktion gefunden (z.B. tight oil) und erfolgreich angewendet, aber dennoch kann der Trend zur Förderung von Öl langfristig nur noch nach unten zeigen (auch wenn der aktuelle Verbrauchstrend ... <a href="https://ourworldindata.org/grapher/oil-consumption-by-region-terawatt-hours-twh">verrückt</a> ist. Und überhaupt: <a href="https://ourworldindata.org/grapher/global-fossil-fuel-consumption">fossile Brennstoffe</a> ...</p>
<p>Wir laufen auf Rückschritte ("regress") zu:</p>
<ul>
<li>verfügbare Energie nimmt ab</li>
<li>Wirtschaft schrumpft</li>
<li>Gesundheitswesen kollabiert</li>
<li>politische Unruhen</li>
</ul>
<p><img alt="Abstieg" src="images/2023/catabolic_collapse.jpeg" title="katabolischer Kollaps"></p>
<p>Eine hübschere Grafik gibt es im Buch auf Seite 118.</p>
<p>Der Abstieg verläuft dabei nicht in einer einheitlichen Form, sondern durchläuft Krisen und Plateaus unterschiedlicher Länge und Ausprägung. Jede Schockwelle führt zu einer Verelendung weiterer Menschen, die sich vorher noch halten konnten.</p>
<p>In Krisenzeiten wird zudem an Investitionen in sinnvolle Projekte gespart. Weniger Klimaschutz, weniger Investment in erneuerbare Energien.</p>
<p>Greer macht sich keine Illusionen in Bezug auf einen Notschalter, den man noch umlegen könne. Der Abstieg läuft, es kann nur noch im Sinne überschaubarer Gemeinschaften der Umgang damit erleichtert werden, indem man:</p>
<ul>
<li>weniger Energie verbraucht</li>
<li>sich Fähigkeiten aneignet, die in einer destabilisierten Welt von Wert sind, z.B.<ul>
<li>Bio-Gärtnern</li>
<li>"veraltete" Technologien aneignen</li>
<li>Gemeinschaften aufbauen</li>
<li>Produkte recyclen</li>
</ul>
</li>
<li>für die eigene Gesundheit Verantwortung übernimmt</li>
<li>Spiritualität findet</li>
</ul>
<p>Erneuerbare Energien kommen bei Greer eher mäßig gut weg. Erneuerbare lohnen sich nur solange wie man die Herstellungskosten und -materialien aufbringen kann. Das klingt aktuell nach einer eher geringen Hürde, ist aber dem Umstand geschuldet, dass wir die wahren Kosten effektiv seit Jahren "ausgelagert" haben. Das wird sicherlich nicht mehr lange so einfach bleiben. Nicht zu vergessen ist leider auch die zu erwartende Nachfrage nach Stoffen, die bald in groteskem Verhältnis zur Fördermenge stehen dürfte (Stichwort Kupfer).</p>
<p>Nach Greer gehören Wind, Wasser, Sonne und Muskelkraft (!) die Zukunft. Technologien, auf die man im Zweifelsfall nicht zurückfallen kann, werden verschwinden. Zukünftige Technologien müssen haltbar, unabhängig von anderen Technologien, wiederholbar sein und transparenten Prinzipien folgen.</p>
<p>Viele Kulturgüter verschwinden irgendwann. Nachhaltige und wichtige Traditionen überleben. Überschaubare Gemeinschaften sind dabei der Schlüssel. Praktisch veranlagte Menschen sind notwendig.</p>
<p>Ein für mich eher ungewöhnlicher Punkt ist das Thema Spiritualität. Greer meint, dass das Zeitalter der Aufklärung zusehends versagt. Obwohl wir uns für rational halten, gibt es überall irrationale Bereiche. Bestes Beispiel ist die Werbung, in der mystisches Denken dominiert. Die vorherrschende Religion ist die Religion des ewigen Fortschritts. Dabei glauben wir, uns auf einem andauernden Pfad ständiger Verbesserung zu befinden. </p>
<p>Modernen Fortschritt haben wir jedoch in erster Linie Rohstoffen und Kolonialisierung zu verdanken. Beides gerät zunehmend an seine Grenzen, sodass auch die Sage vom Fortschritt immer weniger überzeugen kann. Es braucht einen neuen Mythos, der in Summe hoffentlich eher friedlich als gewaltverherrlichend daherkommt. Auf dem Weg dahin rechnet Greer mit einer deutlichen Zunahme apokalyptischer Sekten, die sich auf die Suche nach Sündenböcken machen.</p>
<p>Welche Religionen überleben, kann nur spekuliert werden. Der Autor denkt, dass es Fundi-Christen schwer haben werden, weil sie sich mit dem Fortschrittsglauben gemein gemacht hätten. Armut wertschätzende Katholiken schaffen da vermutlich mehr. Unklar ist, ob Buddhismus oder vielleicht sogar eine bisher unscheinbare Religion groß wird ...</p>
<p>P.S.: </p>
<ul>
<li>Für eine Art Kurzfassung: John Michael Greer - The Catabolic Collapse Of Civilization: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=QZ1H3DcVsSE">Part 1</a>, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=seM8ZqdyfyE">Part 2</a></li>
<li>ähnliche lesenswert, aber auf Basis von Blogeinträgen: <em>Collapse Now and Avoid the Rush: The Best of The Archdruid Report</em></li>
<li>Disclaimer: </li>
<li>Mit dem Druidendasein des Autors ... kann ich ehrlich gesagt wenig anfangen. Die Bücher lassen sich aber trotzdem gut lesen. </li>
<li>Auch die US-spezifischen Themen habe ich hier unerwähnt gelassen. Nur soviel: Greer sieht überwältigende politische Polarisierung und einen Abstieg der Weltmacht in kriegerischer Form kommen.</li>
<li>Meine Kopie des Buches wurde in Polen durch <em>Amazon Fullfillment</em> gedruckt, man kann aber auch deutlich günstiger die Kindle-Version erwerben.</li>
</ul>Gelesen 09/20222022-09-01T21:40:00+02:002022-09-01T21:40:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2022-09-01:/gelesen-0922.html<h2>Stephen King - Billy Summers (en)</h2>
<p>Der Plot liest sich wie der Inhalt eines Action-Films, was vielleicht dazu beigetragen hat, dass womöglich eine <a href="https://www.digitaltrends.com/movies/billy-summers-stephen-king-tv-series-development/">Miniserie für Netflix</a> produziert wird.</p>
<p>Veteran und Hitman Summers will einen allerletzten Auftrag erledigen. Dabei wird er (völlig überraschend) hintergangen und will sich revanchieren. Um die Sache nicht …</p><h2>Stephen King - Billy Summers (en)</h2>
<p>Der Plot liest sich wie der Inhalt eines Action-Films, was vielleicht dazu beigetragen hat, dass womöglich eine <a href="https://www.digitaltrends.com/movies/billy-summers-stephen-king-tv-series-development/">Miniserie für Netflix</a> produziert wird.</p>
<p>Veteran und Hitman Summers will einen allerletzten Auftrag erledigen. Dabei wird er (völlig überraschend) hintergangen und will sich revanchieren. Um die Sache nicht allzu ermüdend zu machen, tritt ihm ein junger, weiblicher Sidekick bei. King übt sich in Zurückhaltung was die Moral der Protagonisten betrifft, aber eine gewisse Sympathie für die "gute Gewalt" ist trotz aller Relativierungen nicht von der Hand zu weisen.</p>
<p>Lesenswert wird der Roman eigentlich erst durch die Beschreibungen und Stimmungsbilder, in denen sich die Charaktere bewegen. Viel warten, verschanzen, auflauern.</p>
<h2>Desmond Shum - Red Roulette: An Insider's Story of Wealth, Power, Corruption and Vengeance in Today's China</h2>
<p>Es waren einmal die 90er und frühen 2000er. China öffnete sich mehr oder weniger freiwillig dem internationalen Markt. Desmond Shum und seine Zweckehefrau Whitney Duan schmieren sich fröhlich durch verschiedene Schichten der hochbürokratischen Partei, indem sie sich an "Auntie Zhang" (Frau des ehemaligen Premiers Wen Jiabao) hängen und irgendwelche Projekte einfädeln, die in erster Linie der eigenen Bereicherung dienen, auch wenn immer wieder auf die angebliche Chinafortschrittstreue verwiesen wird.</p>
<p>Das Ganze wird in einer Art Entrepreneuer-Manier ermöglicht (Motto scheint: "Wir aus der Privatwirtschaft wollen auch was vom Kuchen"). Shum ergeht sich zeitweise in ermüdender Protzerei. Shums Frau wird irgendwann zu gierig und von der Partei einkassiert. Keiner der Akteuere macht dabei ein gutes Bild.</p>Ottessa Moshfegh: My Year of Rest and Relaxation (en)2022-09-01T21:40:00+02:002022-09-01T21:40:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2022-09-01:/ottessa-moshfegh-relaxation.html<p>Die Protagonistin ist jung und gutaussehend, lebt im Jahr 2000 und hat keinerlei finanzielle Probleme. Trotzdem fehlt ihr etwas ... Etwas wichtiges.</p>
<p>Ihr kommt die Idee, für ein Jahr "Ruhe und Entspannung" zur inneren Reinigung zu betreiben. Während man hier vielleicht an Strandurlaub, spirituelle Wanderungen oder exzessives Häkeln denken könnte, sollen …</p><p>Die Protagonistin ist jung und gutaussehend, lebt im Jahr 2000 und hat keinerlei finanzielle Probleme. Trotzdem fehlt ihr etwas ... Etwas wichtiges.</p>
<p>Ihr kommt die Idee, für ein Jahr "Ruhe und Entspannung" zur inneren Reinigung zu betreiben. Während man hier vielleicht an Strandurlaub, spirituelle Wanderungen oder exzessives Häkeln denken könnte, sollen Schlafmittel es richten.</p>
<p>Schnell findet sich eine willige Ärztin, die der angeblichen Schlaflosigkeit der Protagonistin entschieden entgegentritt und kein Mittel auslässt.</p>
<p>Die einzige Stimme, die gegen das Vorhaben angeht, ist die der langjährigen Freundin Reva. Sie ist zwar oberflächlich und materialistisch, aber trotzdem guten Willens, während die Protagonistin zwischen Herablassung und versteckter Verlustangst wechselt.</p>
<p>Neben der relativ ungewöhnlichen Geschichte gibt es viel Wortwitz zu verdauen. Oft schonungslos und kritisch, manchmal fast vernichtend. Nicht selten trotzdem humorvoll.</p>
<hr/>
<p>-- Spoilers ahead! --</p>
<p>Während das Vorhaben anfangs einfach nur skurril wirkt, wird langsam klar, warum die Protagonistin sich nach Selbsterneuerung sehnt.</p>
<p>Der Vater starb an Krebs, die Mutter wenig später an einer Überdosis Tabletten und Alkohol. Klar wird auch, dass das Verhältnis der Eltern zum Kind gestört war. Wenig Liebe, wenig Zutrauen.</p>
<p>Dazu noch eine toxische On-Off-Beziehung zum deutlich älteren, aber unreifen Travor, von dem sie lange nicht die Finger lassen kann.</p>
<p>Die Schlafmittel sollen es also richten. Anfangs läuft es ganz gut. Eine gewisse Routine stellt sich ein. Doch die Wirkung lässt nach. Es werden mehr und stärkere Pillen benötigt, bis schließlich nur noch Infermiterol etwas bringen.</p>
<p>Infermiterol gibt es im Buch, aber nicht in der Realität. Das Mittel sorgt für eine dreitägige Auszeit inklusive Gedächtnisverlust. Die Protagonistin kann nur anhand von Indizien darauf schließen, was passiert sein könnte.</p>
<p>Das ist einerseits unterhaltsam, andererseits aber auch schwer steuerbar.</p>
<p>Also entscheidet sie sich dafür, die Sache etwas kontrollierbarer zu machen. Das neue Leben soll endlich unbehindert das alte Leben ablösen.</p>
<p>Dafür lässt sie sich von einem früheren Galeriekollegen in ihrer Wohnung einsperren. Vorher muss noch alles Materialistische, das nicht zu Überleben gebraucht wird, raus. Reva bekommt einiges in die Hand gedrückt, vieles andere wird gespendet.</p>
<p>Infermiterol setzt sie regelmäßig außer Gefecht. Nach dem Aufwachen gibt's was zu essen und etwas Bewegung, dann wieder Schlaf.</p>
<p>Zumindest für die Protagonistin geht der Plan letztlich auf. Der Neubeginn ist wieder da, der Lebenshunger erwacht.</p>
<p>Tragischerweise hat Reva als Angestellte im World Trade Center 2001 weniger Glück.</p>Hamburg 02/222022-04-10T00:00:00+02:002022-04-10T00:00:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2022-04-10:/hamburg-02-22.html<p><a href="https://veintiuno.de/gallery/2022/hamburg_feb/hamburg.html"><img alt="Die Hochbahn Hamburg auf einer Stahlkonstruktion nahe der Landungsbrücken" src="images/2022/bahn.jpg" title="Hochbahn Hamburg"></a></p>
<p>Nach Monaten des Versteckens in den eigenen vier Wänden machten wir uns Ende Februar nach Hamburg auf. Das Wetter war ungewöhnlich gut und ich hatte Gelegenheit, meine "neue" Kamera auszuprobieren. Die Bilder sind <a href="gallery/2022/hamburg_feb/hamburg.html">hier zu finden</a>. Der Fokus liegt auf Landungsbrücken-Gegend und Hafencity, in der baulich weiterhin viel passiert. An …</p><p><a href="https://veintiuno.de/gallery/2022/hamburg_feb/hamburg.html"><img alt="Die Hochbahn Hamburg auf einer Stahlkonstruktion nahe der Landungsbrücken" src="images/2022/bahn.jpg" title="Hochbahn Hamburg"></a></p>
<p>Nach Monaten des Versteckens in den eigenen vier Wänden machten wir uns Ende Februar nach Hamburg auf. Das Wetter war ungewöhnlich gut und ich hatte Gelegenheit, meine "neue" Kamera auszuprobieren. Die Bilder sind <a href="gallery/2022/hamburg_feb/hamburg.html">hier zu finden</a>. Der Fokus liegt auf Landungsbrücken-Gegend und Hafencity, in der baulich weiterhin viel passiert. An diesem Tag war die Welt nicht in Ordnung, aber noch von einer weiteren sinnlosen Zerrüttung verschont.</p>
<p>...</p>
<p>Normalerweise bin ich mit einer <a href="https://www.usa.canon.com/internet/portal/us/home/products/details/cameras/point-and-shoot-digital-cameras/advanced-cameras/powershot-g7-x/powershot-g7-x">Canon Powershot G7X</a> aus dem Jahr 2014 unterwegs gewesen. Mittlerweile gibt es zwei Nachfolger und die Akku-Situation hat sich deutlich verschlechtert. Die Kamera ist ohnehin nicht besonders akkuschonend, aber wenn die Akkus älter werden, wird es schwierig. Ich gehe nur unregelmäßig auf Fotosafari und habe nun fast immer erlebt, dass der eingelegte Akku, Original oder Nachbau, erst einmal aufgeladen werden muss.</p>
<p>Das bleibt mir bei der <a href="https://www.usa.canon.com/internet/portal/us/home/products/details/cameras/support-point-and-shoot/powershot-sx-series/powershot-sx160-is/powershot-sx160-is">Canon Powershot SX160 IS</a> aus dem Jahr 2012 erspart, denn sie arbeitet mit regulären AA-Batterien bzw. Akkus. Die Akkulaufzeit ist ebenso erfreulich. Der erweiterte Zoom bis 16x ist auch nett. Ein paar entsprechende Bilder sind in der Galerie zu finden. Ein Wermutstropfen: In Sachen Bildqualität kann die SX160 kaum mithalten.</p>Christoph Ransmayr: Der Fallmeister. Eine kurze Geschichte vom Töten.2022-01-01T19:52:00+01:002022-01-01T19:52:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2022-01-01:/christoph-ransmayr-der-fallmeister-eine-kurze-geschichte-vom-toten.html<p>In einer nicht einmal sehr weit entfernten Zukunft ist Europa und die Welt ein Scherbenhaufen zersplitterter Staaten, die sich verfeindet gegenüberstehen und reich an nutzlosem Patriotismus inklusive sinnbefreiter Hymnen und Fahnen sind.</p>
<p>Die Menschheit blickt wie schon jetzt auf weitere erfolgreiche Jahre der Habitatszerstörung zurück, die nun selbst in Ex-Europa …</p><p>In einer nicht einmal sehr weit entfernten Zukunft ist Europa und die Welt ein Scherbenhaufen zersplitterter Staaten, die sich verfeindet gegenüberstehen und reich an nutzlosem Patriotismus inklusive sinnbefreiter Hymnen und Fahnen sind.</p>
<p>Die Menschheit blickt wie schon jetzt auf weitere erfolgreiche Jahre der Habitatszerstörung zurück, die nun selbst in Ex-Europa zu drastischen Einschränkungen bei der Wassernutzung führt. In dieser Welt der Süßwasserknappheit und steigendem Meeresspiegel existiert eine kleine Elite der Hydrotechniker, jener Arbeiter, die das Wasser zum Fließen und Weiterfließen bringen.</p>
<p>Konkret geht es aber um eine kleine Familie am <em>Weißen Fluss</em>, bestehend aus dem "Fallmeister", einer Art Schleusenwärter, dessen Frau und zwei Kindern. Erzählt wird aus der Perspektive des Jungen, der seinen Vater als fatal rückwärtsgewandt wahrnimmt, während er seine glasknochenkranke Schwester als seine "Pharaonin" vergöttert. Seine ("fremdländische") Mutter wird zum Leidwesen aller in ihre ursprüngliche Heimat deportiert.</p>
<p>Der Erzähler wird im weiteren Verlauf ein Hydrotechniker und verdingt sich weltweit. Seine Familie gerät dabei immer weiter aus dem Blick. Sein Vater ist verschollen und der Erzähler vermutet, dass er sich mit einem Mehrfachmord verabschiedet hat. Die Schwester zieht zu einem Deichgrafen an die Nordseeküste.</p>
<p>Irgendwann beschließt er, die losen Fäden wieder einzusammeln, will seine Schwester und die Mutter noch einmal aufsuchen ...</p>
<hr>
<p>Das Setting fand ich sehr spannend und gerade gegen Ende tat sich in dem Bereich deutlich mehr auf. Auch im Nachhinein erscheint es mir durchaus nicht abwegig. Darin eingebettet ist die Geschichte: nicht uninteressant, aber etwas unmotiviert und seltsam verstrickt.</p>
<p>Ungewohnt: Das Lektorat wird dem Text nicht gerecht (Rechtschreibfehler, Satzbau).</p>Jørgen Randers: 2052-A Global Forecast for the Next Forty Years2021-10-23T07:01:00+02:002021-10-23T07:01:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2021-10-23:/jorgen-randers-2052-a-global-forecast-for-the-next-forty-years.html<p>2012, also 40 Jahre nach dem Erscheinen des Berichts <strong><em>The Limits to Growth</em></strong> hat sich einer der Mitautoren mit Experten genug Gedanken gemacht, um eine halbwegs konkrete Prognose für die kommenden Jahrzehnte abgeben zu können.</p>
<p>Randers lässt Experten aus verschiedensten Bereichen sprechen und kommentiert deren Voraussagen (Zu seiner Überraschung kommt …</p><p>2012, also 40 Jahre nach dem Erscheinen des Berichts <strong><em>The Limits to Growth</em></strong> hat sich einer der Mitautoren mit Experten genug Gedanken gemacht, um eine halbwegs konkrete Prognose für die kommenden Jahrzehnte abgeben zu können.</p>
<p>Randers lässt Experten aus verschiedensten Bereichen sprechen und kommentiert deren Voraussagen (Zu seiner Überraschung kommt es dabei zu keinen groben Aureißern, was effektiv wohl als schlechtes Zeichen in Bezug auf die Auswahl der Experten gewertet werden müsste).</p>
<p>In der Randers-Zukunft des Jahres <a href="http://www.2052.info/">2052</a> ist das, was man allgemein als Natur bezeichnet drastisch dezimiert und entdiversifiziert. Man wird auf <a href="https://maraba.de/energiewende/100-erneuerbare-bis-2050">erneuerbare Energien umgestiegen sein</a>, wenn auch recht spät. Leben in einigen Regionen der Welt wird schwer bis unmöglich (die aktuell kälteren Regionen profitieren).</p>
<p>Das Leben ist noch deutlicher durch Vernetzung und virtuelle Welten geprägt. Der Generationenkonflikt hat sich deutlich verschärft, weil die Jugend mit dem bisherigen "Business-Modell" nicht mehr einverstanden ist.</p>
<p>Das Kräfteverhältnis der Staaten hat sich zugunsten Chinas gewandelt (groß und handlungsfähig). Vor allem die USA verlieren, wobei insgesamt alle sogenannten entwickelten Staaten verlieren bzw. stagnieren - allerdings nicht in so großem Maße wie manche Apokalyptiker befürchten. Viele Schwellenländer profitieren, arme Länder bleiben arm. Es gibt viele regionale Konflikte um Ressourcen.</p>
<p>Im Angesicht konkreter Probleme ist der Mensch also mit viel Verspätung in der Lage, gravierenden Entwicklungen entgegenzusteuern. Randers ist relativ optimistisch, dass der Mensch bis 2052 einen großen Schritt Richtung Verschmutzungsverminderung gegangen sein wird (und es wird <a href="https://graslutscher.de/warum-klimaschutz-uns-wohlstand-und-stabilitaet-bringen-wird-und-die-bild-das-gegenteil-behauptet/">bei weitem nicht so teuer</a> oder von Verzicht geprägt wie gerne behauptet wird).</p>
<p>Wie es allerdings danach weitergehen könnte, ist ihm (nachvollziehbarerweise) nicht klar, wobei es Zeichen für eine selbstverstärkende Wirkung des Klima"wandels"/ der Klimakatastrophe, wenn nicht deutlich gegengesteuert wird.</p>
<p>Randers wäre dabei gerne optimistisch, hat aber aus den letzten Jahrzehnten erkannt, dass die Fähigkeit zum vorausschauenden, rationalen Handeln beim Menschen im Kontext der Klimaprobleme eher unzureichend ist.</p>
<p>Im letzten Abschnitt des Buchs fasst Randers nochmal alles zusammen und gibt ein paar persönliche Handlungsempfehlungen. Ehrlich gesagt fand ich diesen Abschnitt problematisch ("Lernt Mandarin!"). Vielleicht ist das als Kurzanleitung für Lesefaule / Leute "ohne Zeit" gedacht.</p>
<p>Eine Menge der Thesen erscheinen für viele heute noch unrealistisch oder kaum haltbar, sind rational aber alles andere als abwegig (z.B. künftige Dominanz Chinas). Wobei auch hier, wie schon im Bericht <em>The Limits to Growth</em> eher das Gesamtbild wichtig ist. Generell ist eine konkretere Prognose einer unspezifischen unterlegen, weil z.B. Ausreißer oder chaotische Änderungen nicht so leicht vorhergesehen werden können.</p>
<p>Was sich allerdings sehr deutlich heraushören lässt ist die Dringlichkeit. Nur mit einer Gratwanderung lässt sich größtes Unheil abwenden. Die Frage ist nur noch, wieviel sich verhindern lässt und ob die Entwicklung überhaupt noch steuerbar ist.</p>Gelesen: The Limits to Growth2021-10-10T10:50:00+02:002021-10-10T10:50:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2021-10-10:/gelesen-the-limits-to-growth.html<p>Schon 1972 war vielen klar, dass der Mensch zwar viele gute Ideen hat, aber nachhaltiges <a href="https://www.businessinsider.de/gruenderszene/lexikon/begriffe/skalieren/"><em>Skalieren</em></a> nicht so sein Ding ist. Vor fast 50 Jahren konnte man sich <a href="https://donellameadows.org/the-limits-to-growth-now-available-to-read-online/">in diesem Bericht</a> des <em><a href="https://www.clubofrome.org/">Club of Rome</a></em> zusammenreimen, dass die allgemeinen Entwicklungen, ganz makroskopisch anhand weniger Sammelfaktoren gesehen, auf dem mittlerweile überschaubar …</p><p>Schon 1972 war vielen klar, dass der Mensch zwar viele gute Ideen hat, aber nachhaltiges <a href="https://www.businessinsider.de/gruenderszene/lexikon/begriffe/skalieren/"><em>Skalieren</em></a> nicht so sein Ding ist. Vor fast 50 Jahren konnte man sich <a href="https://donellameadows.org/the-limits-to-growth-now-available-to-read-online/">in diesem Bericht</a> des <em><a href="https://www.clubofrome.org/">Club of Rome</a></em> zusammenreimen, dass die allgemeinen Entwicklungen, ganz makroskopisch anhand weniger Sammelfaktoren gesehen, auf dem mittlerweile überschaubar erscheinenden Planeten Erde zum Kollaps führen würde. Freundlicherweise gibt es eine ganze Reihe Abbildungen dazu, die das etwas verdeutlichen.</p>
<p>Sehr spannend fand ich bereits eine der ersten Abbildungen, bei der es eigentlich um Grenzen des Menschen geht. Vorausschauendes Denken auf einer Basis, die sich nicht nur mit unmittelbaren Problemen beschäftigt, ist so eine Sache ...</p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/54bb1b1659b77c3132cf6955da4ae957/meadows_ltg_p019_f01.jpg"></p>
<p>Im Umkehrschluss heißt das leider auch überspitzt: Wenn man die Katastrophe nicht am eigenen Leib spürt, findet sie gefühlt nicht statt.</p>
<p>Danach werden viele Annahmen getroffen und erklärt, einige Entwicklungen im Einzelnen dargestellt und letztlich eine Reihe von Graphen produziert.</p>
<p>Gern flüsternd herumgereicht wird dieser Graph, in dem ein bisschen in die Zukunft gemunkelt wird. Eingeweihte sprechen hier von BAU - business as usual (auch wenn dieser Begriff im Bericht 1972 noch nicht genutzt wurde).</p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/54bb1b1659b77c3132cf6955da4ae957/meadows_ltg_p124_f35.jpg"></p>
<p>Weitere Graphen zeigen, was passieren würde, wenn man einen oder mehrer Faktoren in den Griff bekommen würde, jedoch kann nur bei einer ganzheitlichen Lösung eine Katastrophe verhindert werden. Explizit wird davor gewarnt, dass der Glaube, man könne allein mit Technologie und Innovation kontern (Modell "comprehensive technology" oder CT), die Grenzen exponentiellen Wachstums auf nur einer Erde ignoriert und letztlich zum Scheitern verurteilt ist.</p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/54bb1b1659b77c3132cf6955da4ae957/meadows_ltg_p127_f36.jpg"></p>
<p>Hier eine Variante mit mehr Ressourcen und damit verbunden extremer Verschmutzung. Der Graph wirkt schon etwas grenzertig. Andererseits ist ein Klimakollaps tatsächlich im Sinne von <em>selbstverstärkend</em> weiterhin nicht gerade unplausibel.</p>
<p>Der Originalbericht ist nicht ohne Kritik geblieben. Einige haben das Modell als konkrete Prognose verstanden, es geht aber eher um die Grundaussage, die damals wie heute lautet: Wenn sich nichts deutlich ändert, wird's schlimm. Andere kritisieren das Modell als unzureichend, schließen sich der Grundaussage aber an.</p>
<p>Man war sich damals sehr deutlich darüber bewusst, dass man in vielen Bereichen nur unzureichende Daten hatte, also strebte man an, immer mal wieder ein Update zu erzeugen und zu schauen, wie sich die Angelegenheit entwickelt. Das Ergebnis im Vergleich kurz gesagt: Man hat unterschätzt, wie kreativ der Mensch noch weiter Ressourcen extrahieren würde, aber an der Kernaussage ändert das wenig.</p>
<p>Einer der Autoren des Original-Papers, Jørgen Randers, hat 2012 eine eigene, konkrete Prognose <a href="http://www.2052.info/">in einem Buch niedergeschrieben</a>. Dazu mehr im <a href="https://veintiuno.de/randers-2052-a-global-forecast-for-the-next-forty-years">nächsten Post</a>.</p>
<hr>
<p>Note: Images copied from the <a href="https://collections.dartmouth.edu/teitexts/meadows/diplomatic/meadows_ltg-diplomatic.html">Dartmouth Library</a> to avoid stealing bandwidth from the site. No copyright infringement intended.</p>"Verkürzte Bahnfahrt"2021-09-18T21:35:00+02:002021-09-18T21:35:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2021-09-18:/verkurzte-bahnfahrt.html<p>Einerseits freue ich mich ja, wenn mittelfristig Strecken der deutschen Bahn erneuert werden. Gerade passiert das zum Beispiel auf der Strecke <a href="https://bauprojekte.deutschebahn.com/p/berlin-hamburg/pdf">Hamburg - Berlin</a> bis (wenigstens) 11.12. (danach soll damit die nächste Baustelle Kassel - Fulda - Würzburg entlastet werden).</p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ccaf041d19837c416a66909db8fb42db/gleis.jpg"></p>
<p>Andererseits: Bei den Szenen in Hamburg am letzten Sonntag traute ich mich …</p><p>Einerseits freue ich mich ja, wenn mittelfristig Strecken der deutschen Bahn erneuert werden. Gerade passiert das zum Beispiel auf der Strecke <a href="https://bauprojekte.deutschebahn.com/p/berlin-hamburg/pdf">Hamburg - Berlin</a> bis (wenigstens) 11.12. (danach soll damit die nächste Baustelle Kassel - Fulda - Würzburg entlastet werden).</p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ccaf041d19837c416a66909db8fb42db/gleis.jpg"></p>
<p>Andererseits: Bei den Szenen in Hamburg am letzten Sonntag traute ich mich nicht auf den Gleis (13!) - zum Einen, weil es kaum möglich war, zum anderen, weil mir eine Platzsituation auch schon ohne eine Pandemie Sorgen macht. Ich fühlte mich an längst vergangene Zeiten erinnert. Damals stand ich oft am Fernverkehrsgleis im Bahnhof Zoo und wartete mit übermäßig vielen anderen Lebensmüden darauf, dass jemand aus Versehen stürzt und so jemand anderes unbeabsichtigt auf das Gleis schubst. Das fand glücklicherweise 2006 ein Ende als ein neuer Bahnhof dorthin gestellt wurde, wo vorher ein eher unscheinbarer Bahnhhof namens <em>Lehrter Bahnhof</em> existierte.</p>
<p>Anstatt nun also <a href="https://prlbr.de/">jemanden</a> in Brandenburg zu besuchen, wanderte ich auf der "Sehen-und-gesehen-werden"-Außenalsterstrecke (ca. 9km) entlang, um danach den Rückweg anzutreten.</p>
<p>Auf der Außenalster wurde viel gesegelt...</p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ccaf041d19837c416a66909db8fb42db/segeln.jpg"></p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ccaf041d19837c416a66909db8fb42db/ausblick.jpg"></p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ccaf041d19837c416a66909db8fb42db/ausblick2.jpg"></p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ccaf041d19837c416a66909db8fb42db/boote.jpg"></p>
<p>Auf den Bildern kann man kaum sehen wieviel an diesem Tag los war. Gerade in Innenstadtnähe waren viele Leute unterwegs, zum Teil auch mit ihren vierbeinigen Gefährten. Manchmal führte das zu Situationen wie dieser hier, in der einige Hunde aufeinandertrafen und sich teils leicht chaotische Szenen abspielten - wobei sich die meisten Szenen schnell wieder auflösten. Jedenfalls fanden sich oft einige Zuschauer.</p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ccaf041d19837c416a66909db8fb42db/moment.jpg"></p>Gelesen 07/212021-07-25T17:38:00+02:002021-07-25T17:38:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2021-07-25:/gelesen-0721.html<h3><a href="https://www.diogenes.ch/leser/autoren/y/banana-yoshimoto.html">Banana Yoshimoto</a> - Der See</h3>
<p>Chihiro steht an einem Scheideweg. Die Mutter stirbt nach langer Krankheit und ein seltsamer Mann tritt in ihr Leben. Die Beziehung zu Nakajima gestaltet sich nicht ganz einfach, nimmt aber trotzdem Gestalt an. Als klar wird, dass Nakajkima als Kind von einer Sekte schleppt wurde, macht …</p><h3><a href="https://www.diogenes.ch/leser/autoren/y/banana-yoshimoto.html">Banana Yoshimoto</a> - Der See</h3>
<p>Chihiro steht an einem Scheideweg. Die Mutter stirbt nach langer Krankheit und ein seltsamer Mann tritt in ihr Leben. Die Beziehung zu Nakajima gestaltet sich nicht ganz einfach, nimmt aber trotzdem Gestalt an. Als klar wird, dass Nakajkima als Kind von einer Sekte schleppt wurde, macht vieles mehr Sinn. Nicht unbedingt Gute-Laune-Literatur.</p>
<h3><a href="https://www.hanser-literaturverlage.de/autor/julia-schnetzer/">Julia Schnetzer</a> - Wenn Haie leuchten</h3>
<p>Ein faszinierendes Sachbuch über allerlei kuriose Meeresbewohner und deren Verhalten. Manchmal wird es etwas technisch, aber man spürt die Begeisterung der Autorin und versteht ein bisschen mehr/Meer, wie die Dinge zusammenhängen. Wenig überraschend stellt das Buch ein weiteres Plädoyer für Tier- und Umeweltschutz dar.</p>
<h3>Martha Wells - <a href="https://marthawells.com/murderbot.htm">The Murderbot Diaries</a> (en)</h3>
<p>Eine SecUnit ("Security Unit"), etwas T1000/Data und etwas menschlicher Klon, ist eigentlich eine Art Wegwerf-Bodyguard für schwierige Situationen. Allerdings entwickelt es ein Eigenleben, hackt sich selbst und wird ein Stück weit frei; ist nun das menschenrettende "Murderbot", das gerne mal Serien schaut. Menschen werden ausnahmsweise nicht idealisiert, ganz im Gegenteil. Murderbot möchte kein Mensch sein, auch wenn es sich notwendigerweise etwas anpasst, um nicht sofort aufzufallen. Literarisch sicherlich nicht nobelpreisverdächtig ("and then ... and then ..."), aber unterhaltsam.</p>
<p>Sehr angenehm: Die 5 Novellen und das Buch <a href="https://www.ebooks.com/en-de/series/the-murderbot-diaries/">lassen sich ohne Kopierschutz kaufen</a> und somit auf beliebigen Geräten ansehen.</p>Rosen im Rhododendronpark2021-07-03T19:02:00+02:002021-07-03T19:02:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2021-07-03:/rosen-im-rhododendronpark.html<p>Die meisten <a href="https://www.baumschule-horstmann.de/gattung/rhododendren">Rhododendren</a> im <a href="https://www.rhododendronparkbremen.de/">Bremer Rhododendronpark</a> sind verblüht. Das macht den Park nicht zu einer trostlosen Wüste, aber die Attraktivität nimmt nach der Blüte doch deutlich ab.</p>
<p>Im Anschluss kann man sich zum Beispiel noch <a href="https://www.rhododendronparkbremen.de/parkteile/neuer-park/themengaerten/rosengarten/">an einer ganzen Menge Rosen</a> erfreuen (wenn man sich dafür begeistern kann), die formschön an …</p><p>Die meisten <a href="https://www.baumschule-horstmann.de/gattung/rhododendren">Rhododendren</a> im <a href="https://www.rhododendronparkbremen.de/">Bremer Rhododendronpark</a> sind verblüht. Das macht den Park nicht zu einer trostlosen Wüste, aber die Attraktivität nimmt nach der Blüte doch deutlich ab.</p>
<p>Im Anschluss kann man sich zum Beispiel noch <a href="https://www.rhododendronparkbremen.de/parkteile/neuer-park/themengaerten/rosengarten/">an einer ganzen Menge Rosen</a> erfreuen (wenn man sich dafür begeistern kann), die formschön an und auf einem Hügel gepflanzt gepflanzt sind.</p>
<p>Eigentlich bin ich kein großer Rosenfreund, aber Pandemien machen merkwürdige Dinge mit dem Erfahrungshorizont.</p>
<p>Also fuhr ich letztens in den Park und schoss ein paar Bilder, bis mir der Regen weitere Bilder unmöglich machte.</p>
<p>Als ... äh ... Rosenexperte weise ich darauf hin, dass hier Rosen unterschiedlicher Farben zu sehen sind. Rosa und gelb ließen sich gut ablichten. Bei roten und weißen hatte ich so meine Probleme.</p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ea3404aba2f7a01dfb74cbb07481bcd6/rosen5.jpg"></p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ea3404aba2f7a01dfb74cbb07481bcd6/rosen2.jpg"></p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ea3404aba2f7a01dfb74cbb07481bcd6/rosen4.jpg"></p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ea3404aba2f7a01dfb74cbb07481bcd6/rosen9.jpg"></p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ea3404aba2f7a01dfb74cbb07481bcd6/rosen8.jpg"></p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ea3404aba2f7a01dfb74cbb07481bcd6/rosen7.jpg"></p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ea3404aba2f7a01dfb74cbb07481bcd6/rosen1.jpg"></p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ea3404aba2f7a01dfb74cbb07481bcd6/rosen6.jpg"></p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/ea3404aba2f7a01dfb74cbb07481bcd6/rosen3.jpg"></p>Generative Music: Melting Snow2021-04-13T18:22:00+02:002021-04-13T18:22:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2021-04-13:/generative-music-melting-snow.html<p>Der Frühling hat in diesem Jahr ausnahmsweise seinen Namen verdient. Der April ist wechselhaft, kalt und windig.</p>
<p>Trotzdem werden die Tage länger und wenn mal Schnee fällt, hält er sich nicht unbedingt lange. Als Ode an die Schneeschmelze habe ich das Skript zum Erzeugen von Musik (genannt <em>midim</em>) dazu genötigt …</p><p>Der Frühling hat in diesem Jahr ausnahmsweise seinen Namen verdient. Der April ist wechselhaft, kalt und windig.</p>
<p>Trotzdem werden die Tage länger und wenn mal Schnee fällt, hält er sich nicht unbedingt lange. Als Ode an die Schneeschmelze habe ich das Skript zum Erzeugen von Musik (genannt <em>midim</em>) dazu genötigt, etwas Schneeschmelziges zu erzeugen. Die Instrumentenwahl ist nicht zufällig: Piano, Bass, Marimba.</p>
<p><strong><em><a href="https://veintiuno.de/media/melting_snow.mp3">Melting Snow</a></em></strong></p>
<p>Inpiration für die Instrumentierung war ein Album von Taiko Saito und Niko Meinhold namens <em>koko</em>, das ich seit jeher sehr entspannend finde (Beispiel: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=rdviV7t_z34">Hautfarbene Wolke</a>).</p>
<p>Dass es fast schon so lange wie das Album auch das Trio <em>Kokotob</em> mit dem Klarinettisten Tobias Schirmer gibt (Beispiel: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=C-4Rlw6t9uQ">Komodo no Kodomo</a>), ist mir erst heute aufgefallen. Tja. Mehr Musik zur Entspannung schadet derzeit ja eher nicht ...</p>Gelesen 03/20212021-03-09T15:23:00+01:002021-03-09T15:23:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2021-03-09:/gelesen-032021.html<p>Gerade zuende gelesen: <strong><em>Kirschblüten und rote Bohnen</em></strong> von <em>Durian Sukegawa</em>. Der selbsternannte Loser/Außenseiter Sentaro, der in einem Imbiss für eine Süßspeise festhängt, wird durch eine Expertin in dem Bereich zu Höhenflügen angetrieben. Nebenher erfährt man etwas darüber, wie man früher mit in Japan mit Leprakranken umging. Dieser Aspekt ist …</p><p>Gerade zuende gelesen: <strong><em>Kirschblüten und rote Bohnen</em></strong> von <em>Durian Sukegawa</em>. Der selbsternannte Loser/Außenseiter Sentaro, der in einem Imbiss für eine Süßspeise festhängt, wird durch eine Expertin in dem Bereich zu Höhenflügen angetrieben. Nebenher erfährt man etwas darüber, wie man früher mit in Japan mit Leprakranken umging. Dieser Aspekt ist etwas moralingetränkt, aber insgesamt liest sich das Buch trotzdem recht angenehm. Ein zurückhaltendes Schulmädchen wird aus Gründen der Vollständigkeit (? → 3 Hauptcharaktere, 3 Generationen) ebenfalls durch die Handlung geschleift, bleibt dabei jedoch ziemlich blass.</p>
<p>Etwas besser hat mir <strong><em>Für eine schlechte Überraschung gut</em></strong> von <em>Arto Paasilinna</em> gefallen. Zwei Soldaten, die während des 2. Weltkrieges in Finnland notlanden, schlagen sich durch die verschneite Landschaft und erleben dabei einige Abenteuer. Moral ist in dem Buch auf befremdliche Weise eher weniger ein Thema (Stichwort "gute Gewalt"). Davon abgesehen wird man vom Autor gut unterhalten und kann sich in eine so ganz andere Zeit versetzen lassen.</p>
<p><em>Peter Frankopans</em> langgezogener Aufsatz <strong><em>Die Neuen Seidenstraßen</em></strong> liegt mittlerweile auch schon eine Weile gelesen herum und hat schlussendlich nicht viel mehr zu sagen als dass der Westen sich warm anziehen kann, weil die Länder der Seidenstraße auf der Überholspur unterwegs sind. Dass dafür immer noch nur eine Erde verfügbar ist, scheint nicht eingeplant zu sein und so hinterlässt diese lineare Sichtweise bei mir Zweifel.</p>Generative Music: Waiting2021-02-14T18:49:00+01:002021-02-14T18:49:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2021-02-14:/generative-music-waiting.html<p>Vor einiger Zeit beschäftigte ich mich etwas mit Musiktheorie und schrieb ein <a href="https://github.com/zeugs/reclamu">Java-Programm</a>, mit dem ich (und so ziemlich nur ich) in der Lage war, diffuse Musik zu erzeugen. Der Ansatz war damals, möglichst offen zu beginnen und dann einzugrenzen. Das hat nicht gut geklappt. Ich habe unterschätzt, wie "einfache …</p><p>Vor einiger Zeit beschäftigte ich mich etwas mit Musiktheorie und schrieb ein <a href="https://github.com/zeugs/reclamu">Java-Programm</a>, mit dem ich (und so ziemlich nur ich) in der Lage war, diffuse Musik zu erzeugen. Der Ansatz war damals, möglichst offen zu beginnen und dann einzugrenzen. Das hat nicht gut geklappt. Ich habe unterschätzt, wie "einfache" verständliche Musik funktioniert.</p>
<p>Mit ein paar neuen Gedanken und dem Ansatz umgekehrt (wenig flexibel -> flexibler) habe ich nun ein Python-Script geschrieben, das deutlich weniger diffuse Musik erzeugt.</p>
<p>Um sich ein Bild machen zu können, <a href="https://veintiuno.de/media/waiting.mp3">kann man sich dieses Beispiel anhören</a>.</p>
<p>Das Stück geht Richtung Easy Listening / Jazz und nimmt am <a href="https://dynamicrangeday.co.uk/about/">Loudness War</a> nicht teil (hat also leise und laute Abschnitte). Entsprechend versträgt es sich nicht gut mit lauten Hintergrundgeräuschen. Es mäandert einige Minuten mit wechselnden Moll-Tonleitern und einer sich wiederholenden Progression i-v-iv-i vor sich hin, bis es "ausläuft".</p>Peter Frankopan: Die neuen Seidenstraßen2021-02-02T21:35:00+01:002021-02-02T21:35:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2021-02-02:/peter-frankopan-die-neuen-seidenstrassen.html<p>Die Geschichte geht etwa so: Früher gab es die Seidenstraße, die West und Ost lange im Handel verbanden. Dann drehte der Westen auf und der Welthandel wurde durch ihn bestimmt.</p>
<p>Das ist nun vorbei. Asien emanzipiert sich und vor allem China ist auf dem Weg, die USA als Anführer "abzulösen …</p><p>Die Geschichte geht etwa so: Früher gab es die Seidenstraße, die West und Ost lange im Handel verbanden. Dann drehte der Westen auf und der Welthandel wurde durch ihn bestimmt.</p>
<p>Das ist nun vorbei. Asien emanzipiert sich und vor allem China ist auf dem Weg, die USA als Anführer "abzulösen". Trump hat die Entwicklung noch beschleunigt, während sich Europa größtenteils heraushält. Die alten Handelswege werden zu neuen. Der Westen muss fürchten, dass Asien den Westen rechts überholt.</p>
<p>Die Thesen werden mit allerlei Daten unterschiedlicher Qualität unterfüttert. Allerdings empfand ich davon viel als redundant. Ich hätte mir eher die Behandlung weiterer Aspekte gewünscht. Zum Beispiel spielen Umweltaspekte keine Rolle. Die Klimakatastrophe und deren Folgen scheinen unbedeutend zu sein.</p>
<p>Trotzdem hilft das Buch, aktuelle Entwicklungen besser zu verstehen und sich zeitweise aus der westlichen Wahrnehmungsblase zu bewegen.</p>Udon-Nudelsuppe-Baukasten2021-01-24T19:08:00+01:002021-01-24T19:08:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2021-01-24:/udon-nudelsuppe-baukasten.html<p>Für 4 Portionen, ohne Fleisch</p>
<h3>Zutaten</h3>
<ul>
<li>400g Udon-Nudeln (aufzuteilen, wenn für mehrere Tage gedacht)</li>
<li>150g Pilze (z.B. Shiitake, Kräuterseitlinge, Champigons)</li>
<li>1 Bund Frühlingszwiebeln</li>
<li>Gemüse (z.B. Brokkoli, Bohnen, Karotten, Zuckerschoten)</li>
<li>2 Teelöffel Mirin</li>
<li>2 Packungen Dashi</li>
<li>1200-1800ml Wasser</li>
<li>2-3 Esslöffel Mizo-Paste</li>
<li>Sojasoße</li>
<li>Salz</li>
<li>Pfeffer</li>
<li>Ingwer</li>
<li>Chili</li>
<li>Sesam</li>
</ul>
<p>Mit Tofu …</p><p>Für 4 Portionen, ohne Fleisch</p>
<h3>Zutaten</h3>
<ul>
<li>400g Udon-Nudeln (aufzuteilen, wenn für mehrere Tage gedacht)</li>
<li>150g Pilze (z.B. Shiitake, Kräuterseitlinge, Champigons)</li>
<li>1 Bund Frühlingszwiebeln</li>
<li>Gemüse (z.B. Brokkoli, Bohnen, Karotten, Zuckerschoten)</li>
<li>2 Teelöffel Mirin</li>
<li>2 Packungen Dashi</li>
<li>1200-1800ml Wasser</li>
<li>2-3 Esslöffel Mizo-Paste</li>
<li>Sojasoße</li>
<li>Salz</li>
<li>Pfeffer</li>
<li>Ingwer</li>
<li>Chili</li>
<li>Sesam</li>
</ul>
<p>Mit Tofu?</p>
<ul>
<li>200g Tofu</li>
</ul>
<p>Tofu anbraten?</p>
<ul>
<li>Maisstärke</li>
<li>Sesam</li>
<li>Sojasoße</li>
<li>Sesamöl</li>
</ul>
<p>Nudeln, Tofu und Mizopaste gibt es mittlerweile in vielen Supermärkten. Einfacher Tofu hat wenig Eigengeschmack und kann leichter gewürzt werden als z.B. geräucherter.</p>
<p>Mirin und Dashi gibt es im Asia-Supermarkt.</p>
<h3>Vorbereitung</h3>
<h4>Tofu</h4>
<p>Wenn der Tofu nur in die Suppe soll, einfach in kleine Stücke schneiden.</p>
<p>Ansonsten in Küchenpapier wickeln und etwas Schweres daraufstellen, damit der Tofu trocknet.</p>
<h4>Suppe</h4>
<p>Die Nudeln werden frisch gekocht und danach kalt abgespült. Pilze in Scheiben schneiden und bei Bedarf teilen, bis gut essbare Stücke übrig bleiben.</p>
<p>Frühlingszwiebeln abwaschen, welke Teile entfernen und zerkleinern.</p>
<p>Der Gemüseanteil braucht nicht groß auszufallen. 1-2 Karotten und maximal ein halber Brokkoli reichen beispielsweise.</p>
<h3>Zubereitung</h3>
<h4>Tofu anbraten</h4>
<p>Geschnittenen Tofu in eine Schale geben, Sojasauße, Gewürze, ein paar Esslöffel Maisstärke und Sesam dazugeben und durchmischen. Prinzipiell kann man das auch Stunden vorher machen, wenn man die Mischung durchziehen lassen möchte.</p>
<p>Ca. 10 Minuten bevor die Suppe fertig ist: Sesamöl in einer Pfanne erhitzen, Tofu dazugeben und bei mittlerer Hitze braten und durchmischen bis alle Seiten gut gebräunt sind. Dabei nicht zu lange warten, denn der Tofu gart noch ein bisschen nach.</p>
<p>In eine Schale geben.</p>
<h4>Suppe</h4>
<p>Wasser aufkochen, Mirin und Dashi dazugeben. Dann Pilze und Gemüse dazugeben - Frühlingszwiebeln (und ggf. Zuckerschoten) erst später. Temperatur verringern.</p>
<p>Die Suppe kann wenige Minuten oder aber auch 20-30 Minuten köcheln, je nachdem wie weich das Gemüse werden soll.</p>
<p>Dann Gewürze und Mizo-Paste dazugeben und aufkochen lassen. Außerdem Frühlingszwiebeln (und ggf. Zuckerschoten) dazugeben. Die Suppe mit Mizo-Paste sollte möglichst nicht mehr kochen. Dann abschmecken und gegebenenfalls nachwürzen.</p>
<h3>Anmerkungen</h3>
<p>Das Essen kann recht schnell kalt werden, daher möglichst den Deckel auf der Suppe lassen und nicht zuviele Nudeln auf den Teller bringen.</p>Gelesen 1/20212021-01-09T12:46:00+01:002021-01-09T12:46:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2021-01-09:/gelesen-12021.html<p>Schon im letzten Herbst las ich erneut <strong><em>Albert Camus</em></strong>' <strong>Die Pest</strong>. Das Buch blieb mir ähnlich haften wie schon beim ersten Lesen vor einigen Jahren, wobei diesmal andere Dinge in den Vordergrund rückten.</p>
<p>Ich ertappte mich immer wieder dabei, Parallelen zwischen dem Pestausbruch und unserer (im Vergleich) "freundlichen" Pandemie zu …</p><p>Schon im letzten Herbst las ich erneut <strong><em>Albert Camus</em></strong>' <strong>Die Pest</strong>. Das Buch blieb mir ähnlich haften wie schon beim ersten Lesen vor einigen Jahren, wobei diesmal andere Dinge in den Vordergrund rückten.</p>
<p>Ich ertappte mich immer wieder dabei, Parallelen zwischen dem Pestausbruch und unserer (im Vergleich) "freundlichen" Pandemie zu finden. Viele Dinge scheinen wirklich ähnlich zu verlaufen.</p>
<p>Bis das Ereignis tatsächlich von der breiten Masse verstanden ist, dauert es sehr lange. Die Situation erscheint abstrakt und unwirklich. Und solange man niemanden kennt, den es "erwischt hat", besteht immer die Möglichkeit, sich in gefühlter Sicherheit zu wiegen. Gerade diese gefühlte Sicherheit ist gefährlich und ich vermute, dass sie erheblich dazu beiträgt, dass man den Ernst der Lage falsch einschätzt.</p>
<p>Bei der Pest kommt irgendwann der Moment, in dem auch dem letzten klar wird, dass mit der Seuche nicht zu verhandeln ist. Dann sind die Straßen auch ohne Verordnung leer gefegt und das Heulen der Krankenwagensirenen löst Beklemmung aus. Davon sind wir zumindest in Deutschland zum Glück bisher weit entfernt. Hoffentlich bleibt es so.</p>
<p>Ebenso garantiert scheint eine "langsame Kenntnisnahme" zu Beginn. Man hat recht große Gewissheit, womit man es zu tun hat, aber zögert das Unvermeidliche Tage oder Wochen hinaus - Was sich bei hochinfektiösen Krankheiten im Nachhinein betrachtet immer als fragwürdig erwiesen hat.</p>
<p>Ein weiterer Punkt, praktisch der Elefant im Raum ist das Erlebnis für die Menschen "an der Front". Mir scheint, dass es hier ab dem Punkt der Überlast keinen so großen Unterschied macht, womit man es zu tun hat. Das Personal wird unbarmherzig zerrieben und kann doch nicht aufgeben.</p>
<p>Das ist auch ein zentrales Thema im Buch. Trotz der Ausweglosigkeit der Situation bleibt nichts, außer weiterzumachen und die Dauerbelastung auszuhalten.</p>
<hr>
<p><strong><em>Cartarescus</em></strong> <strong>Solenoid</strong> wartet schon eine ganze Weile darauf, weitergelesen zu werden. Das Buch ist sehr ungewöhnlich, sowohl in der Aufmachung als auch inhaltlich. Die Perspektive der Hauptperson pendelt zwischen ekelhaft, deprimierend und faszinierend hin und her. Tatsächlich beunruhigt mich das Lesen diese Buchs eher als viele andere Dinge momentan. Entsprechend wird es damit erst in einigen Wochen weitergehen.</p>
<p>Überbrückt wird derzeit mit <strong><em>Peter Frankopans</em></strong> <strong><em>Die Neuen Seidenstraßen</em></strong> am äh ... unteren Ende meiner Toleranzschwelle für Sachbücher. Die Hälfte ist etwa geschafft und mir drängt sich der Eindruck auf, dass hier weniger mehr gewesen wäre. Vielleicht braucht es aber auch Fülltext, um den Gedanken, die besprochen werden, etwas Raum zu geben.</p>Random Explorer - Beta2020-09-24T18:32:00+02:002020-09-24T18:32:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2020-09-24:/random-explorer-beta.html<p>Sicher niemand wird sich gewundert haben, warum zuletzt neben den üblichen Beiträgen eine <em>Privacy Policy</em> für <em><a href="https://play.google.com/store/apps/details?id=de.ramota.explorer">Random Explorer</a></em> aufgetaucht ist.</p>
<p>Es geht um eine kleine Android-App, die innerhalb eines selbst festlegbaren Radius eine Koordinate erzeugt. Diese Koordinate wird per Zufall bestimmt, orientiert sich also nicht an der Karte oder sonstigen …</p><p>Sicher niemand wird sich gewundert haben, warum zuletzt neben den üblichen Beiträgen eine <em>Privacy Policy</em> für <em><a href="https://play.google.com/store/apps/details?id=de.ramota.explorer">Random Explorer</a></em> aufgetaucht ist.</p>
<p>Es geht um eine kleine Android-App, die innerhalb eines selbst festlegbaren Radius eine Koordinate erzeugt. Diese Koordinate wird per Zufall bestimmt, orientiert sich also nicht an der Karte oder sonstigen Dingen.</p>
<p>Was man mit dieser Koordinate anstellt, ist jedem selbst überlassen, aber ein angedachter <em>Use Case</em> ist ein Spaziergang oder eine Wanderung zu diesem Punkt, sofern er überhaupt erreichbar ist. Ein paar Mal habe ich das so schon ausprobiert und unerwartet ein paar neue Wege in der Umgebung gefunden. Da ich viel in meiner direkten Umgebung unterwegs bin, ist das recht praktisch.</p>
<p><img alt="Bildbeschreibung" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/09c8dcccad808a07d266cd504936b850/scr2.png"></p>
<p>Auf die Idee kam ich über eine andere App namens <a href="https://www.nytimes.com/2020/07/31/style/randonautica-app.html">Randonautica</a>, die auch Koordinaten erzeugt, aber das Ganze in ein unseriös erscheinendes Konstrukt bettet. Die Nutzung dieser App ist mittlerweile außerdem so umständlich in der Handhabung, dass ich mich genötigt sah, eine simple Alternative zu basteln.</p>
<p>Die <a href="https://play.google.com/store/apps/details?id=de.ramota.explorer">App</a> ist momentan als Beta markiert, ich bin also für Feedback aller Art aufgeschlossen.</p>Heidschnuckenweg Etappe 22020-09-24T17:46:00+02:002020-09-24T17:46:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2020-09-24:/heidschnuckenweg-etappe-2.html<p>Am Dienstag war ich mit Anne auf einem kurzen Trip nach Handeloh über Buchholz. Tagesziel war eine kleine Wanderschaft auf dem <a href="https://www.heidschnuckenweg.de/">Heidschnuckenweg</a>. Schon im letzten Jahr gingen wir diesen Teilabschnitt (allerdings im August). Da wir nur die <a href="https://www.heidschnuckenweg.de/etappe/8729/heidschnuckenweg-etappe-2.html">2. Etappe</a> (ca. 15km) gingen, schien es sinnvoller, in Handeloh zu starten und …</p><p>Am Dienstag war ich mit Anne auf einem kurzen Trip nach Handeloh über Buchholz. Tagesziel war eine kleine Wanderschaft auf dem <a href="https://www.heidschnuckenweg.de/">Heidschnuckenweg</a>. Schon im letzten Jahr gingen wir diesen Teilabschnitt (allerdings im August). Da wir nur die <a href="https://www.heidschnuckenweg.de/etappe/8729/heidschnuckenweg-etappe-2.html">2. Etappe</a> (ca. 15km) gingen, schien es sinnvoller, in Handeloh zu starten und im besser angebundenen Buchholz anzukommen. Bei gutem, aber nicht zu warmen Wetter, legten wir die Strecke ohne große Anstrengung zurück.</p>
<p>Man sollte sich nicht allzu sehr darauf versteifen, <a href="https://www.lueneburger-heide.de/natur/artikel/8824/heidschnucken-unseren-tierischen-landschaftspfleger.html">Heidschnucken</a> zu Gesicht zu bekommen. Davon abgesehen: Vor allem während der Heideblüte ist die Landschaft schön anzusehen (im September ist davon fast nichts mehr übrig). Die Gegend ist zudem etwas hügeliger als man erwarten würde, sodass man an manchen Stellen durchaus ein paar schöne Blicke auf die Umgebung hat. Die in der Beschreibung angegebene Umleitung war schon 2019 veraltet. Man kann ohne Probleme am Stadtteich vorbeilaufen.</p>
<p>Am Bahnhof fiel uns diesmal das eher unscheinbare <a href="https://www.facebook.com/BahnhofsCaFee-Buchholz-154142491302911/">BahnhofsCaFee</a> (Achtung, Facebook; die eigentliche Internetseite sieht gerade nicht gesund aus) auf. Dort gab es Cappuchino und Cookies der selbstgemachten Art. Sowohl der Kaffee als auch die Cookies waren unerwartet gut. Ich komme selten in die Verlegenheit, am Bahnhof Buchholz auszusteigen, aber für die Zukunft bleibt dieses Café für mich gesetzt.</p>
<p><img alt="Cappuchino vom BahnhofsCaFee" src="https://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/97ccd286a4b227ca09c2f38fdd4f22bd/_20200922_111157.jpg"></p>Random Explorer Privacy Policy2020-08-28T21:21:00+02:002020-08-28T21:21:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2020-08-28:/random-explorer-privacy-policy.html<p>Cree Gat built the <strong><em>Random Explorer</em></strong> app as a Free app. This service is provided by Cree Gat at no cost and is intended for use as is.</p>
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<p>This privacy policy page was created at privacypolicytemplate.net and modified</p>Christopher Isherwood: Leb wohl, Berlin2020-07-05T18:24:00+02:002020-07-05T18:24:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2020-07-05:/christopher-isherwood-leb-wohl-berlin.html<p>In kleinen Episoden erzählt <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Christopher_Isherwood">Isherwood</a> aus seiner Zeit im Berlin Ende der 1920er bis Anfang der 1930er. Wieviel davon konkret autobiographisch ist und wieviel fiktional ist schwer zu deuten. Das Ganze hat Tagebuchcharakter.</p>
<p>Der Einstieg fiel mir etwas schwer und wurde erst erleichtert, als Sally Bowles auftritt. Die junge Kabarett-Künsterlin …</p><p>In kleinen Episoden erzählt <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Christopher_Isherwood">Isherwood</a> aus seiner Zeit im Berlin Ende der 1920er bis Anfang der 1930er. Wieviel davon konkret autobiographisch ist und wieviel fiktional ist schwer zu deuten. Das Ganze hat Tagebuchcharakter.</p>
<p>Der Einstieg fiel mir etwas schwer und wurde erst erleichtert, als Sally Bowles auftritt. Die junge Kabarett-Künsterlin sucht nach einer Filmrolle, der sie scheinbar auf keinem Weg näher kommt. Sie bringt allerdings etwas Leben in die Welt des Hauptcharakters und die Dialoge sind unterhaltsam (die späteren Unterhaltungen mit Natalia Landauer können da nicht mithalten). Es ist nicht verwunderlich, dass die Abenteuer mit Sally als Vorlage für das Musical <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Cabaret_(Musical)">Cabaret</a> und den späteren Film genutzt wurden.</p>
<p>Die Sally-Adventures machen aber nur einen Teil des Buchs aus. Man lernt außerdem die bitterarmen Nowaks kennen, dort insbesondere den charismatischen Herumtreiber Otto. Und man lernt außerdem die vermögenden Landauers kennen. Der Hauptcharakter gibt Englischunterricht für die leicht realitätsferne Tochter Natalia und trifft später öfters auf deren seltsamen Cousin Bernhard. Das Leben der Landauers unterscheidet sich deutlich von dem der anderen Charaktere des Buchs, auch wenn das Schicksal es mit ihnen ebenso wenig gut meint wie mit den meisten anderen.</p>
<p>Insgesamt wirkt das Buch bedrückend. Besonders die Lebensumstände der Nowaks erscheinen aus heutiger Sicht grausam. Das Schicksal der Landauers ist ebenso unerfreulich. Und auch Sally macht letztlich nicht den Eindruck, ihr Leben würde in die richtige Richtung laufen.</p>
<p>Dennoch vermittelt das Buch einen großartigen Eindruck vom Berlin vor der Machtergreifung. Man kann nur erahnen, wie intensiv diese Zeit in der Berliner Szene gewesen sein muss.</p>
<p>Die Edition der Büchergilde ist insgesamt empfehlenswert, da sie einige anschauliche Illustrationen von Christine Nippoldt enthält. Während des Lesens hatte ich zeitweise das Gefühl, sprachlich mit der Originalversion besser bedient gewesen zu sein (Goodbye to Berlin). Mir war manchmal nicht klar, welche Sprache an welcher Stelle wie vorgesehen war.</p>Berit Glanz: Pixeltänzer2020-07-05T17:39:00+02:002020-07-05T17:39:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2020-07-05:/berit-glanz-pixeltanzer.html<p>Elisabeth ("Beta") ist Software-Testerin in einer hippen Firma, in der die Kollegen gleichzeitig beste Freunde sind. Es wird viel und lang gearbeitet, man arbeitet nach dem <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Scrum">SCRUM</a>-Schema und ist bestrebt, sich immer weiter zu entwickeln.</p>
<p>In diesen Selbstoptimierungsumgebung platzt ein Unbekannter hinein, der Beta auf eine unbekannte Fährte führt …</p><p>Elisabeth ("Beta") ist Software-Testerin in einer hippen Firma, in der die Kollegen gleichzeitig beste Freunde sind. Es wird viel und lang gearbeitet, man arbeitet nach dem <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Scrum">SCRUM</a>-Schema und ist bestrebt, sich immer weiter zu entwickeln.</p>
<p>In diesen Selbstoptimierungsumgebung platzt ein Unbekannter hinein, der Beta auf eine unbekannte Fährte führt. <a href="https://photo-auge.de/lavinia-schulz-sturmfrauen/wppaspec/oc2/lnde/cv0/abPxsxfAwwZA4A/ptPxsxZfQ4x4PP">Lavinia Schulz</a>, <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Holdt">Walter Holdt</a> und <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Heinz_Stuckenschmidt">Hans Heinz Stuckenschmidt</a> spielen dabei eine Rolle. Lavinia und Walter führten in den 1920ern Tänze in abenteuerlichen Masken auf, zum Teil auch zu neuer Musik wie sie Hans Heinz zum besten gibt. Das Ganze war nicht besonders hilfreich in Bezug auf Gelderwerb und führte (zumindest liegt das nahe) zu einem persönlichen Drama.</p>
<p>Im Buch wird eine vergleichsweise kleine Zerreissprobe in Betas Leben (App-Entwicklung in Bussen und Hotels) zur Parallele, die anhand von Nachrichten des Fremden aufrecht erhalten wird. Dieser schickt plausible, aber wohl erdachte Texte aus dem Leben der Tänzer und versteckt diese hinter kleinen Rätseln.</p>
<p>Auffällig gut ist die Konzeption und der Gesamtbogen des Buchs. Trotz der sehr widersätzlich erscheinenden Themen ist mir kein befremdliches Gefühl entstanden. Das Finale erscheint als Höhepunkt des Texts.</p>
<p>Die Stränge selbst sind unterschiedlich stark. Der moderne Strang wirkt etwas leblos und kühl. Die Einführungstexte mit Erklärungen zu SCRUM und agilen Methoden wirken manchmal deplatziert. Elisabeths Erlebnisse erscheinen plausibel, aber auch etwas distanziert. Mir ist nicht ganz klar, ob das absichtlich so kostruiert ist. Manchmal habe ich mich an <a href="https://www.bleeptrack.de/">bleeptrack</a> erinnert gefühlt, besonders bei der Umsetzung des absichtsbefreiten <a href="https://www.bleeptrack.de/projects/beetlesbot">Space-Invader-Klons mit Fliegen</a>.</p>
<p>Im Gegensatz dazu ist das Leben der Tänzer direkt von Emotionen und Verschmelzung geprägt. Beim Tanz wird alles eins, auch wenn das restliche Leben ein Albtraum ist.</p>
<p>Auf der einen Seite die Testerin mit mäßig erfüllendem Job und Bullshit-Aufgaben, die aber monetär durchaus etwas bringen, während Lavinia und Co ihrer Leidenschaft nachgehen, damit aber völlig erfolglos bleiben. Wer hätte nun eher Erfolg verdient?</p>Vollendete Tatsachen2020-05-08T11:10:00+02:002020-05-08T11:10:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2020-05-08:/vollendete-tatsachen.html<p><em>Anmerkung: Dieser Text macht ohne <a href="https://veintiuno.de/der-entscheidende-faktor">diesen</a> wenig Sinn.</em></p>
<p>von J. O., 08.05.2020</p>
<p><strong>Im träumerischen Ort S., bekannt für seinen familienfreundlichen Tourismus und einladende Badestellen, brannte gestern ein Haus komplett nieder.</strong></p>
<p>Ein Ferienhaus am Ortsrand brannte gestern vollständig nieder. Zum Zeitpunkt des Brandes hielt sich niemand im Haus auf …</p><p><em>Anmerkung: Dieser Text macht ohne <a href="https://veintiuno.de/der-entscheidende-faktor">diesen</a> wenig Sinn.</em></p>
<p>von J. O., 08.05.2020</p>
<p><strong>Im träumerischen Ort S., bekannt für seinen familienfreundlichen Tourismus und einladende Badestellen, brannte gestern ein Haus komplett nieder.</strong></p>
<p>Ein Ferienhaus am Ortsrand brannte gestern vollständig nieder. Zum Zeitpunkt des Brandes hielt sich niemand im Haus auf. Die Feuerwehr war schnell vor Ort, konnte gegen das Feuer jedoch nicht viel ausrichten. Feuerwehrwachtmeister O.:</p>
<p><em>Schon von weitem waren die Flammen zu sehen. Wir vermuteten bereits bei der Ankunft, dass hier ein Fall von Brandstiftung vorliegt, da offenkundig entweder sehr stark brennbare Substanzen oder Brandbeschleuniger im Spiel gewesen sein mussten.</em></p>
<p>Der Besitzer der Anlage, Herr P., fand sich am Tatort ein und zeigte sich bestürzt. Im Beisein der Polizei deutete er an, er "hätte es ja ahnen können". Bei genauerer Nachfrage winkte er jedoch ab und erklärte, er könne sich den Vorfall nicht erklären. Die Polizei leitete eine umfassende Untersuchung ein.</p>Der entscheidende Faktor2020-04-25T23:12:00+02:002020-04-25T23:12:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2020-04-25:/der-entscheidende-faktor.html<p>Sehr geehrter Herr K.,</p>
<p>Wir haben lange überlegt, wie wir die offenkundig überwältigende Anzahl Anfragen für die aktuelle Saison in ein akzeptables Verhältnis zu unseren Unterbringungsmöglichkeiten bringen können.</p>
<p>Daher bedauern wir umso mehr, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir Ihren geplanten Aufenthalt in unserer Ferienanlage "W..." für den Zeitraum 25 …</p><p>Sehr geehrter Herr K.,</p>
<p>Wir haben lange überlegt, wie wir die offenkundig überwältigende Anzahl Anfragen für die aktuelle Saison in ein akzeptables Verhältnis zu unseren Unterbringungsmöglichkeiten bringen können.</p>
<p>Daher bedauern wir umso mehr, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir Ihren geplanten Aufenthalt in unserer Ferienanlage "W..." für den Zeitraum 25.07.-08.08.20 von unserer Seite stornieren müssen.</p>
<p>Wir hoffen auf Ihr Verständnis.</p>
<p>Mit freundlichen Grüßen,</p>
<p>W. P.</p>
<hr>
<p><em>Sehr geehrter Herr P.,</em></p>
<p><em>wieviel wurde Ihnen geboten?</em></p>
<div class="highlight"><pre><span></span><code><p>
</code></pre></div>
<div class="highlight"><pre><span></span><code><em>
</code></pre></div>
<p>Mit neugierigen Grüßen,</p>
<p>H. K.<code></em></code></p>
<hr>
<p>Lieber Herr K., erstmal ist es sehr unangebracht, mir zu unterstellen, ich würde Ihre Buchung wegen mit Sicherheit illegaler, höherer Gebote stornieren!</p>
<p>Sie können allerdings wieder ins Rennen aufgenommen werden, wenn Sie wenigstens den 2,4-fachen Preis zu zahlen bereit sind. Um Ihre Chancen zu erhöhen, würde ich Ihnen allerdings raten, etwas höher zu gehen, um nicht sofort wieder ins Hintertreffen zu geraten.</p>
<hr>
<p><em>Werter Herr P., ich finde es extrem unmoralisch wie Sie hier die Krise zu Ihren Gunsten ausnutzen und sich an Pärchen und Familien bereichern!</em></p>
<p><em>Sie erinnern sich bestimmt: Ich bringe zwei Kinder mit, die monatelang nur ihr Zimmer und Orte im Umkreis von 1500 Metern um unsere Wohnung gesehen haben.</em></p>
<p><em>Im Übrigen bin ich mit dem Faktor 3 einverstanden. Lassen Sie uns nicht lange feilschen und diese Situation ohne viel Diskussion hinter uns bringen.</em></p>
<hr>
<p>Herr P., ein Manager mit überdurchschnittlichem Einkommen hat mir direkt Faktor 6 angeboten und unaufgefordert eine Anzahlung mit Faktor 2 getätigt.</p>
<p>Wäre es jemand anderes gewesen, ich hätte nicht gezögert.</p>
<p>Auf der anderen Seite hasse ich die moralische Verdorbenheit seines Berufsstands und würde daher gerne auf andere Angebote eingehen.</p>
<p>Ernsthaft konkurrieren Sie gerade in erster Linie mit einem Arzt, der zufällig aus der gleichen Stadt kommt wie Sie. Er hat ebenfalls 2 Kinder und würde Faktor 3,5 bieten.</p>
<p>Wenn Sie mir Faktor 4 bieten, steht einer direkten Zusage nichts im Weg, denke ich.</p>
<hr>
<p><em>Ich weiß die Konsequenzen Ihrer fragwürdigen Ansichten zu schätzen. Ohne Leute mit solch einer Einstellung würde es derzeit wohl vielen "normalen" Leuten kaum noch möglich sein, überhaupt irgendwo Urlaub zu machen.</em></p>
<p><em>Schweren Herzens willige ich also ein, wenn denn nun bei Faktor 4 wirklich das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Mehr ist für mich einfach nicht machbar.</em></p>
<hr>
<p>Herr P., ich finde Ihr Angebot sehr vernünftig und im Sinne unserer bisherigen Unterhaltung durchaus angemessen. Ich habe eine Nacht darüber geschlafen und auch mit meiner Frau darüber geredet.</p>
<p>Wir waren letztlich beide der Meinung, dass man es irgendwann auch gut sein lassen sollte. Genug ist genug.</p>
<p>Dann hat direkt nach dem Frühstück der Manager angerufen und ins Telefon geschrien, dass er Faktor 10 akzeptiert. Natürlich blieb mir an dieser Stelle nichts anderes übrig, als ihm zuzusagen. Was hätten Sie an meiner Stelle getan?</p>
<hr>
<p><em>Herr K., ich verstehe Ihre Beweggründe und freue mich bis zu einem gewissen Grad, dass ich nun doch deutlich Geld (auf Kosten meiner Nerven) spare.</em></p>
<p><em>An dieser Stelle möchte ich allerdings eine Sache betonen: Ich weiß, wo Sie wohnen.</em></p>
<hr>
<p>Wenn Sie sich in dieser Angelegenheit auf das Impressum meiner Internetseite verlassen: Davon kann ich Ihnen nur abraten. Ich wohne nicht wirklich in einem Polizeirevier in H.</p>
<p>Vielleicht erwägen Sie auch, mein Unternehmen auf gewissen Plattformen schlecht zu bewerten. Davon kann ich Sie natürlich nicht abhalten. Allerdings spielt das in der aktuellen Situation nur eine sehr geringe Rolle.</p>
<hr>
<p><em>Fein, fein. Werden Sie glücklich mit Ihrem Manager.</em></p>
<p><em>Ich feile schon an einigen möglichst realistisch klingenden, detailreichen Bewertungen. Habe schließlich noch genug Zeit dafür.</em></p>
<p><em>Auf Nimmersehen.</em></p>Meine GoTo-Seiten für Corona-Updates2020-03-18T19:25:00+01:002020-03-18T19:25:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2020-03-18:/meine-goto-seiten-fur-corona-updates.html<p>Ohne Anspruch auf irgendeine Vollständigkeit hier eine Liste der Seiten, die ich zum Thema derzeit am häufigsten frequentiere:</p>
<ul>
<li><a href="https://elm.nsupdate.info/virus/">die ~~hilfreiche~~ Seite von Jens Röder</a>, ~~die einem schon allein anhand der nackten Zahlen und (begrenzter) Vorausschau den Ernst der Lage vermittelt;~~ auch mit <a href="https://elm.nsupdate.info/countries.html">Graphen pro Land</a></li>
<li><a href="http://coronamap.org/">Eine Übersichtskarte</a>, ~~mit der sich …</li></ul><p>Ohne Anspruch auf irgendeine Vollständigkeit hier eine Liste der Seiten, die ich zum Thema derzeit am häufigsten frequentiere:</p>
<ul>
<li><a href="https://elm.nsupdate.info/virus/">die ~~hilfreiche~~ Seite von Jens Röder</a>, ~~die einem schon allein anhand der nackten Zahlen und (begrenzter) Vorausschau den Ernst der Lage vermittelt;~~ auch mit <a href="https://elm.nsupdate.info/countries.html">Graphen pro Land</a></li>
<li><a href="http://coronamap.org/">Eine Übersichtskarte</a>, ~~mit der sich zumindest der Ist-Zustand relativ gut überblicken lässt~~; leider ab- und an (vermutlich wegen der Last) teilweise offline</li>
<li><a href="https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-03/corona-pandemie-virus-covid-19-ausbreitung-live-blog">Die Corona-Seite der ZEIT</a> für alle relevanten Entscheidungen und News</li>
<li>Für Bremer gibt es bei <a href="https://www.butenunbinnen.de/">buten un binnen</a> eine Update-Seite, deren Uri aber immer mal wieder wechselt</li>
<li>Die <a href="https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html">Übersichtsseite des Robert-Koch-Instituts</a> für Deutschland mit Aufschlüsselung nach Bundesland (Danke an <a href="https://prlbr.de/">Martin</a>!)</li>
</ul>
<p>Disclaimer: Derzeit (2020-03-29) scheinen die rohen Zahlen nur ein sehr undeutliches Bild zu liefern. Die tägliche Nennung von X Infizierten bei Y Toten ohne jegliche Einordnung ist nicht hilfreich. Möglicherweise lassen sie gerade keine brauchbaren Schlüsse zu. Werte aus asiatischen Ländern, in denen extensiv getestet wurde, sind eventuell zu gebrauchen, aber hier ist unter Umständen die Vergleichbarkeit nicht / nicht mehr gegeben.</p>
<p>Wenn du auch Seiten hast, die Platz in dieser Liste hätte, <a href="https://veintiuno.de/impressum">schick mir eine Mail</a>.</p>
<p>Ansonsten: Weiter <a href="https://www.infektionsschutz.de/haendewaschen.html">Hände waschen</a> und physische Kontakte vermeiden!</p>
<ul>
<li>Update 2020-03-20: RKI-Link hinzugefügt, Link für Händewaschen geändert</li>
<li>Update 2020-03-29: Unklarheiten verdeutlicht</li>
</ul>Im Wildpark und am Wasser2020-02-25T07:43:00+01:002020-02-25T07:43:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2020-02-25:/im-wildpark-und-am-wasser.html<p>In der Potsdamer Umgebung zu wandern, ist nicht selten eine abwechslungsreiche Angelegenheit. Im Dezember letzten Jahres opferte sich Martin wieder einmal, um mit mir gewohnte und weniger ungewohnte Umgebungen zu durchkämmen.</p>
<p>Wir begannen in der Nähe des Bahnhofs Park Sanssouci, querten eine unsichtbare (aber verzeichnete) Brücke und verließen den Park …</p><p>In der Potsdamer Umgebung zu wandern, ist nicht selten eine abwechslungsreiche Angelegenheit. Im Dezember letzten Jahres opferte sich Martin wieder einmal, um mit mir gewohnte und weniger ungewohnte Umgebungen zu durchkämmen.</p>
<p>Wir begannen in der Nähe des Bahnhofs Park Sanssouci, querten eine unsichtbare (aber verzeichnete) Brücke und verließen den Park am Südtor. Danach ging es zum ehemaligen Bahnhof Pirschheide und von dort zum Olympiastützpunkt (Rudern, Kanu, Leichtathletik) am Templiner See entlang hin zu Potsdams bisher heikelstem Wiederaufbau, der Garnisonkirche.</p>
<p><a href="https://veintiuno.de/gallery/2019/wildpark.html">Die Bilder der Wanderung sind hier zu finden.</a></p>Gelesen: Das Zeitalter des Zorns; Das Zimmer2020-02-09T00:03:00+01:002020-02-09T00:03:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2020-02-09:/gelesen-das-zeitalter-des-zorns-das-zimmer.html<h3>Pankaj Mishra: Das Zeitalter des Zorns</h3>
<p>Manchmal ist es ganz gut, einen Blick von Außen auf die Dinge zu bekommen, die man im "Westen" allgemein anerkennt. Mishra wirkt wie jemand, der sich die Mühe gemacht hat und dabei eine alternative Geschichte der Moderne erzählt, die einen an vielen Selbstverständlichkeiten zweifeln …</p><h3>Pankaj Mishra: Das Zeitalter des Zorns</h3>
<p>Manchmal ist es ganz gut, einen Blick von Außen auf die Dinge zu bekommen, die man im "Westen" allgemein anerkennt. Mishra wirkt wie jemand, der sich die Mühe gemacht hat und dabei eine alternative Geschichte der Moderne erzählt, die einen an vielen Selbstverständlichkeiten zweifeln lässt. Der Ausblick, den der Autor für die Zukunft gibt, lässt nichts Gutes erahnen.</p>
<p>Das Buch ist deutlich abstrakt und der Inhalt nicht wirklich einfach zu vermitteln. Ein gelungener Versuch ist <a href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/pankaj-mishra-das-zeitalter-des-zorns-ein-moralischer-appell.1270.de.html?dram:article_id=391086">hier nachzulesen</a>.</p>
<h3>Jonas Karlsson: Das Zimmer</h3>
<p>Björn, das missverstandene Bürogenie, entdeckt einen geheimen Raum, den kein anderer sehen kann. Exististiert der Raum dennoch oder hat Björn den Verstand verloren?</p>
<p>Anlehnungen an Kafka sind oberflächlich erkennbar. Die Sprache ist aber eine deutlich andere und der Protagonist befindet sich nicht in einem kafka-typischen Spannungsfeld, in der ein einzelner zum Spielball unverständlicher Kräfte wird. Stattdessen geht es eher um die Frage, ob der Narzisst Björn psychisch krank ist oder von seinen Kollegen perfide gemobbt wird. Unterhaltsam ist das Ganze allemal.</p>Unsortierte Links Dezember 20192019-12-31T14:39:00+01:002019-12-31T14:39:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2019-12-31:/unsortierte-links-dezember-2019.html<ul>
<li><a href="https://www.nytimes.com/interactive/2019/12/19/opinion/location-tracking-cell-phone.html">Dieser Artikel</a> zum Thema Tracking hat mich nachhaltig beschäftigt und mein Misstrauen gegenüber Google und Facebook bestärkt. Die Daten und was damit gemacht wird, erklärt meiner Meinung nach auch, warum viele Apps nicht mehr als Web-Anwendung verfügbar gemacht werden oder deren Nutzung deutlich erschwert wird: Ein Smartphone kann im Vergleich …</li></ul><ul>
<li><a href="https://www.nytimes.com/interactive/2019/12/19/opinion/location-tracking-cell-phone.html">Dieser Artikel</a> zum Thema Tracking hat mich nachhaltig beschäftigt und mein Misstrauen gegenüber Google und Facebook bestärkt. Die Daten und was damit gemacht wird, erklärt meiner Meinung nach auch, warum viele Apps nicht mehr als Web-Anwendung verfügbar gemacht werden oder deren Nutzung deutlich erschwert wird: Ein Smartphone kann im Vergleich zu einem Laptop verhältnismäßig genau lokalisiert und Daten mit Metainfos (Name, Geräteinfos etc.) angereichert werden. Besonders neu ist diese Einsicht <a href="https://qz.com/1131515/google-collects-android-users-locations-even-when-location-services-are-disabled/">eigentlich nicht</a>, aber immer noch schwer greifbar.</li>
<li>Ein Jahreswechsel ist eine gute Gelegenheit, auf die letzten Monate zurückzuschauen, aber allzu oft wäre es besser, ab und an <a href="https://www.youtube.com/watch?v=nhaPJSmjXho">einfach nur im Hier</a> zu leben.</li>
<li>Ich lese Nachrichten gern in einem Feedreader. Bisher war das <a href="https://feedly.com/">Feedly</a>, in verschiedenen Formen integriert. Zuletzt mit dem <a href="http://nextmatters.com/">Nextgen Reader</a> (der strenggenommen mittlerweile eher tot und "Lastgen" ist). Mir gefällt, dass man sich unabhängig von der Seite nur mit Überschrift und Kurzbeschreibung beschäftigen, anstatt dem Layout, der Farbgebung und irgendwelchen Bildern einer einzelnen Site folgen zu müssen, wenn man sich einen Überblick verschaffen will. Feedly kostenlos zu nutzen erscheint mir dauerthaft unfair gegenüber dem Entwickler. Das Abo ist aber fast so teuer wie mein Shared-Hosting hier. Daher habe ich nach einer aktuellen Alternative gesucht und <a href="https://selfoss.aditu.de/">selfoss</a> gefunden. Neben der Software gefällt mir auch die <a href="https://www.aditu.de/">Seite des Betreibers</a>, insbesondere <a href="https://www.lesestunden.de/">der Literatur-Teil</a></li>
<li>Mir ist der Bildschirm auf modernen Monitoren meist zu grell. Zum Glück gibt es <a href="https://darkreader.org/">Dark Reader</a>, der helle Hintergründe in dunkle wandelt.</li>
</ul>Snowfall2019-12-22T19:13:00+01:002019-12-22T19:13:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2019-12-22:/snowfall.html<p>Vor fast 12 Jahren erstellte ich ein Stück für Orchester. Es nannte sich damals noch "Fleeing" und besitzt immer noch einen gewissen Charme, auch wenn die Samples und mein musikalisches Wissen im Vergleich zu heute etwas zu wünschen übrig ließen.</p>
<p>Nun schien es nicht lohnenswert, die Version von damals einer …</p><p>Vor fast 12 Jahren erstellte ich ein Stück für Orchester. Es nannte sich damals noch "Fleeing" und besitzt immer noch einen gewissen Charme, auch wenn die Samples und mein musikalisches Wissen im Vergleich zu heute etwas zu wünschen übrig ließen.</p>
<p>Nun schien es nicht lohnenswert, die Version von damals einer Schönheitskur zu unterziehen. Stattdessen habe ich eine Version für Piano erstellt, die sich <a href="https://veintiuno.de/media/snowfall.mp3">hier finden lässt</a>. Die Tonart, meist G-Moll, lässt das Stück etwas wehmütig erscheinen, soll aber auch etwas Hoffnung spenden.</p>Wells: The Island of Dr Moreau2019-12-11T07:40:00+01:002019-12-11T07:40:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2019-12-11:/wells-the-island-of-dr-moreau.html<p><em>What can you expect from science fiction book from 1896?</em> I thought when I picked this book up in a Thalia store in Hamburg. When you think of sci-fi nowadays you often associate artificial intelligence, robots and distopian futures. But you can have it with just the right bit of …</p><p><em>What can you expect from science fiction book from 1896?</em> I thought when I picked this book up in a Thalia store in Hamburg. When you think of sci-fi nowadays you often associate artificial intelligence, robots and distopian futures. But you can have it with just the right bit of blasphemy and animal cruelty as well.</p>
<p>Enter Prendick, a shipwrecked man, who gets rescued by strange men on a strange island. Doctor Moreau is "king" of the island and its inhabitants, supported by a loyal fellow named Montgomery. Moreau is very keen on "humanizing" various animals through vivisection, which cannot be hidden easily. The screaming animals leave no doubt about what they think of the torture they must endure.</p>
<p>Prendick is not amused either and a more than once either tries to escape or walk into the sea to end his misery. During his escape he encounters various "monsters", which are somewhat self-organized and follow a certain basic conduct that was given to them by Moreau. Unfortunately the human factor wears off after a while and tragedy overwhelms everything and everyone.</p>
<p>I had difficulties reading this book. At a time where people are at least somewhat aware of animal psychology and rights the suffering of the animals in this book is hard to tolerate. Also the language is difficult for non-native speakers and contains some old-and-forgotten vocabulary. Nonetheless I find this book is worth the trouble. The author is straight-forward and mostly neutral, which seems hard to maintain given the subjects of the book.</p>
<p>--</p>
<p>In case you consider reading the book: It makes sense to get a version with explanations of the old vocab and some background information on Wells and the time the book was written at.</p>Karel Čapek: Der Krieg mit den Molchen2019-11-16T13:00:00+01:002019-11-16T13:00:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2019-11-16:/karel-capek-der-krieg-mit-den-molchen.html<p>Vor ein paar Wochen fand ich eine unauffällige Mail in meinem Postfach. Die <a href="https://www.schweitzer-online.de/info/Buchhandlung-Bremen_1/">Buchhandlung Geist</a> in Bremen veranstaltet eine Lesung des Buchs <em>Der Krieg mit den Molchen</em>.</p>
<p>"<em>Das ist doch dieses Buch, das ich längst gelesen habe und wofür ich eigentlich einen Text auf der Homepage veröffentlicht haben wollte!</em>", kam …</p><p>Vor ein paar Wochen fand ich eine unauffällige Mail in meinem Postfach. Die <a href="https://www.schweitzer-online.de/info/Buchhandlung-Bremen_1/">Buchhandlung Geist</a> in Bremen veranstaltet eine Lesung des Buchs <em>Der Krieg mit den Molchen</em>.</p>
<p>"<em>Das ist doch dieses Buch, das ich längst gelesen habe und wofür ich eigentlich einen Text auf der Homepage veröffentlicht haben wollte!</em>", kam mir sofort in den Sinn. Nun denn, die Vorlesung <a href="https://www.schweitzer-online.de/info/Capek-Der-Krieg-mit-den-Molchen/">war gestern</a> und es wird nun wirklich Zeit, ein paar Worte zu verlieren.</p>
<p>Kapitän Van Toch, erfahrener Seemann, findet auf der Suche nach neuen Quellen wertvoller Perlen eine Bucht mit außergewöhnlich begabten <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Molch">Molchen</a>. Sie lernen einfrig und wären vielleicht schon längst deutlich bekannter. Die Population wurde durch Haie in der Gegend allerdings begrenzt.</p>
<p>Der Kapitän kann über eine Jugendbekanntschaft (Herr Bondy) erreichen, dass die Perlenfischerei mit Molchen kräftig durchstartet und schon bald sind Perlen nicht mehr viel Wert. Man beginnt, Molche für alle möglichen niederen Arbeiten einzusetzen. Gerade Dinge im und unter Wasser bieten sich an.</p>
<p>Nebenher wird klar, dass die Molche nicht nur in der Lage sind, sich ihre Feinde vom Hals zu halten, sondern auch Lesen, Schreiben und Sprechen lernen können. Ein Molch wird zur Attraktion im Londoner Zoo, andere werden für Experimente genutzt. Die Molchisierung der Gesellschaft schreitet voran. Es werden Stimmen laut, die Rechte für Molche einfordern: Sie mögen ein Anrecht auf Kleidung haben, sich dieser oder jener Bewegung anschließen, sich von der Sklaverei befreien, etc. Die Molche selbst haben zu diesen Vereinnamungsversuchen keine Meinung. Sie haben weder Gefühle noch politische Ansichten, sie benötigen keinen Luxus. Letztlich sind es "nur" Molche, wenn auch intelligente.</p>
<p>Wie der Titel des Buchs nahelegt, kann das kein gutes Ende nehmen. Wie es sich damit genau verhält, möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten, sondern anregen, dieses Buch einmal <a href="https://www.buechergilde.de/detailansicht/items/der-krieg-mit-den-molchen_168960.html">selbst in den Händen zu halten</a> und die ungewöhnliche Kombination aus Text und Illustration von <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Ticha">Hans Ticha</a> mit eigenen Augen zu sehen. Ich kenne nur die Büchergilde-Edition, kann daher nicht beurteilen, ob Versionen bei z.B. amazon ebenfalls etwas taugen. Buchhandlungen, die mit der Büchergilde zusammenarbeiten, haben dieses Buch möglicherweise auch vorrätig oder können es bestellen.</p>
<p>Neben beißender Satire sind einige Stellen enthalten, die ein mulmiges Gefühl aufkommen lassen. Dieses Buch wurde vor dem zweiten Weltkrieg geschrieben und polemisiert nicht nur Dinge, die sich bald darauf als nur zu wahr herausstellen sollten, sondern ist im Grunde weiterhin aktuell. Kein Wunder also, dass es wegen Verunglimpfung der nordischen Rasse 1940 auf die <em>Jahresliste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums</em> geschafft hat.</p>
<p>Die Passage, die dazu geführt haben dürfte, war auch ein Highlight der Lesung in der Buchhandlung, zu der ich Anne mitnahm. Der Raum war mäßig gefüllt. <a href="http://drama-tisch.de/menschen/christoph-wehr">Christoph Wehr</a> von <a href="http://drama-tisch.de/idee">drama-TISCH</a> führte uns stehend(!), gestikulierend und mit bildreicher Unterstützung durch 90 Minuten zu Leben gewordener Literatur. Besonders der Kapitän hinterließ (mitsamt holländischem Akzent) einen bleibenden Eindruck. Wie Wehr es schaffte, sich so selten im Text zu vertun, ist mir völlig unklar. Das muss wohl jahrelange Erfahrung sein.</p>
<p>Das Publikum hätte sich etwas mehr einbringen können. Ich bekenne mich auch schuldig, nicht verstanden zu haben, dass man an einigen Stellen hätte mitmachen können/sollen (vielleicht ein Tribut an den fortgeschrittenen Freitag). Zumindest an einer Stelle war das Publikum jedoch genötigt, etwas zu tun: Ein kleiner Schnipsel unverständlicher Schrift durfte zum besten gegeben werden. Anne durfte sich auch versuchen. Es wurde viel gelacht. Aus mir unbekannten Gründen verließen wir fast fluchtartig die Veranstaltung, dabei hätte man sich noch eine Weile austauschen können. Seltsam. Aber trotzdem ein gelungener Abend.</p>Matthew Walker: Why We Sleep2019-09-27T09:59:00+02:002019-09-27T09:59:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2019-09-27:/matthew-walker-why-we-sleep.html<p>Ich habe jahrelang auf ausreichenden Schlaf verzichtet und angenommen, dass das ein vertretbares Eingeständnis an die Anforderungen ist, die ich an mich selbst stelle. Im Nachhinein erscheint mir das idiotisch, aber es musste erst ein Buch wie <em>Why We Sleep</em> erscheinen, um mich von meinem unglückseligen Pfad abzubringen.</p>
<p>Schlaf ist …</p><p>Ich habe jahrelang auf ausreichenden Schlaf verzichtet und angenommen, dass das ein vertretbares Eingeständnis an die Anforderungen ist, die ich an mich selbst stelle. Im Nachhinein erscheint mir das idiotisch, aber es musste erst ein Buch wie <em>Why We Sleep</em> erscheinen, um mich von meinem unglückseligen Pfad abzubringen.</p>
<p>Schlaf ist weder nutzlos noch verkürzbar. Praktisch jeder braucht die Nacht, um das Erlebte zu verarbeiten. Es ist nichts heroischen an einer 4- oder 5-Stunden-Nacht. Keine (nicht-zeitkritische) Arbeit wird schneller oder besser erledigt, wenn man wenig schläft.</p>
<p>Dementsprechend kann ich dieses Buch allen empfehlen, die Schlafen für optional halten (der Spruch "You can sleep when you're dead" erfüllt sich schneller als man denkt). Für Leute, die hingegen viel Wert auf Schlafhygiene legen, ist das Buch höchstens informativ in Bezug auf die konkreten Vorgänge, die im Gehirn stattfinden, wenn man schläft. Interessant ist es so oder so allemal.</p>Des Teufels: auf dem Berg2019-08-31T13:43:00+02:002019-08-31T13:43:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2019-08-31:/des-teufels-auf-dem-berg.html<p>Trümmerberge sind eher selten sehenswert, aber der <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Teufelsberg">Teufelsberg</a> in Berlin ist eine Ausnahme. Die Kuriosität aus Trümmern des 2. Weltkriegs hat für Geheimdienste und das Militär heute keine Bedeutung mehr (?), aber Spaziergänger, Sportler und Freunde des Erhalts der Gebäude auf dem Berg können diesen schrägen Ort noch einige Jahre nutzen …</p><p>Trümmerberge sind eher selten sehenswert, aber der <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Teufelsberg">Teufelsberg</a> in Berlin ist eine Ausnahme. Die Kuriosität aus Trümmern des 2. Weltkriegs hat für Geheimdienste und das Militär heute keine Bedeutung mehr (?), aber Spaziergänger, Sportler und Freunde des Erhalts der Gebäude auf dem Berg können diesen schrägen Ort noch einige Jahre nutzen. Da die Gebäude sich selbst überlassen werden, sind die Innenräume zunehmend tabu. Auch bei unserem Besuch waren Teile der Gebäude gesperrt, was besonders für einen schönen Rundumblick von Nachteil ist, da dieser entfällt.</p>
<p>Auf dem Weg zum Berg (und ähnlich schräg) kamen wir am <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Corbusierhaus">Corbusierhaus</a> vorbei, das nach Plänen des Architekten Charles-Édouard Jeanneret-Gris (Le Corbusier) errichtet wurde. Der offenkundige Opportunist konnte sich zum Glück vieler nie richtig durchsetzen.</p>
<p><a href="https://veintiuno.de/gallery/2018/teufelsberg.html">Hier geht es zu den Bildern der Wanderung</a></p>Kamikaze-E-Bike-Smombie, der2019-06-21T18:11:00+02:002019-06-21T18:11:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2019-06-21:/kamikaze-e-bike-smombie-der.html<p>Schwer kalkulierbare, orientierungslose Ein-Personen-Waffe, die sich durch vergleichsweise hohe Geschwindigkeit (E-Bike), Taubheit (Kopfhörer) und Blindheit (Blick auf Smartphone) im Straßenverkehr auszeichnet.</p>
<p>Bei zufälligen Kollisionen mit Personen oder Gegenständen kann es aufgrund des E-Bike-Akkus zur Explosion kommen.</p>Wheel, Cellar Darling, Katatonia2019-06-01T19:32:00+02:002019-06-01T19:32:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2019-06-01:/wheel-cellar-darling-katatonia.html<p>Looking at the title you might think I appreciate listing random funny words in headings for no reason. Maybe you are right.</p>
<p>On the other hand in this case it lists the order in which the listed bands appeared at the <a href="http://www.gruenspan.de/geschichte/">Gruenspan</a> in Hamburg a week ago.</p>
<p>Anne and me …</p><p>Looking at the title you might think I appreciate listing random funny words in headings for no reason. Maybe you are right.</p>
<p>On the other hand in this case it lists the order in which the listed bands appeared at the <a href="http://www.gruenspan.de/geschichte/">Gruenspan</a> in Hamburg a week ago.</p>
<p>Anne and me wanted to go to Hamburg to take a look at a band, which will probably become something between pretty and extremely popular in the forseeable future: <a href="https://www.weareyonaka.com/">Yonaka</a>. Their first album <em>Don't Wait 'Til Tomorrow</em> hit the streets end of May and might be just what a lot of people have been waiting for: new pop rock with sweetness, catchyness <strong>and</strong> power. The number of catchy tracks on the album is almost insulting (I'm looking at you, Own Worst Enemy, Fired Enemy and Creature). </p>
<p>As the concert was canceled we had to find a viable alternative, which luckily worked out and did not disappoint.</p>
<p>We had been to <em>Gruenspan</em> a few times already and usually the atmosphere is great with everyone enjoying the event. I have to admit that none of the listed bands were known to me beforehand. I got a good <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Katatonia">Katatonia</a> album to get an idea of their style. For <a href="https://www.loudersound.com/news/katatonia-to-celebrate-10th-anniversary-of-night-is-the-new-day-with-tour-and-reissue">obvious reasons</a> <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Night_Is_the_New_Day">Night Is the New Day</a> happened to be my choice and I already looked forward to a veteran dark metal band experience, but boy did I underestimate the bands they brought along: <a href="http://www.wheel.band/">Wheel</a> and <a href="https://www.cellardarling.com/">Cellar Darling</a>.</p>
<p><em>Wheel</em> played a lot of tracks from their first album <em>Moving Backwards</em> (released earlier this year), which mixes a lot of (mostly darker 90s) influences. Song lyrics are critical of current political and social developments. Despite this (being critical is not necessarily interesting by default) the music is pushing and powerful. The singer, James Lascelles, fortunate for me, sold merch himself and I couldn't withstand respectfully shaking hands while muttering some compliments, thinking I'll probably not get that chance so soon again - if ever. </p>
<p>The humble man was full of praise for the upcoming band, <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Cellar_Darling">Cellar Darling</a>, so we headed back into the hall.</p>
<p>Also unusual, but for other reasons, the band surprised us as well. To call the face of the band, <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Anna_Murphy_(musician)">Anna Murphy</a>, experienced, is an understatement. While she mainly sung deeply melancholic (nonetheless catchy) melodies she sometimes went to play a concert flute or even a <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Hurdy-gurdy">hurdy-gurdy</a> (including a dramatic part in the track <em>Insomnia</em>). While I'm usually sceptical about metal bands with female singers I couldn't help but like the moving quality of the voice in combination with the heavy sound and the hurdy-gurdy parts.</p>
<p>Needless to say <em>Katatonia</em> also didn't disappoint with extra heavy sound and clear vocals, switching back and forth effortlessly between melancholic heavy metal and progressive rock elements. In contrast to the other band they didn't need to prove anything to the world anymore and just effortlessly rocked the audience.</p>
<p>So sometimes unexpected problems can lead to equally incredibly positive outcomes.</p>Zuletzt gelesen: Acht Berge, Eine persönliche Erfahrung2019-04-27T18:54:00+02:002019-04-27T18:54:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2019-04-27:/zuletzt-gelesen-acht-berge-eine-personliche-erfahrung.html<h2>Paolo Cognetti: Acht Berge</h2>
<p>Die Freundschaft zweier „Bergliebhaber“ wird beleuchtet: Kindheit, Trennung, das Wiederfinden als Erwachsene. Pietro ist Stadtkind, Bruno Bergdorfkind. Beide fühlen sich vor allem in den Bergen wohl. Pietro zieht es in die Welt hinaus, während es Bruno nur in den heimischen Bergen aushält.</p>
<p>Während Pietro auf seinem …</p><h2>Paolo Cognetti: Acht Berge</h2>
<p>Die Freundschaft zweier „Bergliebhaber“ wird beleuchtet: Kindheit, Trennung, das Wiederfinden als Erwachsene. Pietro ist Stadtkind, Bruno Bergdorfkind. Beide fühlen sich vor allem in den Bergen wohl. Pietro zieht es in die Welt hinaus, während es Bruno nur in den heimischen Bergen aushält.</p>
<p>Während Pietro auf seinem Weg eine immer größere Welt vorfindet, sieht Bruno sich einer immer kleiner werdenden Welt gegenüber.</p>
<p>Alles wirkt auf mich ein wenig distanziert. Vielleicht wäre das Buch in Drehbuchform effektiver.</p>
<h2>Kenzaburo Oe: Eine persönliche Erfahrung</h2>
<p>Ohne zu wissen, worum es in diesem Buch geht, habe ich es mir bei ebay besorgt und ahnungslos zu lesen begonnen. Und es ist sicher nicht übertrieben, hier von einem außerordentlich schrecklichen, aber ebenso auch fesselnden Buch zu sprechen. Kurz zusammengefasst geht es um einen frisch gebackenen Vater, der erfährt, dass sein Kind möglicherweise einen dauerhaften, deutlich sichtbare Hirnschaden (Gehirnhernie) hat und entsprechend den Status einer Pflanze lebenslang nicht übersteigen dürfte.</p>
<p>Er befindet sich nun in einem vielschichtigen Dilemma: Stirbt das Kind von selbst innerhalb weniger Tage? Sollte man trotz der offenkundigen Defizite zu dem missgestalteten Kind stehen? Wohin mit all dem Stress, dem Ekel und den angestauten Emotionen? Wie mit Mutter des Kindes und Schwiegermutter umgehen? Auf all dies gibt es in diesem Buch Antworten und nicht wenige davon sind so nachvollziehbar wie verstörend.</p>Schweigen in Braunschweig2019-04-01T19:19:00+02:002019-04-01T19:19:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2019-04-01:/schweigen-in-braunschweig.html<p>An einem immer noch kühlen, aber schönen Frühlingsfreitag zog es uns mit dem Niedersachsenticket nach Braunschweig. Wer dort an einem recht sonnigen Tag vorbeischaut und sich nicht vom Hauptbahnhof und der Umgebung abschrecken lässt, hat das <a href="https://www.3landesmuseen.de/Standorte.365.0.html">Herzog-Anton-Ullrich-Museum</a> in der Innenstadt fast für sich, so scheint es. Jeder bewegte Schuhabsatz ist …</p><p>An einem immer noch kühlen, aber schönen Frühlingsfreitag zog es uns mit dem Niedersachsenticket nach Braunschweig. Wer dort an einem recht sonnigen Tag vorbeischaut und sich nicht vom Hauptbahnhof und der Umgebung abschrecken lässt, hat das <a href="https://www.3landesmuseen.de/Standorte.365.0.html">Herzog-Anton-Ullrich-Museum</a> in der Innenstadt fast für sich, so scheint es. Jeder bewegte Schuhabsatz ist über Räume hinweg zu hören.</p>
<p>Neben jeder Menge Gemälde des 17. Jahrhunderts aus Deutschland, den Niederlanden und Italien gibt es eine ganze Etage mit Kunsthandwerk zu bestaunen. Die Gesamtausstellung muss sich dabei keineswegs vor denen deutlich größerer Städte verstecken (wenn es überhaupt eine nennenswerte Korrelation gibt).</p>
<p>Wer eine Eintrittskarte erwirbt, darf sich allerdings nicht nur in der Hauptausstellung umsehen, sondern kann sich außerdem die Ausstellung in der Burg Dankwarderode ein paar hundert Meter weiter ansehen. Dort trafen wir jemanden, der wohl eigentlich nur sicherstellen bräuchte, dass niemand Unfug treibt, zusätzlich aber auch gern ein paar Worte zu den Ausstellungen und anderen Dingen verliert.</p>
<p>Irgendwann führte das auf welchem Wege auch immer zu einer Empfehlung für die bald beginnende Freitagsandacht, die man im angrenzenden <a href="https://www.braunschweigerdom.de/">Dom</a> wahrnehmen kann, egal ob Katholik oder sonst wie orientiert. Die Dompredigerin Cornelia Götz berichtete von der <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Archiv_unterdr%C3%BCckter_Literatur_in_der_DDR">"verschwiegenen Bibliothek"</a>, die mir bis dahin überhaupt kein Begriff war.</p>
<p>Sie nahm besonders auf <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Edeltraud_Eckert">Edeltraut Eckert</a> Bezug, der trotz bester Absichten kein gutes Leben zugestanden wurde (und sicherlich bei Gottes-Kritikern fast wie eine Bestätigung dafür gelten könnte, an der Existenz eines Gottes zu zweifeln oder zumindest dessen gute Absichten infrage zu stellen).</p>
<p>Die entsprechend düstere Lyrik und deren Umstände stellen einen unversehens vor grundlegende Fragen des Lebens. Wie ist es vorstellbar, dass manche Leben schon nach wenigen Jahren oder Jahrzehnten ein Ende finden, während man selbst das unglaubliche Glück hat, noch "dabei zu sein". Und auch wenn man unter Umständen mehr Zeit hat: Letztlich ist diese auch begrenzter, als man sich oft eingesteht. Wie also nutzt man die gegebene Zeit am besten?</p>Watery (Cyan Edition)2019-02-28T19:23:00+01:002019-02-28T19:23:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2019-02-28:/watery-cyan-edition.html<p>I recently found a mood I thought I had lost quite some years ago. Back then I had my own proud little space at now rather not very relevant anymore <a href="https://www.deviantart.com/">deviantart</a>. I posted some fotos, but also fancy generative art created with <a href="https://contextfreeart.org/">Context Free</a>.</p>
<p>Only a few days back I …</p><p>I recently found a mood I thought I had lost quite some years ago. Back then I had my own proud little space at now rather not very relevant anymore <a href="https://www.deviantart.com/">deviantart</a>. I posted some fotos, but also fancy generative art created with <a href="https://contextfreeart.org/">Context Free</a>.</p>
<p>Only a few days back I found a new way to get back the freedom of Context Free with a more modern approach that would allow me to not only create single images, but also nice videos. One of my first video experiments is right here:</p>
<p><code><video controls height="700" width="700"></code></p>
<p><code><source src="https://veintiuno.de/video/watery_cyan.mp4" type="video/mp4"></code><code></source></code></p>
<p>Your browser does not support the video tag.</p>
<p><code></video></code></p>
<p><strong>Watery (Cyan Edition)</strong></p>Joachim Lottmann: Endlich Kokain2019-01-04T12:37:00+01:002019-01-04T12:37:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2019-01-04:/joachim-lottmann-endlich-kokain.html<p>Stephan Braum hat sein Leben fast schon hinter sich als er beschließt, seinen Lebenswandel drastisch zu ändern. Sein Körpergewicht ist ihm sehr zur Last geworden, sodass er mit einer äußerst effektiven Abnehmkur Pfunde loswerden will.</p>
<p>An dieser Stelle beschließt er, einem einigermaßen geregelten Kokainkonsum nachzugehen.</p>
<p>Neben der ursprünglichen Erwartung, das …</p><p>Stephan Braum hat sein Leben fast schon hinter sich als er beschließt, seinen Lebenswandel drastisch zu ändern. Sein Körpergewicht ist ihm sehr zur Last geworden, sodass er mit einer äußerst effektiven Abnehmkur Pfunde loswerden will.</p>
<p>An dieser Stelle beschließt er, einem einigermaßen geregelten Kokainkonsum nachzugehen.</p>
<p>Neben der ursprünglichen Erwartung, das Gewicht in den Griff zu bekommen, kann Braum schon nach kurzer Zeit mehr vom Leben erwarten als jemals zuvor. Er lernt (vor allem jüngere) Leute kennen, klinkt sich in die lokale (und letztlich auch internationale) Kunstszene ein, trifft Frauen, bei denen er sich vorher nie Chancen erhofft hätte und lässt es richtig krachen.</p>
<p>In der üblichen moralgesteuerten Lektüre hätte ab der Mitte des Buchs nun Schluss sein müssen. Das Spielen mit dem Feuer hätte Konsequenzen haben müssen, aber es geht einfach munter weiter. Braum schließt fast vollständig mit seinem bisherigen Leben ab und findet neue Perspektiven, die der Autor ganz ohne Bewertung an den Leser weiterreicht, auch wenn z.B. das vorgestellte, stereotype Geschlechterrollenmodell nicht gerade als fortschrittlich bezeichnet werden kann. Die Erlebnisse sind oft grotesk und überzeichnet, aber auch unterhaltsam.</p>
<p>Obwohl schnell klar wird, dass nichts in dem Buch tatsächlich genau so stattgefunden haben muss, kann man sich sehr gut vorstellen, dass es dennoch sehr gut möglich wäre.</p>Die viel zu kurze Nacht2018-12-16T01:44:00+01:002018-12-16T01:44:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2018-12-16:/die-viel-zu-kurze-nacht.html<h3>I</h3>
<p>Die Wanderung durch die kalte, verschneite Nacht, durch dunkle Gassen und gähnend leere Straßen hat seine Spuren hinterlassen.</p>
<p>Der Alkohol ist in alle Glieder gekrochen und will nicht mehr heraus. Die Wärme, die er vor Stunden gespendet hat, ist unerbittlicher Kälte gewichen. Der Weg nach Hause scheint unendlich lang …</p><h3>I</h3>
<p>Die Wanderung durch die kalte, verschneite Nacht, durch dunkle Gassen und gähnend leere Straßen hat seine Spuren hinterlassen.</p>
<p>Der Alkohol ist in alle Glieder gekrochen und will nicht mehr heraus. Die Wärme, die er vor Stunden gespendet hat, ist unerbittlicher Kälte gewichen. Der Weg nach Hause scheint unendlich lang.</p>
<p>Man muss es selbst erlebt haben, um verstehen zu können, wie einsam man ist, wenn niemand da ist, der noch mitsingen will, während man torkelnd die richtige Hausnummer sucht.</p>
<p>Gut, einer hat seinen Kopf aus dem Fenster gestreckt und gerufen, ich solle doch gefälligst Ruhe geben.</p>
<p>...</p>
<p>Wenn wenigstens der Schlüssel passen würde ... Er lässt sich nicht im Schloss umdrehen!</p>
<p>Nach einigen Versuchen, die Tür zu öffnen gebe ich auf und lasse mich kraftlos gegen die Tür fallen.</p>
<p>Ich hätte mich vorher vielleicht umdrehen sollen. Mit dem Gesicht die Tür herunterzugleiten ist keine Erfahrung, die ich unbedingt noch einmal erleben muss (Ja, Türklinke, du bist auch gemeint!).</p>
<p>Wenige Minuten später bin ich wieder wach. Zitternd erhebe ich mich und stelle mich erneut vor die Tür.</p>
<p>Was hatte ich mir bloß gedacht?</p>
<p>Ach ja, vor der Tür wollte ich übernachten. Warum hat mir eigentlich keiner gesagt, dass es im Dezember kalt ist? Im Sommer war das alles gar kein Problem.</p>
<p>Ich versuche noch einige Male, den Schlüssel im Schloss zu drehen.</p>
<p>Das klingt so einfach. Eigentlich habe ich versucht, das Schloss zu treffen. Und in den wenigen Fällen, in denen es klappte, hat das Umdrehen auch mehr schlecht als recht geklappt.</p>
<p>Meine kalten Finger wollen mir nach einiger Zeit zu verstehen geben, dass ich nicht mehr allzu viele Versuche habe. Eigentlich kann ich aber auch aufhören. Ich bin mir doch ziemlich sicher, dass der Schlüssel nicht mehr passt.</p>
<p>Das war bestimmt L. Hat schon mal das Schloss tauschen lassen. Ich wette, L. steckt hinter der Sache. Wer sonst? Ich rufe kurzerhand an. Sie meldet sich tatsächlich.</p>
<p>"Wer ist da? ... Es ist ... 5.30 Uhr an einem Samstag!" </p>
<p>"Ich bin's!" </p>
<p>"..." </p>
<p>"Na ich! Erkennst du mich nicht?" </p>
<p>"Ach du! Was willst du? Du weißt genau, dass du mich nicht mehr anrufen darfst? Muss ich erst wieder meinen Anwalt anrufen?" </p>
<p>"Ach komm, L.! Jetzt werd' nicht gleich so aggro" </p>
<p>"Du hast wieder getrunken, oder? Ich höre das doch!" </p>
<p>"Ich? Aber nur ein bisschen! Ich brauch' das manchmal, ich ..." </p>
<p>"Ja, ja. Können wir ein andermal reden? Ich muss heute noch arbeiten und brauche den Schlaf." </p>
<p>"Jetzt rede dich nicht raus! Ich rufe nicht zum Spaß an. Was hast du mit meinem Schloss gemacht? Hast du das wieder gewechselt? Ich habe dich da ganz deutlich ..." </p>
<p>"Bitte? Was sagst du da? Sei froh, dass ich überhaupt mit dir rede" </p>
<p>"Ach, soll ich mich geschmeichelt fühlen oder was? Das ist ja wohl ..." </p>
<p>"Mach mal halblang. Ich habe kein Schloss ausgetauscht. Jedenfalls nicht deines." </p>
<p>"Ach so, aber das von wem anderes?" </p>
<p>"Ja, ja. Du warst nicht die einzige unzumutbare Bekanntschaft" </p>
<p>"..." </p>
<p>"Ich schlafe jetzt weiter. Mach, was du willst, aber ruf' mich nicht weiter an"</p>
<p>Das Telefonat ist beendet. Ich brauche ein paar Momente, um das Gespräch zu verarbeiten.</p>
<p>Obwohl, um ehrlich zu sein, habe ich die Hälfte nicht mitbekommen. Oder vergessen. Macht sowieso keinen Unterschied.</p>
<p>Aber L. war's nicht.</p>
<p>Ich mache mich auf den Weg in die Kälte. Ein letzter Blick auf das Schild an der Tür.</p>
<p>Da steht ... Moment ... Kenn' ich nicht!</p>
<p>Mit aller Kraft, die mir noch zur Verfügung steht, schreie ich den Flur herunter. Ein widerliches Krächzen hallt zurück. War ich das? Und warum schmeckt es in meinem Mund ein bisschen nach Erbrochenem?</p>
<p>Ich muss jetzt zu Boden sinken und weinen.</p>
<p>Laut schluchzend werfe ich mich zu Boden. Das funktioniert noch so, wie ich es mir vorgestellt habe. Wenigstens etwas.</p>
<p>So ein bisschen tut es auch gut, den ganzen Frust herauszuwimmern. Es tut so gut, dass ich nach wenigen Minuten (glaube ich) in hemmungsloses Weinen übergehe. So einfach kann das sein, den Emotionen freien Lauf zu lassen.</p>
<p>Nach einiger Zeit öffnet sich einige Meter den Flur herunter eine Tür. Ein neugieriges Gesicht beäugt mich still. Aber ich habe es gesehen und starre mit verzerrtem Gesicht zurück. Die Person an der Tür lässt sich davon nicht irritieren und legt den Kopf etwas schräg.</p>
<p>Richtig. Hart sein, dem Schicksal die kalte Schulter zeigen. Ich kann das.</p>
<p>Ich gehe wieder raus in die Kälte. Irgendetwas wird mir schon noch einfallen.</p>
<p>Draußen ist es immer noch überwältigend kalt. Würde mir gerne die Jacke weiter zuknöpfen, aber ich bin bereits ganz oben angekommen. Die Mütze lässt sich nicht weiter über die Ohren ziehen; ich habe sie scheinbar unterwegs verloren.</p>
<p>Der Wind hat in den letzten Minuten offenbar zugelegt. Es ist noch unangenehmer als vorhin. Murrend setze ich mich in Bewegung und laufe ziellos die Straße herunter. Wohin will ich eigentlich?</p>
<p>Müde und erschöpft kämpfe ich mich weiter. Schnee (?) peitscht mir ins Gesicht und lässt mich am ganzen Körper frösteln.</p>
<p>Ich habe es mir schon oft geschworen, aber diesmal ist es ganz sicher: Ich werde <em>bestimmt</em> nicht wieder die Kontrolle über meinen Alkoholkonsum verlieren. Die letzten sechs - nein sieben - Male war ich uneinsichtig. Mag sein. Aber diesmal ist es völlig klar. Ich will keine schweren Beine, Erbrechen, peinliche Telefonate und Filmrisse mehr. Im Leben geht es um mehr als das. Um viel mehr.</p>
<p>Vielleicht sollte ich L.s Rat annehmen und mich für einen Yogakurs anmelden, meinen inneren Frieden finden und mein Leben endlich in den Griff bekommen.</p>
<p>Ja, das sollte ich tun.</p>
<h3>II</h3>
<p><em>Währenddessen erreiche ich einen Supermarkt. Natürlich ist er geschlossen. Warum erkenne ich den Laden nicht?</em></p>
<p>Ich gehe zur Rückseite. Dort weht mir der Wind nicht so ins Gesicht.</p>
<p>Gegen die Wand gelehnt lässt sich der Schnee halbwegs ertragen. Wärmer ist es hier natürlich nicht. Was würde ich dafür geben, jetzt zuhause zu sein, duschen zu können und nur noch ins Bett zu fallen.</p>
<p><em>Ich merke kaum, wie sich eine Frau nähert und etwas abseits stehen bleibt. Sie sagt irgendetwas.</em></p>
<p>"Häh?", frage ich. </p>
<p>"Ich fragte", ruft die Frau herüber, "wer Sie sind und was sie hier verloren haben!" </p>
<p>"Was geht Sie das an?" </p>
<p>"Na hören Sie mal! Sie stehen an einem Samstagmorgen am Hintereingang und es sieht so aus, als würden sie nur darauf warten, dass jemand kommt. Jemand, den Sie überfallen können!" </p>
<p>"Bloß weil ich mit dem Schal das halbe Gesicht verdecke und zu gottloser Zeit an einem Supermarkt stehe, heißt das noch gar nichts", will ich erbost zurückrufen, aber mein Mund und besonders meine Zunge sind schon schlafen gegangen. Die Frau, vermutlich Angestellte, wirkt irritiert, kommt aber trotzdem näher. Wahrscheinlich wirke ich nicht besonders unheimlich.</p>
<p>Sie schaut nun etwas mitleidig zu mir herüber. Offenbar erkennt man schon aus einiger Entfernung, dass ich vor Kälte zittere.</p>
<p>Etwas ermutigt kommt sie noch näher und schaut mir in die Augen.</p>
<p>"Nehmen Sie doch mal den Schal runter, damit ich Sie besser sehen kann", sagt sie und wartet. Widerwillig entferne ich den Schal.</p>
<p>Sie kommt näher und schaut mir argwöhnisch ins Gesicht. Außer zitternden Lippen und trägen Augenlidern gibt es da aber wenig zu sehen.</p>
<p>"Also gut", sagt sie schließlich, "Es ist kalt, Sie sehen mitgenommen aus. Kommen Sie doch für einen Moment mit herein"</p>
<p>Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und komme mit in den Personalraum des Supermarkts. Auf einem Stuhl lasse ich mich mit einem Seufzer nieder.</p>
<p>"Ich bin die D. Wie heißen Sie?"</p>
<p>Ich versuche, etwas zu sagen, aber es kommt nichts Verständliches dabei heraus.</p>
<p>"Ist ja gut. Wir werden schon irgendwie herausfinden wie du heißt und wo dein Betreuer ist. Der wird dich dann abholen, nicht?"</p>
<p>Mein was? Ich will entrüstet Widerworte geben, aber mein Gemurmel mit Gehüpfe auf dem Stuhl klingt eher wie freudige Zustimmung.</p>
<p>Alarmiert durch meine plötzliche Bewegung holt die Verkäuferin eine kleine Flasche aus ihrer Handtasche.</p>
<p>"Bleiben Sie schön sitzen!" </p>
<p>"Was haben sie denn? Ich mache doch nichts", nuschele ich in den Schal und stehe mit den Armen fuchtelnd auf.</p>
<p><em>Sie verliert die Beherrschung, sprüht mir mit der kleinen Flasche etwas in die Augen und tritt mir in den Bauch.</em> </p>
<p><em>Ächzend breche ich zusammen, keuche einige Male und verliere das Bewusstsein.</em></p>
<p><em>Als ich wieder aufwache, bin ich in einem kleinen, schlecht beleuchteten Raum an einen Stuhl gefesselt und kann mich nicht bewegen. Meine Augen schmerzen, aber nicht so sehr wie mein Kopf.</em> </p>
<p><em>Mir ist nach schreien, aber mein Mund ist mit irgendetwas stoffigem verbunden. Keine Chance.</em></p>
<p>Nach einigen Minuten erscheint meine Geiselnehmerin. Sie hat sich bereits umgezogen und steht in ihrer Arbeitskleidung vor mir.</p>
<p>"So hast du dir das nicht vorgestellt, nicht wahr?", sagt sie und stemmt die Arme in die Hüfte.</p>
<p>"Was vorgestellt?", frage ich nach ein paar Versuchen, meine Stimme wiederzufinden.</p>
<p>"Ach mach' dich nicht lächerlich. Einmal habt ihr's geschafft und mir das bisschen Bargeld abgenommen, das ich bei mir hatte. Aber diesmal bin ich vorbereitet. Ich lasse mich doch nicht zweimal von euch überfallen!"</p>
<p>"Wer sagt denn was von überfallen? Ich bin doch nur ..."</p>
<p>"Ja, ja, behalte deine Lügen für dich. Und damit das klar ist: Das ist noch nicht das Ende vom Spiel. Ich hole jetzt den schicken Kleber für deinen vorlauten Mund und die Zange. Wenn ich wieder hier bin, zeige ich dir, wie man aus einem <em>Langfinger</em> einen <em>Kurzfinger</em> macht!"</p>
<p>Mit diesen Worten verlässt sie merkwürdig lachend den Raum.</p>
<p>Beruhigt möchte ich in den Schlaf sinken. Schließlich ist es gerade schön warm und die Fesseln schmerzen nur mittelmäßig.</p>
<p><em>Leider wird mir nach ein paar Minuten schlagartig klar, was dieses Langfinger-Wortspiel sollte.</em></p>
<p>Ich muss verschwinden, egal wie. Eine der zwei Türen des Zimmers ist leicht geöffnet. Die Verkäuferin ist dort zwar durchgegangen, aber zumindest kann ich dort überhaupt entlang.</p>
<p>Unendlich langsam, und leider auch mit erheblichen Geräuschen schaffe ich es zur Tür, öffne sie langsam und schaue in den angrenzenden Raum.</p>
<p>Dort ist der Verkaufsraum des Supermarkts. Die Verkäuferin kann ich nicht entdecken. Zeit also, meine Chance zu nutzen, und zum Ausgang zu rutschen.</p>
<p>Zentimeter für Zentimeter arbeite ich mich vorwärts. Der Stuhl macht dabei unterschiedlichste Geräusche. Nach einigen Minuten sehe ich den Ausgang vor mir. Wenn ich normal laufen könnte, wäre ich schnell dort und könnte den Fängen der Fingerknipserin entkommen.</p>
<p>Mit dem Stuhl dauert es jedoch gefühlt Stunden, bis ich auch nur die Hälfte des Weges zurückgelegt habe. Der Schweiß perlt mir von der Stirn. Meine Gedanken werden immer unsortierter.</p>
<p>Und dann sehe ich sie. Ein paar Regale weiter räumt sie einige Dinge in die Regale. Warum sie mich nicht hört, ist mir ein Rätsel. Das macht aber nichts, denn sie dreht sich gerade um und sieht, dass ich auf der Flucht bin.</p>
<p>Augenblicklich macht sie sich auf den Weg zu mir.</p>
<p><em>Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren. Einfach weiter zum Ausgang rutschen. Vielleicht schaffe ich es noch!</em></p>
<p>Ich rutsche weiter und weiter, bis ich sie förmlich in meinem Nacken spüren kann. Dabei fällt mir auf, dass sich die Fesseln während der letzten - sehr ruckhaften - Bewegungen gelöst haben.</p>
<p>So schnell wie möglich (dass heißt in meiner Verfassung: eher langsam) löse ich die Fesseln, erhebe mich mit einem Ächzen vom Stuhl und laufe los.</p>
<p>Ich hoffe, dass der Ausgang schon geöffnet ist und werde zum Glück nicht enttäuscht. Meine Peinigerin ruft noch ein paar niederträchtige Dinge, aber ich werde nicht zurückgehen, um nachzufragen, für was genau sie mich hält.</p>
<p>Ich laufe, so schnell es mir meine betäubten Gliedmaßen und der Restalkohol erlauben, aus dem Markt und auf die Straße. Nichts, niemand.</p>
<p>Sie steht stumm an einer Scheibe und starrt mich wütend an, macht aber keine Anstalten, mich zu verfolgen.</p>
<p>Zur Polizei zu gehen kommt mir spontan in den Sinn. Wieso soll man sich so eine Behandlung bieten lassen? Was habe ich denn getan, dass ich so behandelt werden muss? Der Gedanke verflüchtigt sich so schnell wie er kam.</p>
<p>Es wird Zeit, sich vom Fleck zu bewegen. Die Kälte lässt unmissverständlich wissen, dass Menschen zu dieser Uhrzeit nichts auf der Straße zu suchen haben. Ich setze mich also wieder langsam in Bewegung, wobei ich den Supermarkt noch eine Weile im Blick behalte. Wer weiß, was da noch möglich ist.</p>
<p>Nach einigen Minuten fällt mir eine geöffnete Haustür auf der rechten Straßenseite auf. Ein Mehrfamilienhaus.</p>
<p>Die Kälte kriecht mir weiter in die Glieder. Meine Mutter sagte früher immer ... Ich kann mich nicht mehr an die genauen Worte erinnern. Jedenfalls sagte sie manchmal im Winter etwas davon, dass man sich schön warm anziehen soll, damit man nicht friert wie ein Eichhörnchen.</p>
<p>Ich habe die Aussage dahinter nie richtig verstanden. Ich habe gelesen, dass Eichhörnchen keinen Winterschlaf halten, sondern nur Winterruhe - also ab und an auf Nahrungssuche gehen, aber dass sie dabei frieren? Ich weiß ja nicht.</p>
<p>Andererseits habe ich die Aussage damals nie hinterfragt. Irgendwie dachte ich, an der Aussage müsse schon etwas dran sein. Sie sagt das bestimmt nicht nur zum Spaß!</p>
<p>...</p>
<p>Jedenfalls wirkt die Tür außergewöhnlich einladend. Vorsichtig öffne ich sie und schaue ins Dunkel dahinter. Ich kann kaum etwas erkennen. Eine Treppe führt zu den Wohnungen hinauf.</p>
<p>Ein warmer Schwall Luft kommt mit entgegen. Auf dem Treppenflur scheint es relativ warm zu sein. Unvorstellbar.</p>
<p>Ich schlüpfe lautlos (ja, sicher!) durch die Tür und betrete den Flur. Es ist angenehm warm, bestimmt 21 Grad oder mehr. Neben überwältigender Freude stellt sich nach wenigen Minuten bleierne Müdigkeit ein.</p>
<p>Leider ist weit und breit kein Stuhl zu sehen. Auch kein Sofa. Warum gibt es eigentlich nicht mehr Treppenflure mit Sofa? Das ist doch viel angenehmer für Gäste wie mich.</p>
<p>Oder ein Sofa in der zweiten von vier Etagen: Wenn man ganz oben wohnt und gerade eingekauft hat, kann man im zweiten Stock etwas verschnaufen, bis man wieder zu Kräften kommt.</p>
<p>Oder Thema Schlüsselvergessen: Statt stundenlang ausgesperrt vor der eigenen Tür zu stehen und auf den Schlüsseldienst zu warten, wäre es doch sicher angenehmer, auf einem Sofa sitzend über die Unergründlichkeit des Schicksals und die menschliche Tragödie insgesamt nachzugrübeln? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Warum braucht der Schlüsseldienst so lange?</p>
<p>Jedenfalls: Die Treppe macht sich bestimmt gut als Bett für ein paar Minuten. Solange es so schön warm ist ...</p>
<p>...</p>
<h3>III</h3>
<p>Ich bin wohl tatsächlich eingeschlafen. Es ist immer noch ganz angenehm warm, aber mir schmerzt der Rücken und der linke Arm ist eingeschlafen.</p>
<p>Langsam werde ich wacher und bemerke einen Schatten neben mir.</p>
<p>"Hallo", sagt der Schatten. </p>
<p>"..." </p>
<p>"Ich bin Fred." </p>
<p>"Ich bin müde." </p>
<p>"Warum sind sie denn so unfreundlich, ... mein Freund?", fragt der Schatten in aller Freundlichkeit. </p>
<p>"Mein Name tut nichts zur Sache", antworte ich trotzdem etwas gereizt. </p>
<p>"Sie wissen schon, dass ich die Polizei rufen könnte? Sie liegen hier im Haus und ich glaube kaum, dass sie hier Mieter sind, richtig?" </p>
<p>"Schon möglich"</p>
<p>Inzwischen springt mein Hirn langsam wieder an und beginnt, die eine oder andere Ungereimtheit zu hinterfragen.</p>
<p>"Wenn Sie dann also Mieter hier sind ..." </p>
<p>"Ja?" </p>
<p>"Was bringt sie dann dazu, hier im Treppenhaus zu übernachten?"</p>
<p>Der Schatten lässt eine kurze Pause entstehen, antwortet aber schließlich.</p>
<p>"Meine Frau hat mich mal wieder rausgeworfen" </p>
<p>"Ihre Frau wirft Sie auf den Flur? Habt ihr kein Gästezimmer oder ein Wohnzimmer mit Couch?" </p>
<p>"Doch, doch, haben wir alles", entgegnet der Schatten, "aber meine Frau macht Unterschiede. Bei kleineren Vergehen geht's auf das Sofa, bei schwereren ins Gästezimmer" </p>
<p>"Ach, und wenn Sie sich völlig daneben benommen haben, müssen Sie auf den Flur?" </p>
<p>"Tja" </p>
<p>"Jetzt müssen Sie mir aber auch verraten, was das für Dinge sind, für die Sie geradestehen müssen!" </p>
<p>"Muss ich nicht!"</p>
<p>Der Schatten verschränkt die Arme vor der Brust. Vielleicht schaut er auch stur geradeaus zur Haustür. Kann ich aber nicht beschwören, es ist sehr dunkel.</p>
<p>Nach ein paar Minuten der Stille seufzt der Schatten und räuspert sich.</p>
<p>"Na gut. Ich will offen zu ihnen sein. Wir sehen uns sicherlich nicht wieder" </p>
<p>"Sicherlich" </p>
<p>"Ich arbeite in einer Bank ..." </p>
<p>"Ach, ich will's gar nicht wissen", falle ich ihm ins Wort. </p>
<p>"... Sind Sie sicher?", fragt der Schatten ungläubig. </p>
<p>"Ganz sicher!"</p>
<p>Der Bankmitarbeiter lässt sich trotzdem nicht aufhalten.</p>
<p>"... Ich helfe VIPs bei ihren 'Steuererklärungen'" </p>
<p>"Schön für Sie ..." </p>
<p>"Jetzt ist es raus. Wissen Sie, ich habe das bisher niemandem anvertraut, außer meiner Frau" </p>
<p>"Das ändert nichts daran, dass ich das gar nicht wissen wollte" </p>
<p>"Wissen Sie, wieviel Überwindung mich das gerade gekostet hat?" </p>
<p>"Soviel kann's nicht gewesen sein" </p>
<p>"Wenn Sie wollen, kann ich mir auch mal Ihre Steuererklärung anschauen und ein bisschen frisieren. Was meinen Sie?" </p>
<p>"..." </p>
<p>"Oder, nein, besser doch nicht. Ich glaube, wir lassen das besser" </p>
<p>"Ich glaube auch"</p>
<p>Beruhigendes Schweigen tritt für einige Momente ein. Eine Frage drängt sich mir schließlich auf, stolpert aus dem Unterbewusstsein hoch und läuft mir ungefragt über die Zunge.</p>
<p>"Wieso ist es hier im Treppenflur eigentlich so gemütlich warm?"</p>
<p>Im nächsten Moment möchte ich mich für die Frage fast ohrfeigen, aber was geschehen ist, lässt sich nicht rückgängig machen.</p>
<p>"Nun, das ist so ...", beginnt der Schatten. Ich könnte schwören, dass er hektisch herumschaut, aber in der Dunkelheit lässt sich das nicht bestätigen. </p>
<p>"Nun", beginnt er erneut, "Meine Frau darf mich bestrafen. Ich habe das gerade erklärt, nicht wahr? ... Aber natürlich darf die Strafe nicht allzu gemein sein. Um mir also im Winter die Nacht erträglich zu machen, darf ich die Flurheizung - also die in unserer Wohnung - aufdrehen, damit mir nicht kalt wird. Meine Frau braucht dann auch nirgendwo anders heizen, es ist überall schön warm"</p>
<p>Ich kichere kurz, mir kommt das Ganze etwas absurd vor.</p>
<p>"Sie heizen hier mit einem Heizkörper ihre Wohnung und gleich einen Teil vom Treppenhaus. Habe ich das gerade richtig verstanden?" </p>
<p>"So ist es", sagt der Schatten und nickt leicht. </p>
<p>"Ist das nicht teuer?" </p>
<p>"Nein, nein. Das hält sich in Grenzen" </p>
<p>"In Grenzen? Wie genau soll das denn gehen?"</p>
<p>Der Schatten windet sich offenbar, mir eine Antwort zu geben und lässt sich Zeit.</p>
<p>"Also?", frage ich ihn erneut. </p>
<p>"Also ...", antwortet er. Das war's schon wieder. </p>
<p>"Nun geben Sie sich einen Ruck!"</p>
<p>Der Schatten zuckt ein bisschen, vielleicht war ich etwas laut.</p>
<p>"Also denn. Ich muss das nicht alles bezahlen" </p>
<p>"Das heißt konkret?" </p>
<p>"Das heißt konkret, dass die Heizrechnung komplett auf alle Mieter umgelegt wird" </p>
<p>"..."</p>
<p>Mir ist die Lust an einer Unterhaltung mit dem Schatten vergangen. Das war sicherlich nur die Spitze des Eisberges. Wer weiß, was für Schauergeschichten er noch auf Lager hat: Affäre mit der Rentnerin im 3., monatliches Blutopfer an seinen Finanzguru in der <em>Sekte der verlorenen Seelen</em> und so weiter.</p>
<p>Langsam erhebe ich mich von der Treppe. Mein Rücken schmerzt vom unebenen Untergrund und die Sachen sind noch ein bisschen dreckiger als vorher. Lässt sich nicht ändern. Aber wenn ich noch ein paar Minuten mit dem Schatten rede, muss ich ihm vielleicht den Hals umdrehen. Andererseits: Allein der Gedanke, wieder in die Kälte zurückzugehen lässt mich schaudern. Ich bin unentschlossen.</p>
<p>Der Schatten bleibt einige Minuten ruhig. Langsam wundere ich mich, warum er nicht wieder versucht, mir etwas aus seinem sorgenvollen Leben zu erzählen. Noch einmal rollt mir eine Frage aus dem Unterbewusstsein auf die Zunge, bevor ich sie wieder herunterwürgen kann.</p>
<p>"Weswegen sitzen Sie denn heute eigentlich auf der Treppe?"</p>
<p><em>Einige Sekunden vergehen, bevor er antwortet.</em></p>
<p>"... Also, mein Freund, die Sache liegt so", flüstert der Schatten. Trotz der Wärme im Flur bekomme ich eine Gänsehaut. Ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht. </p>
<p>"Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die nicht geschehen sollten; Dinge, die nicht ohne Folgen bleiben ... Dinge, die man nicht ungeschehen machen kann; Dinge ..." </p>
<p>"Ja, ja. <em>Dinge</em>. Ich weiß Bescheid" </p>
<p>"Gut ... gut" Der Schatten nimmt sich für einen Moment zurück und sammelt sich. Er atmet schwer, dann spricht er weiter. </p>
<p>"Nun, ich habe einer alten Frau auf ihrem Sterbebett einen Bausparvertrag verkauft ... Äh, ach nein, stimmt gar nicht. Das war mein Bruder. Hat er letzte Woche beim Stammtisch erzählt" </p>
<p>"Aha. Scheint ja ein echt liebenswürdiger Kerl zu sein, ihr Bruder" </p>
<p>"Finden Sie? Also eigentlich ist das schon ziemlich gemein, oder?" </p>
<p>"..." </p>
<p>"Jedenfalls, meine Frau hat mich rausgeworfen, weil ich die Nachbarskinder mit Schneebällen beworfen habe"</p>
<p>...</p>
<p>"Ja und?", frage ich irritiert. </p>
<p>"Einer der Jungs - ich nenne jetzt keinen Namen - wurde im Gesicht getroffen ... <em>Ich</em> habe ihn getroffen, den armen Jungen"</p>
<p>Die Stimme des Schatten bricht ab. Er kann sich nicht mehr beherrschen und beginnt hemmungslos zu schluchzen. Fast könnte er mir ein wenig leid tun, wenn er nicht komplett den Verstand verloren hätte.</p>
<p>Nach einigen Minuten des Schluchzens und Wimmerns fängt er sich abrupt und fingert nervös in der Gegend herum.</p>
<p>"Was suchen Sie denn", frage ich ihn.</p>
<p>"Das geht Sie gar nichts an", erwidert er schroff. Nach einigen weiteren Sekunden findet er, wonach er gesucht hat und rückt auffällig dicht an mich heran.</p>
<p>"Hören Sie", beginnt er, "Nehmen Sie es nicht persönlich, aber das Wissen um diesen Vorfall belastet meine Seele immens und es war ein ... Fehler, Ihnen davon zu erzählen. Ich habe nichts gegen Sie, aber das nun Folgende lässt sich leider nicht vermeiden"</p>
<p>Mit diesen Worten zieht er mir das Kissen, auf dem ich sitze, weg und drückt es mir ungefragt ins Gesicht. Ich kann mich nicht wehren. Meine Gedanken kreisen um warme Kissen. Mit einem warmen Kissen erstickt zu werden ist sicher viel angenehmer als mit einem eiskalten. Eiskalte Kissen sind nämlich ziemlich kalt, denke ich. Zum Glück habe ich ja ein warmes.</p>
<p>...</p>Keiichi Okabe und das Aizuri Quartet2018-12-01T15:38:00+01:002018-12-01T15:38:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2018-12-01:/keiichi-okabe-und-das-aizuri-quartet.html<h3>Streichergeschnetzeltes</h3>
<p>Die beiden haben nicht viel miteinander zu tun, das ist natürlich sonnenklar. Dem geneigten Leser der Überschrift ist dies sicherlich längst bewusst geworden. Aber es gibt Gemeinsamkeiten!</p>
<p>Aizuri und Okabe - das klingt nach Fernost... Allerdings ist da nicht sehr viel dran. Das Aizuri Quartet ist in New York unterwegs …</p><h3>Streichergeschnetzeltes</h3>
<p>Die beiden haben nicht viel miteinander zu tun, das ist natürlich sonnenklar. Dem geneigten Leser der Überschrift ist dies sicherlich längst bewusst geworden. Aber es gibt Gemeinsamkeiten!</p>
<p>Aizuri und Okabe - das klingt nach Fernost... Allerdings ist da nicht sehr viel dran. Das Aizuri Quartet ist in New York unterwegs und spielt Musik verschiedener moderner Komponisten. Aber zumindest ist es erwartungsgemäß ein Streichquartett (ein ziemlich gutes noch dazu).</p>
<p>Das Quartett spielt schon viele Jahre zusammen, sodass es nun endlich - man ahnt es - sein Debut-Album herausbringen konnte. Mit <a href="https://aizuriquartet.bandcamp.com/releases">Blueprinting</a> bietet es eine starke Vorlage, auf der sich zukünftig sicherlich gut aufbauen lässt. Das überraschend <em>Blueprint</em> genannte, titelgebende Musikstück hat seine Vorzeigeposition definitiv verdient, auch wenn sich die anderen Stücke nicht weit dahinter verstecken müssen.</p>
<p>Herr Okabe passt da eher ins Bild. Er ist Japaner und hat bereits feingeistige Musik für beispielsweise <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Tekken_6">Tekken 6</a> (Unvergessen der Hit "Yodeling in meadow hill") geschaffen. Die Musik ist durchaus besser als man vermuten würde, aber wirklich heraus stechen andere Werke, vor allem für die Nier-Spiele. Auffallend japanisch klingt die Musik allerdings nicht, denn Herr Okabe ist stark durch westliche Musik beeinflusst.</p>
<p>Mir persönlich sagen die Stücke für <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Nier:_Automata">Nier: Automata</a> am meisten, weil sie gut mit dem ebenfalls ansehnlichen Spiel verschmelzen. Sehr angenehm sind dabei die Gesangseinlagen, die man inhaltlich überhaupt nicht versteht, aber trotzdem viel erzählen.</p>
<p>Schon als das Spiel herauskam, hätte ich gerne eine echte Orchesterfassung/arrangierte Version in den Händen halten wollen, aber erst seit diesem September habe ich die <a href="https://www.amazon.de/NieR-Automata-Orchestral-Arrangement-Album/dp/B07DL6X6YQ/">Möglichkeit</a> dazu. Die arrangierte Fassung hat leider nicht soviel Gesang zu bieten wie die <a href="https://www.amazon.de/Nier-Automata-Original-Game-Soundtrack/dp/B01N7TGP1L/">Version im Spiel</a>, kann aber dafür durch die reale Gesamtumsetzung überzeugen und ist in manchen Belangen deutlich ausdrucksstärker.</p>Anand Giridharadas: Winners Take All: The Elite Charade of Changing the World2018-11-06T23:31:00+01:002018-11-06T23:31:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2018-11-06:/anand-giridharadas-winners-take-all-the-elite-charade-of-changing-the-world.html<p>You like plain ideologies (<em>MarketWorld</em> anyone?), simple, few-dimensional definitions of what’s good and bad economy so you can curse the bad guys?</p>
<p>You don’t mind reading lots of little, loose anecdotes (praised as „great storytelling“) about US economy VIPs and thought leaders you mostly never heard of, which …</p><p>You like plain ideologies (<em>MarketWorld</em> anyone?), simple, few-dimensional definitions of what’s good and bad economy so you can curse the bad guys?</p>
<p>You don’t mind reading lots of little, loose anecdotes (praised as „great storytelling“) about US economy VIPs and thought leaders you mostly never heard of, which alltogether cement the book title? Historic context („history repeating itself“; Andrew Carnegie as uncompromising employer and philantrop + minimal greek root theory is not enough) and an international view on global problems does not really sound all that interesting to you?</p>
<p><strong>In that case this book is for you!</strong></p>Gott klagt an2018-07-31T06:36:00+02:002018-07-31T06:36:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2018-07-31:/gott-klagt-an.html<p>An einem dieser fast unerträglich warmen Sommertagen kam Gott unvorhergesehen durch die Decke geschwebt. </p>
<p>Er fokussierte mich bereits lange, bevor er den Boden berührte, was trotz seines neutralen Gesichtsausdrucks nur eine Sache bedeuten konnte: Er hatte schlechte Laune.</p>
<p><em>Manchmal frage ich mich, begann er, warum ich euch so viele Freiheiten …</em></p><p>An einem dieser fast unerträglich warmen Sommertagen kam Gott unvorhergesehen durch die Decke geschwebt. </p>
<p>Er fokussierte mich bereits lange, bevor er den Boden berührte, was trotz seines neutralen Gesichtsausdrucks nur eine Sache bedeuten konnte: Er hatte schlechte Laune.</p>
<p><em>Manchmal frage ich mich, begann er, warum ich euch so viele Freiheiten lasse.</em></p>
<p>Wenn Gott mich mit „euch“ anspricht, geht es nicht um etwas Konkretes, sondern um die Menschheit allgemein.</p>
<p><em>In all den Jahren, die ich euch nun schon beobachte, sehe ich immer nur zwei mögliche Entwicklungen: Entweder ihr bringt euch gegenseitig um oder ihr misshandelt eure Umwelt. Und am schlimmsten ist es, wenn ihr beides gleichzeitig macht. Weißt du, wie lange ich an Arten wie der Tobias-Köcherfliege gearbeitet habe? Und dann rottet ihr sie aus, bevor ihr sie auch nur annähernd brauchbar untersuchen könnt.</em></p>
<p>Ein wenig trotzig wurde ich schon: Wer braucht die denn schon, diese Tolidas-Kocherfliege oder wie die heißt? Wir haben doch auch so noch genug Arten, oder nicht? Wer braucht denn schon den Dodo?</p>
<p>Gott schaut mich etwas mitleidig an.</p>
<p><em>Kennst du den Begriff „unknown unknowns“? Das sind Dinge, von denen man nicht einmal weiß, dass man sie nicht weiß. Ich habe hingegen bereits eine einstmals lange Liste von Krankheiten und entsprechenden Stoffen, die man aus verschiedenen Pflanzen und Tieren gewinnen kann und die Überlebenschancen der Menschheit erhöhen.</em></p>
<p>Lass mich raten, die Liste ist stark geschrumpft?</p>
<p><em>Ich möchte es einmal so ausdrücken: Der Begriff „Liste“ trifft es fast nicht mehr. Ihr könntet doppelt so viele Antibiotika wie heute haben und viele zukünftige Krankheiten behandeln. Einerseits beunruhigt mich das. Andererseits bedeutet es, dass es wahrscheinlich bald wieder viel weniger Menschen auf dem Planeten geben wird und sich die Erde für eine gewisse Zeit ohne euren ständigen Einfluss entwickeln kann.</em></p>
<p>Wieso „ohne Einfluss“? Wir schaffen doch mittlerweile Nationalparks, Naturschutzgebiete und machen uns auch Gedanken um Emissionen und Nachhaltigkeit!</p>
<p>Gott beißt sich absichtlich auf ein Gelenk seines rechten Zeigefingers.</p>
<p><em>Ich muss mir schon Schmerzen zufügen, um bei deinen traurigen Ausführungen nicht in Lachen auszubrechen. Diese „Bemühungen“, von denen du sprichst, sind wie der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein. Eure kaputte Plastikwirtschaft, die Asphaltierung der Welt und landwirtschaftliche Monokulturen sind alles, was wirklich zählt.</em></p>
<p>Ich würde ihm gerne etwas erwidern, aber mir fallen gerade nur Dinge ein, die seinen Standpunkt nicht nur unterstützen, sondern eher noch freundlich aussehen lassen.</p>
<p>Okay, Gott. Und was jetzt?</p>
<p><em>Das weiß ich doch nicht! Das ist ganz allein euer Problem. Ich gebe zu, die Anlagen, die ich euch mitgegeben habe, fördern problematisches Verhalten, aber letztlich muss bei euch der Verstand über die Gier siegen.</em></p>
<p>Aha. Na dann sehe ich schwarz.</p>
<hr>
<p>Update 2018-12-09: "Gott" -> kursiv</p>
<p>Update 2020-01-15: "Gott beißt sich[...]" -> Extrazeile</p>Fragwürdige Wetten2017-10-30T20:23:00+01:002017-10-30T20:23:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2017-10-30:/fragwurdige-wetten.html<p>Immer, wenn ich in Gedanken zur atomaren Auslöschung gelange, kommt Gott besorgt vorbei und fragt nach, was es mit diesen spezifischen Ängsten auf sich hat.</p>
<p>Ich glaube, dass er einen atomaren Ausrutscher für eine der wahrscheinlichsten <em>Sudden Deaths</em> der Menschheit hält. Irgendein Irrer ordnet nach einem missverständlichen Tweet die Torpedierung …</p><p>Immer, wenn ich in Gedanken zur atomaren Auslöschung gelange, kommt Gott besorgt vorbei und fragt nach, was es mit diesen spezifischen Ängsten auf sich hat.</p>
<p>Ich glaube, dass er einen atomaren Ausrutscher für eine der wahrscheinlichsten <em>Sudden Deaths</em> der Menschheit hält. Irgendein Irrer ordnet nach einem missverständlichen Tweet die Torpedierung eines fremden Landes an und bringt den kurzen, aber effektiven 3. Weltkrieg in Gang.</p>
<p>Ich hatte Gott schon eine Weile nicht mehr gesehen und war erstaunt, als ich ihn durch die Decke schweben kommen sah. Ich habe an meinen Falten gearbeitet, konterte er meinen erstaunten Gesichtsausdruck. Und du brauchst dich auch gar nicht bei mir beschweren, dass sich deine Falten jedes Jahr tiefer in deine Haut graben.</p>
<p>Ich würde gerne wieder eine sinnlose Diskussion zum Thema Was ich <em>wirklich</em> will anfangen, aber ich weiß jetzt schon, dass er sich wieder herauswinden wird und ich mich schlecht dafür fühle, das Thema überhaupt angesprochen zu haben.</p>
<p>In einer stillen Stunde verriet er mir, dass er sich nur um eine Möglichkeit mehr Sorgen mache: Meteoriten. Die kommen einfach, egal wie nett oder barbarisch die Menschen gerade miteinander umgehen. Er hat ein paar Wetten bei einem Buchmacher seines Vertrauens am Laufen, bei denen es darum geht, ob die Menschen bis zu diesem Zeitpunkt einen anderen Planeten kolonialisiert haben oder nicht.</p>
<p>Ob er auch auf die atomare Auslöschung der Menschheit wette, fragte ich ihn. Er schaute mich durchdringend mit seinen gütigen Augen an. Eine kleine Falte bildete sich spontan auf seiner Stirn, eine ganz schmale zwischen den Augen.</p>
<p>Damit hatte ich mein Ziel für heute erreicht.</p>
<hr>
<p>Update 2020-01-15: Rechtschreibfehler korrigiert</p>Stach: Kafka: Die frühen Jahre2017-08-20T17:52:00+02:002017-08-20T17:52:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2017-08-20:/stach-kafka-die-fruhen-jahre.html<p>Wann immer ich davon erzähle, wie interessant ein 600-Seiten-Buch über Kafka sein kann, ernte ich ein Grinsen oder ungläubiges Staunen. Dabei ist es mein voller Ernst. Man spürt, dass der Autor unglaublich viel Zeit in die Recherche aller relevanten Umstände investiert hat und sich dabei auch noch gut ausdrücken kann …</p><p>Wann immer ich davon erzähle, wie interessant ein 600-Seiten-Buch über Kafka sein kann, ernte ich ein Grinsen oder ungläubiges Staunen. Dabei ist es mein voller Ernst. Man spürt, dass der Autor unglaublich viel Zeit in die Recherche aller relevanten Umstände investiert hat und sich dabei auch noch gut ausdrücken kann, ohne den roten Faden zu verlieren.</p>
<p>Dabei geht es nicht allein um das direkte Umfeld Kafkas, sondern auch um eine mehrschichtige Einordnung: Was passierte damals in Prag, in Böhmen, in Europa? Was passierte politisch und technisch? Wie hat sich Prag zu dem entwickelt, was es damals war? Welchen Stellenwert hatte Religion oder Bildung? Wie erging es Juden zu dieser Zeit?<br>
Allein schon für die Entflechtung der Prager Geschichte lohnt es sich, den ersten Teil des Buchs zu lesen.</p>
<p>All diese zusätzlichen Infos helfen dabei, zu verstehen, welchen Zwängen und Ansichten sich Kafka und seine Umgebung unterordnen mussten.</p>
<p>Die romanhafte Erzählweise des Autors ist nicht mit der trocken wie in einem üblichen Sachbuch vergleichbar. Etwas lockerer geht es daher, aber dennoch gibt es ein paar Hürden zu benennen, die auch erklären, warum ich für das Lesen dieses Buchs Monate gebraucht habe:</p>
<ol>
<li>Der Text ist inhaltlich „kondensiertes Kondenswasser“. Während 600 Seiten in manchem Thriller in einer Nacht „erledigt“ werden können, ist das in diesem Fall absolut unmöglich, wenn man gleichzeitig den Anspruch hat, etwas verstehen und nachvollziehen zu können.</li>
<li>Das Buch ist sehr eloquent geschrieben. Das ist sicher schön für Liebhaber der deutschen Sprache, die auch mal gerne einen Duden in die Hand nehmen, um ein weniger geläufiges Wort nachzuschlagen. Für andere ist das vielleicht weniger erfreulich.</li>
<li>Es gibt noch zwei weitere Bänder, die nicht weniger Zeit zum Lesen verlangen, als dieser. Mit dem Abschluss (nur) dieses einen Bandes hat man einen erheblichen Teil der <em>eigentlichen Sache</em> (Kafka legt richtig los, wird schließlich krank etc.) noch nicht zu Gesicht bekommen.</li>
</ol>
<p>Mir fehlen nun noch die beiden vorhergehenden Bände, aber ich bin zuversichtlich, dass sie ähnlich unterhaltsam sind wie dieser.</p>Sandige Grenzen2017-08-13T14:25:00+02:002017-08-13T14:25:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2017-08-13:/sandige-grenzen.html<p>In letzter Zeit habe ich ein paar Meinungsverschiedenheiten mit Gott. Speziell geht es um das Wetter und meine – zugegeben subjektive – Ansicht, dass es schon seit geraumer Zeit ungerecht „verteilt“ wird.</p>
<p>Er verdreht bei Themen wie diesem regelmäßig die Augen. Er kann es nicht mehr hören. Jeder zweite beschwert sich unregelmäßig …</p><p>In letzter Zeit habe ich ein paar Meinungsverschiedenheiten mit Gott. Speziell geht es um das Wetter und meine – zugegeben subjektive – Ansicht, dass es schon seit geraumer Zeit ungerecht „verteilt“ wird.</p>
<p>Er verdreht bei Themen wie diesem regelmäßig die Augen. Er kann es nicht mehr hören. Jeder zweite beschwert sich unregelmäßig über Klima oder Wetter, berichtet er mir.</p>
<p>Tja, meinte ich zuletzt zu ihm, warum änderst du dann nicht mal was daran? </p>
<p>Es war mir so rausgerutscht, aber er antwortete nicht, denn er wusste schon, dass ich mir die Frage beantwortet hatte, bevor ich sie vollständig formulieren konnte.</p>
<p>Jeder mag das Wetter anders, ich weiß. Der eine will 35 Grad im Schatten, der andere 15 Grad im Regen. So ist das halt.</p>
<p>Trotzdem muss es einen Kompromiss geben können. Eine Variante, die bei den meisten für die meiste Zeit als akzeptabel hingenommen werden kann.</p>
<p>Gottes engelsgleiche Ruhe wurde durch meine Überlegungen und Vorschläge letztlich doch etwas aus dem Gleichgewicht gebracht und er sah sich genötigt, etwas zu erwidern.</p>
<p>Mein Sohn, du machst dir das zu einfach. Wenn ich anfange, in das Wetter einzugreifen, dann begehe ich den ersten Schritt zur Zerstörung des Experiments, dessen Teil auch du bist. </p>
<p>Die Experiment-<em>Sandbox,</em> in der du dich befindest, darf nur an wenigen Stellen von außen verändert werden, um das Experiment nicht sinnlos zu gefährden. Aber im Grunde ist alles den Wesen und Ereignissen im Experiment überlassen. So gerne ich manchmal eingreifen würde, es wäre ein Fehler.</p>
<p>Ich war einigermaßen beeindruckt. Mir stellten sich allerdings sofort zwei Fragen:</p>
<ol>
<li>Was sind das für Stellen, die von außen angepasst werden?</li>
<li>Gibt es noch andere Experimente?</li>
</ol>
<p>Gott erahnte meine Fragen wohl und lächelte allwissend. Das ist seine Art mir zu zeigen, dass ich auf diese Fragen definitiv keine Antworten erhalten würde.</p>Relativ Alanis2017-07-19T21:28:00+02:002017-07-19T21:28:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2017-07-19:/relativ-alanis.html<p>Ich glaube nicht an den <em>Zorn</em>, sagt mir Gott immer, wenn ich ihn frage, ob sich eine Wette auf den atomaren Untergang der Menschheit lohnt.</p>
<p>Darauf entgegne ich, dass es ja auch aus Versehen oder durch einen Verwirrten passieren kann.</p>
<p>Gott geht auf diesen Einwand in der Regel nicht ein …</p><p>Ich glaube nicht an den <em>Zorn</em>, sagt mir Gott immer, wenn ich ihn frage, ob sich eine Wette auf den atomaren Untergang der Menschheit lohnt.</p>
<p>Darauf entgegne ich, dass es ja auch aus Versehen oder durch einen Verwirrten passieren kann.</p>
<p>Gott geht auf diesen Einwand in der Regel nicht ein und starrt gedankenverloren die Wand an. Diese Möglichkeit ist einfach nicht weit genug hergeholt. </p>
<p>Wenn ich eine Wette um den Weltuntergang durch Knuddeln abschließen wollte, würde er mich auslachen – viel zu schlechte Quoten.</p>
<p>In manch ruhiger Stunde spricht mich Gott auf seine Kreaturen an. Dass er viele Entwicklungs-Parameter durch <em>DNA</em> stark veränderlich gemacht hat, ist manchmal ein Grund kindlicher Freude, aber noch öfter für mehr Falten auf diesem unsagbar alten Gesicht. Aber das hat er sich selbst zuzuschreiben. <em>No risk, no fun.</em></p>
<p>Als ich ihn einmal auf seine Falten ansprach, begann er zu lachen und klärte mich auf: Du siehst vielleicht Falten, aber das ist ganz deinen Erwartungen an mich geschuldet. Andere Menschen sehen mich als ein Kind, wieder andere als Alanis Morisette. Das ist alles relativ.</p>
<p>Damit wäre ich am zentralen Kritikpunkt meiner Konversationen mit Gott. Er relativiert alles. Nur weil er alles im Blick hat, meint er, dass man die Dinge nicht nur schwarz und weiß sehen sollte.</p>
<p>Ich bin aber nur ein Mensch. Ab und an sind Dinge für mich schwarz oder weiß. Vielleicht sind sie es nach einer erholsamen Nacht nicht mehr, aber dieses ständige „Alles ist relativ!“ finde ich relativ nervig.</p>
<p>Aber wieso beschwere ich mich. Insgesamt habe ich zu dem alten Herrn ein gutes Verhältnis. Viele haben schließlich gar keines und das muss doch ziemlich elend sein. So von Gott verlassen zu sein.</p>Die neue Workload-Balancing-Strategie2017-07-11T22:25:00+02:002017-07-11T22:25:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2017-07-11:/die-neue-workload-balancing-strategie.html<p>Der frisch angestellte J. hielt eine Rede für die ihm zugeteilten Mitarbeiter. Er bereitete sich gründlich vor; es sollte nichts dem Zufall überlassen werden. Sorgsam wog er jedes Wort ab und verglich es mit anderen, möglicherweise besser passenden, sprach Wortgruppen und Formulierungen mit verschiedenen Betonungen. Schließlich war er zufrieden.</p>
<p>Im …</p><p>Der frisch angestellte J. hielt eine Rede für die ihm zugeteilten Mitarbeiter. Er bereitete sich gründlich vor; es sollte nichts dem Zufall überlassen werden. Sorgsam wog er jedes Wort ab und verglich es mit anderen, möglicherweise besser passenden, sprach Wortgruppen und Formulierungen mit verschiedenen Betonungen. Schließlich war er zufrieden.</p>
<p>Im Firmen-Newsletter der Maschinenbaufirma C. würde man später lesen:</p>
<blockquote>
<p>In seiner Antrittsrede für seine Stelle als Stellvertreter des Assistenten des Senior Creative Architecture Lead Professional brachte J. eine optimistische Vision einer <strong>transparenten Work Creativity</strong> zum Ausdruck und bedankte sich für das Vertrauen in seine Leverage-Fähigkeiten, die ihn zu einer promising Deal-Change-Personality machen.</p>
<p>Mit positiver Ausstrahlung präsentierte er seine <strong><em>Visions</em></strong> für approval-basierte Verbesserungszyklen und strukturiertes Time-Management für effektive <strong>Workload-Balancing-Strategien</strong>.</p>
</blockquote>
<p>Die ihm untergebene Zuhörerschaft, bestehend aus zwei stirnrunzelnden Ingenieuren, vier irritierten Näherinnen und einer eingeschlafenen Textildesignerin konnte ihm nicht folgen und man schaute einander ratlos an (die Textildesignerin ausgenommen, sie schlief weiter). </p>
<p>Am nächsten Tag wurden alle Zuhörer gekündigt und J. befördert (ohne Gehaltserhöhnung, neuer Job-Titel noch in Arbeit). Die Begründung begann mit:</p>
<blockquote>
<p>Wie Ihnen J. bereits mitteilte, ist in unserem Unternehmen für Ihre Tätigkeit kein Platz mehr. Sie können uns für diese plumpe Aussage durchaus verklagen, sollten sich jedoch im Klaren darüber sein, dass Sie gegen ein Unternehmen unserer Größe wenig erreichen können und im besten Fall einen Job als „Erkundungsassistent Südwestwinkel“ im Schichtdienst in unserem fensterlosen, höchst beliebten „Zimmer der Verdammten“ zugeteilt bekämen, sollten Sie die Dreistigkeit besitzen, uns zu einer Anstellung Ihrer Person zu nötigen.</p>
</blockquote>Intervallfasten im Selbstversuch2016-09-03T20:00:00+02:002016-09-03T20:00:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2016-09-03:/intervallfasten-im-selbstversuch.html<p>Vor einiger Zeit <a href="http://ramota.de/2015/10/verschiedene-the-fast-diet-die-burnoutluege/">schrieb ich etwas</a> über ein Buch, in dem es um Intervallfasten^1)^[Manche Leute sagen einfach: ab und an eine oder mehrere Mahlzeiten auslassen]{#footnote_plugin_tooltip_text_1 .footnote_tooltip} geht. Man kann an einem oder mehreren Tagen in der Woche sehr wenig essen (z.B …</p><p>Vor einiger Zeit <a href="http://ramota.de/2015/10/verschiedene-the-fast-diet-die-burnoutluege/">schrieb ich etwas</a> über ein Buch, in dem es um Intervallfasten^1)^[Manche Leute sagen einfach: ab und an eine oder mehrere Mahlzeiten auslassen]{#footnote_plugin_tooltip_text_1 .footnote_tooltip} geht. Man kann an einem oder mehreren Tagen in der Woche sehr wenig essen (z.B. morgens wenig und abends minimal) und so auf natürliche Weise abnehmen. Im Selbstversuch habe ich bis jetzt zweimal versucht, diese Idee umzusetzen.</p>
<p>Beim ersten Mal habe ich es allein versucht und wollte mir nicht mehr als einen Tag in der Woche nehmen lassen. Ein paar Wochen lief das Ganze, aber ohne sichtbaren Erfolg. Ich brach ab.</p>
<p>Vor ein paar Wochen versuchte ich es noch einmal. Diesmal konnte ich jemanden überreden, mit mir zu fasten. Anstatt des wöchentlich einmaligen Aussetzers versuchten wir es mit zweimal (zeitweise sogar dreimal) und konnten auf diese Weise einen deutlichen Effekt erzielen. Einige Kilos sind bereits verschwunden und ich hoffe, dass es noch mehr werden. Hunger ist gerade abends schon einmal da, aber es hält sich in akzeptablen Grenzen; vor allem, wenn man sich erlaubt, eine Kleinigkeit zu essen.</p>
<p>Merke:</p>
<ul>
<li>Zusammen geht es besser als allein</li>
<li>Einmal fasten in der Woche reicht für das Abnehmen nicht</li>
</ul>
<p>Etwas unerwartet: Es ist nicht am Anfang am schwierigsten, sondern es wird mit der Zeit schwerer. Ich habe ein wenig gegrübelt, woran das wohl liegen mag, und kam zu der Erkenntnis, dass es hauptsächlich an der Nahrungsmenge liegt.</p>
<p>Desto weniger man wiegt, desto weniger Nahrung braucht man. Im Umkehrschluss heißt das aber auch: Wenn ich weiter abnehmen will, muss ich weniger oder besser (kalorienärmer) essen. Und das möglichst stufenweise, um sowohl Heißhunger als auch krankhaftes Hungern zu vermeiden. Gar nicht so einfach, aber auch nicht unmöglich.</p>
<p>::: footnote_container_prepare
Fußnoten[ [ [+]{#footnote_reference_container_collapse_button style="cursor: pointer;"} ]]{style="display: none;"}</p>
<p>:::</p>
<p>::: {#footnote_references_container}</p>
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</code></pre></div>
<p>[1.]{#footnote_plugin_reference_1}
:::</p>
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</code></pre></div>
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<p>Manche Leute sagen einfach: ab und an eine oder mehrere Mahlzeiten auslassen</p>
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</code></pre></div>
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</code></pre></div>Viecher Sammeln, Viecher sammeln lassen2016-08-07T19:03:00+02:002016-08-07T19:03:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2016-08-07:/viecher-sammeln-viecher-sammeln-lassen.html<p><img alt="May. Torchic und Squirtle, Bild von Genzoman" src="http://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/6aedf4679776e0505b0f8baa2a93922f/pokemon___may_by_genzoman-d8eox9s-700x907.jpg"></p>
<p>Wie so viele andere, die von sich dachten, sie wären erwachsen und brauchen sich nicht mit Kinderspielen abgeben, bin ich zeitweise vom Pokemon-Fieber befallen gewesen.</p>
<p>Ich war früher nie Fan der Serie, habe keine anderen Pokemon-Spiele gespielt und auch sonst kaum Berührungspunkte mit der Welt der Viecher-Trainer und Ballsklaven gehabt …</p><p><img alt="May. Torchic und Squirtle, Bild von Genzoman" src="http://veintiuno.de/bl-content/uploads/pages/6aedf4679776e0505b0f8baa2a93922f/pokemon___may_by_genzoman-d8eox9s-700x907.jpg"></p>
<p>Wie so viele andere, die von sich dachten, sie wären erwachsen und brauchen sich nicht mit Kinderspielen abgeben, bin ich zeitweise vom Pokemon-Fieber befallen gewesen.</p>
<p>Ich war früher nie Fan der Serie, habe keine anderen Pokemon-Spiele gespielt und auch sonst kaum Berührungspunkte mit der Welt der Viecher-Trainer und Ballsklaven gehabt.</p>
<p>Vermutlich hätte ich den Hype um <em>Pokemon Go</em> halbwegs ignoriert, wenn ich nicht gewusst hätte, dass <a href="https://www.nianticlabs.com/">Niantic</a>, die Firma hinter dem Spiel, bereits ein anderes, konzeptionell ähnliches Spiel herausgebracht hat: <a href="https://www.ingress.com/">Ingress</a>.</p>
<p>Mit Ingress habe ich mich kurzzeitig beschäftigt und fand das Konzept interessant: Man läuft zu „interessanten“ Orten in der wirklichen Welt, um dort auf virtuelle Objekte zu stoßen und damit zu interagieren. Leider ist die App inhaltlich für meine Begriffe konfus und nicht besonders motivierend, obwohl mittlerweile viele Features eingebaut wurden, an die in Pokemon Go nicht ansatzweise zu denken ist. Die Anwendung ist viel sozialer, man kann in Teams sinnvoll gegeneinander antreten, weil man viel mehr Übersicht hat und zum Beispiel gemeinsam gegen übermächtige Gegner antreten kann. In Pokemon Go kann man derzeit hingegen nur Pokemon sammeln und in Arenen gegen dort abgestellte Gegner antreten.</p>
<p>Damit wäre dann auch schon eine große Schwäche des Spiels genannt. Eine andere ist die Verteilung der Pokemon. In Großstädten und dort besonders in Zentrumsnähe ^1)^[und, wie man mittlerweile weiß, ansonsten eher in finanziell besser ausgestatteten Gegenden]{#footnote_plugin_tooltip_text_1 .footnote_tooltip} laufen sie sich fast schon über den Haufen, während man in ländlichen Regionen gefühlt wochenlang durch Feld und Wald wandeln muss, bevor man überhaupt etwas findet. Für mich ist das weniger dramatisch, weil ich in einer Großstadt wohne.</p>
<p>Aber das größte Problem zum jetzigen Zeitpunkt ist das <a href="https://www.techopedia.com/definition/27527/grinding">Grinden</a>. Bis Level 12 habe ich es hingenommen, dass mir ständig stärker werdende <a href="http://www.pokewiki.de/Taubsi">Taubsis</a> und <a href="http://www.pokewiki.de/Rattfratz">Rattfratze</a> über den Weg gelaufen sind, die unabhängig von ihrer Stärke immer nur eine feste Anzahl Erfahrungspunkte bringen. Danach nahm meine Motivation rapide ab, denn für jeden weiteren Levelaufstieg benötigt man deutlich mehr Erfahrungspunkte.</p>
<p>Also wechselte ich auf die <em>dunkle Seite</em> und installierte <em>Necrobot</em>, einen Bot, der in einer Windows-Konsole läuft und in meinem Namen Abfragen an die Pokemon-Server schickt. Dass es so einfach werden würde, war mir nicht klar. Offenbar drückte Niantic zeitweise alle Augen bei der Bekämpfung von Cheatern zu.</p>
<p>Ich lud den Bot herunter und passte die Konfiguration etwas an. In erster Linie versuchte ich, ihn etwas menschlicher zu machen. Idealerweise würde mein virtueller Vertreter nur das machen, was ich sonst auch machen würde (ausgenommen Dinge, die Auswirkungen auf andere Spieler haben). Am liebsten hätte ich, ausreichend Zeit vorrausgesetzt, einen kleinen Wanderbot auf Basis eines bestehenden Bots programmieren wollen, der in aller Ruhe die Kontinente überquert. Das wird allerdings nichts, wie sich noch zeigt.</p>
<p>Zu meiner Verwunderung scheinen viele der Bot-Nutzer besonders schnell besonders viele Erfahrungspunkte sammeln zu wollen und trimmen ihre Bots auf Hochleistung^2)^[was entsprechend viele Abfragen mit sich führt]{#footnote_plugin_tooltip_text_2 .footnote_tooltip}. Mittlerweile ist mir klar, dass das vor allem Sinn macht, wenn man Accounts verkaufen will.</p>
<p>Freilich blieb dies nicht unentdeckt und Niantic begann recht bald damit, ein Anfragelimit einzuführen, um aggressive Bots auszubremsen. Das kann man an dieser Stelle wohl als Notwehr betrachten.</p>
<p>Insgesamt lief es für mich jedoch gut. innerhalb einiger mehrstündigen Durchläufe erreichte mein virtueller Läufer Level 20. Dann geschah etwas merkwürdiges.</p>
<p>Mir fiel auf, dass sich die Software bei jedem Start selbsttätig auf den neuesten Stand bringt. Das ist normalerweise ein sinnvolles Verhalten, in diesem Fall aber nicht unproblematisch, weil man für die Nutzung einen gültigen Zugang braucht, zum Beispiel einen Google-Account. Wenn man nun nicht gerade einen neuen erstellen will, nimmt man seinen bestehenden (samt Passwort), riskiert aber, dass dieser bei einem Update von einem möglicherweise unterwandertem Programm an unseriöse Stellen geschickt wird.</p>
<p>Eine Prüfung des Quellcodes der Version 0.4 ergab keine Auffälligkeiten, aber bei einem weiteren Besuch der Seite zeigte der Link für Downloads plötzlich auf eine komplett andere Stelle. Es sah aus wie eine feindliche Übernahme. Stattdessen hatte es aber <a href="https://www.reddit.com/r/pokemongobotting/comments/4vf5g9/necrobot_is_dead_what_happened/">interne Streitigkeiten</a> gegeben, die im Eiltempo zu einer Überwerfung mit dem bisherigen Lead des Projekts führten.</p>
<p>Mittlerweile sind zwei Bots entstanden, der originale und <em>PokeMobBot</em>. Neben einigen, aus meiner Sicht eher nebensächlichen Unterschieden, hatten beide seit ein paar Tagen eine hervorstechende Gemeinsamkeit: Sie funktionierten zeitweise nicht mehr.</p>
<p>Niantic hat seine Sicherheitsmechanismen in einem Update aktiviert, die es den Bot-Erstellern unmöglich machten, ihre Bots sinnvoll weiterarbeiten zu lassen.</p>
<p>Es war abzusehen, dass Niantic irgendwann mit aller Härte versuchen würde, falsche Clients auszusortieren^3)^[Kombination von vielleicht einigen Gerätewerten des genutzten Smartphones, zufälligen Werten und Authentifizierungs-Tokens oder Hashes mit entsprechenden Zertifikaten?]{#footnote_plugin_tooltip_text_3 .footnote_tooltip}</p>
<p>Neben der Tatsache, dass gerade in Zukunft, wenn Features wie Tauschen hinzukommen könnten, Cheater viel Schaden anrichten würden (und wenn man sich <a href="http://ramota.de/wp-content/uploads/2016/08/poksold.jpg">sowas</a> anschaut: eigentlich schaden sie jetzt schon), erzeugen die Bots eine erhebliche Last. In einem Beitrag hat Niantic <a href="http://pokemongo.nianticlabs.com/en/post/update-080416/">das visualisiert</a>. Die Bots erzeugten etwa zwei Drittel der gesamten Serverlast. Wenn man bedenkt, dass die Zahl der Leute, die Bots verwenden, im Vergleich zu den normalen Nutzern sehr gering sein dürfte, ist diese Last geradezu absurd hoch^4)^[Dass sie nicht schon früher so reagiert haben, war vermutlich geplant: Kenne den Feind, um ihn möglichst effektiv bekämpfen zu können]{#footnote_plugin_tooltip_text_4 .footnote_tooltip}.</p>
<p>Bisher sind die Entwickler der Bots <a href="https://twitter.com/PokeMobBot/status/762066313992871936">noch zuversichtlich</a>, eine Lösung zu finden, aber ich gehe davon aus, dass die Mehrheit der Bot-Nutzer langfristig ohne glaubwürdige Emulation von z.B. GPS-Daten und unverdächtigen Serveranfragen immer wieder auffliegen wird.</p>
<p>Zum Thema Motivation lässt sich meinerseits sagen, dass ich das Spiel in seiner aktuellen Form nicht ausreichend motivierend finde und den Bot-Freunden nicht mehr vertraue. Was bleibt also?</p>
<p>Vielleicht gibt es für mich Hoffnung in Form eines <a href="http://www.runanempire.com/">einfacheren Spiels</a>, das sich eher auf das konzentriert, was ich interessant finde: Fortbewegung und ein bisschen Strategie.</p>
<p>::: footnote_container_prepare
Fußnoten[ [ [+]{#footnote_reference_container_collapse_button style="cursor: pointer;"} ]]{style="display: none;"}</p>
<p>:::</p>
<p>::: {#footnote_references_container}</p>
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<p>und, wie man mittlerweile weiß, ansonsten eher in finanziell besser ausgestatteten Gegenden</p>
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<p>was entsprechend viele Abfragen mit sich führt</p>
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<p>[3.]{#footnote_plugin_reference_3}</p>
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<p>Kombination von vielleicht einigen Gerätewerten des genutzten Smartphones, zufälligen Werten und Authentifizierungs-Tokens oder Hashes mit entsprechenden Zertifikaten?</p>
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<p>[4.]{#footnote_plugin_reference_4}</p>
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<p>Dass sie nicht schon früher so reagiert haben, war vermutlich geplant: Kenne den Feind, um ihn möglichst effektiv bekämpfen zu können</p>
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<div class="highlight"><pre><span></span><code></div>
</code></pre></div>Alt genug?2016-06-06T14:35:00+02:002016-06-06T14:35:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2016-06-06:/alt-genug.html<p>Mit dem Messer in der Hand humpelte Liselotte über den Flur. Währenddessen schimpfte sie ohne Unterlass. Ganze Sätze waren Mangelware. Stakkatoartig hustete sie Wortgruppen auf den Flur, deren Inhalt sich dem geneigten Zuhörer nicht von selbst erklären wollten. Schließlich hielt sie an einer Tür an und schaute angestrengt auf das …</p><p>Mit dem Messer in der Hand humpelte Liselotte über den Flur. Währenddessen schimpfte sie ohne Unterlass. Ganze Sätze waren Mangelware. Stakkatoartig hustete sie Wortgruppen auf den Flur, deren Inhalt sich dem geneigten Zuhörer nicht von selbst erklären wollten. Schließlich hielt sie an einer Tür an und schaute angestrengt auf das Schild: Irmgard H.</p>
<p>Ohne Anzuklopfen riss sie die Tür mit erstaunlichem Schwung auf und humpelte ins Zimmer. Dabei erhob sie das Messer und fletschte die Zähne.</p>
<p>Irmgard kauerte ihr zugewandt auf dem Boden und schaute mit weit aufgerissenen Augen in ihre Richtung. Liselotte blieb mit weiterhin erhobenem Arm stehen und versuchte, sich ein Bild zu machen.</p>
<p>Irmgard hatte die Vorhänge geöffnet und die Mittagssonne durchflutete den Raum. Liselotte musste sich die andere Hand schützend vor die Augen halten, um nicht völlig geblendet zu werden. Erstarrt stand sie da, ganz ohne Murren, völlig verstummt, und wartete darauf, dass sich ihre Augen an das Licht gewöhnen würden.</p>
<p>„Warum hast du die Vorhänge aufgezogen, Irmgard?“, fragte Liselotte schließlich. „Warum nicht? Es ist Tag! Und wozu dieser anklagende Unterton, Nachbarin? Ich habe Dich ohnehin nicht eingeladen …“ „Na und? Aber wer in Gottes Namen braucht soviel Licht?“ „Ich brauche das, Nachbarin, ich. Denn meine Kontaktlinsen finden sich nicht von allein“ „Dann finde sie schneller, ich hab‘ noch ‚was vor!“ „Ach, du ‚hast noch ‚was vor‘, Nachbarin“, erwiderte Irmgard verächtlich, „Das klingt ausgesprochen interessant. Wenn ich meine Kontaktlinsen wiedergefunden habe, musst du mir das ganz detailliert erzählen. Solange kannst Du mir aber beim Suchen helfen. Wie du sicher weißt, bin ich ohne meine Kontaktlinsen nicht zu gebrauchen“ „Ja, ja, weiß ich. Aber einen Teufel werde ich. Du kannst deine Kontaktlinsen alleine finden“</p>
<p>Etwas wirr schaute sie nun trotzdem im Raum umher und wippte nervös auf ihren Füßen. Den Arm mit dem Messer nahm sie herunter und auch der andere Arm durfte ruhen, denn die Augen hatten sich an das Licht gewöhnt. Das Messer erzeugte ein Lichtspiel an der Wand. Irmgard suchte den Teppich weiter ab.</p>
<p>„Liselotte …“</p>
<p>…</p>
<p>„Liselotte!“</p>
<p>„Ja, was denn?“, rief sie gereizt.</p>
<p>„Lass das Gesuche. Es hat doch keinen Zweck“</p>
<p>„Wieso?“</p>
<p>„Lass es doch bleiben. Ich habe dir etwas zu sagen. Das geht zur Not auch ohne Kontaktlinsen …“ „Das glaubst du also? Ich habe meine Kontaktlinsen schon längst eingesetzt!“, sagte Irmgard laut und zog behänd eine winzige Pistole aus ihrem Rock hervor. Liselotte gab keinen Laut von sich, doch ihre Miene verfinsterte sich.</p>
<p>„Ich habe schon geahnt, dass du hier aufkreuzen würdest, um irgendetwas Furchtbares zu tun. Also habe ich mich vorbereitet“</p>
<p>„Ach, hast du das?“ Liselotte lachte hart.</p>
<p>In diesem Moment wurde die Tür noch weiter aufgestoßen und Helga kam an ihrem Gehstock hereingestolpert. Auch sie hatte eine kleine Pistole in der Hand und ein wildes Funkeln in ihren 84-jährigen Augen ließ keinen Zweifel daran, dass sie die Waffe einsetzen würde.</p>
<p>„Da staunst du, Liselotte, nicht wahr? Du dachtest, du könntest mit mir, deiner besten Freundin, Pistolen kaufen gehen und jetzt das hier. Deine ‚beste Freundin‘ hintergeht dich, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken!“</p>
<p>Sie ließ eine kurze, vermutlich dramatisch gemeinte Pause und drückte ab. Stille. Es löste sich kein Schuss. Auch die nächsten Versuche blieben ohne Erfolg. Die Pistole kam ihrem Auftrag nicht nach. Helgas Grinsen entglitt und wich allgemeiner Ausdruckslosigkeit.</p>
<p>Im Angesicht der Pistole in Irmgards Hand hätte man vielleicht Furcht oder Panik erwartet, doch darüber schien sie hinweg zu sein.</p>
<p>„‚Beste Freundin‘ sagst du? Ich kenne dein dunkles Geheimnis längst. Schon seit Monaten kannst du mir nichts mehr vormachen“, rief Irmgard so laut, dass es der ganze Flur hören musste.</p>
<p>„Schrei doch noch lauter, Irmchen, damit auch die Wachen am Eingang etwas hören und schnell heraufkommen?“, erwiderte Helga, „Was die wohl zu unseren Pistolen sagen werden?“</p>
<p>Und siehe da. Es ließen sich Schritte auf dem Flur vernehmen. Helga und Liselotte zuckten zusammen, nur die schwerhörige Irmgard ließ sich nichts anmerken. Helga schaute umgehend nach, wer sich näherte.</p>
<p>„Es ist Alma“, flüsterte Helga.</p>
<p>„Trauma-Alma?“, fragte Liselotte.</p>
<p>„Ja, die österreichische Trauma-Alma. Keine Ahnung, wie sie es hierher geschafft hat“</p>
<p>„Die wohnt doch zwei Stockwerke tiefer, nicht wahr?“</p>
<p>Irmgard gefiel das Tuscheln der beiden Frauen vor ihr gar nicht: „Wer kommt da? Sagt mir auch mal jemand etwas?“</p>
<p>„Nur, wenn du deine Pistole ‚runternimmst!“, sagte Liselotte. Irmgard blickte etwas nachdenklich, ließ die Waffe schließlich sinken und versteckte sie wieder.</p>
<p>Als sie gerade damit fertig war, kam Alma zur Tür geschlichen. Sie schob einen Gehwagen vor sich her und blickte nacheinander mürrisch auf die drei Frauen.</p>
<p>„Wisst ihr was!“, begann sie unfreundlich, „Eure Eskapaden sind legendär. Alle paar Wochen duelliert ihr euch auf scheinbar höchstem Niveau und denkt euch neue Möglichkeiten aus, euch gegenseitig auszuspielen. Aber heuer bin ich eurer Eskapaden überdrüssig. Es muss ein Ende haben!“</p>
<p>„Ach Alma“, begann Helga, „Du nimmst diese Angelegenheiten viel zu ernst. Und außerdem gehen sie dich gar nichts an. Geh wieder zurück in dein Zimmer und …“</p>
<p>„Einen Teufel werde ich. Jedesmal enden eure Spielereien damit, dass die Wachen kommen müssen und euch ruhigstellen. Wenn ihr dann wenigstens dazulernen würdet! Ich habe der Heimleitung schon so oft gesagt, dass sie nicht alle Demenzkranken auf einem Flur unterbringen soll. Das bringt nur Unglück!“</p>
<p>Die Anwesenden schauten etwas ratlos in die Runde. Der Nährboden für schlagfertige Erwiderungen war mit einem Schlag verödet.</p>
<p>„Aber kommen wir zu den wirklich wichtigen Dingen“, fuhr Alma fort, „Ich habe da etwas vorbereitet“</p>
<p>Alma schlug die Decke zurück, die sie über ihren Gehwagen gelegt hatte und legte eine Reihe Handgranaten frei.</p>
<p>Noch ehe eine der Überraschten etwas sagen konnte, hatte Alma bereits die erste Handgranate scharf gemacht.</p>
<p>„Granaten mit Zeitzünder, übrigens“, meinte Alma beiläufig.</p>Hermann Hesse: Der Steppenwolf2016-02-20T16:00:00+01:002016-02-20T16:00:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2016-02-20:/hermann-hesse-der-steppenwolf.html<h2>Inhalt</h2>
<p>Da ist also dieser Harry Haller. Der Mann ist gebildet und belesen, denkt viel und macht wenig. In seinem Kopf spukt die Idee, er wäre in zwei Charaktere geteilt – den zivilisierten Menschen und den animalischen Steppenwolf. Diese beiden können sich nicht leiden, so die Kurzfassung seines Problems mit den …</p><h2>Inhalt</h2>
<p>Da ist also dieser Harry Haller. Der Mann ist gebildet und belesen, denkt viel und macht wenig. In seinem Kopf spukt die Idee, er wäre in zwei Charaktere geteilt – den zivilisierten Menschen und den animalischen Steppenwolf. Diese beiden können sich nicht leiden, so die Kurzfassung seines Problems mit den beiden.</p>
<p>Im Großen und Ganzen macht ihn das ausgesprochen unglücklich. So unglücklich, dass er sich am liebsten umbringen würde. Vielleicht ab seinem 50. Geburtstag. Aber vielleicht auch nicht. Das Leben ist schließllich kein Ponyhof.</p>
<p>Als Harry nun Hermine kennenlernt, eine Person, die äußerlich so ganz das Gegenteil seiner Person darstellt, merkt er endlich, dass es noch einiges mehr im Leben gibt als Trübsal blasen. Zum Beispiel Tanzen lernen und mit deutlich jüngeren Frauen schlafen.</p>
<p>Höhepunkt des neuen, glanzvolleren Lebens ist der Besuch eines Maskenballs, bei dem Harry unter Drogen Einlass in eine Art Theater gewährt bekommt, in dem er allerlei Ideen und frühere Abschnitte seines Lebens wiedererleben und verändert wahrnehmen kann. Dass seine einfache Einteilung Mensch – Wolf unzureichend ist, wird ihm erneut bewusst gemacht.</p>
<p>Letztlich kann Harry sich auf dieser Spielwiese für immer austoben und die Dinge mit Humor nehmen. Denn schließlich ist ohne Humor alles zwecklos.</p>
<h2>Einschätzung</h2>
<p>Die erste Hälfte des Buches war schwer zu lesen. Harrys Neurosen haben ihn fest im Griff und auf Dauer ist die Schilderung seines Leids und seines Alltags ermüdend. Mit der Andeutung eines anderen Lebens mit deutlich reduzierter Anzahl von Zwängen geht es scheinbar aufwärts im Leben des Harry Haller.</p>
<p>Gleichzeitig scheint er sich von der Realität abzukapseln. Wie schon der Erzähler zu Beginn des Buches zu berichten weiß, ist nicht klar, an welchen Stellen das Erzählte in Fiktion übergeht. An einigen Stellen, zumeist wenn sich die abschließende Veranstaltung des Buchs ankündigt, scheint die Realität überwunden. Sprüche wie „Zutritt nur für Verrückte“ erhärten diesen Eindruck.</p>
<p>Entsprechend kann man sich kaum sicher sein, wer gegen Ende nicht nur eine Persönlichkeit aus Harrys Kopf ist. Gibt es Hermine wirklich? Wer ist Pablo, der mysteriöse Musiker?</p>
<p>Statt einem Befreiten (bzw. einen sich auf eine Befreiung Zugehenden) sehe ich am Ende einen Mann, der zusehends den Verstand verliert und scheinbar gut damit leben kann, sich in die (angeblich tabuisierte) Schizophrenie zu flüchten. Wobei ich vermute, dass Hesse den Begriff hier etwas überstrapaziert. Das <em>Ich</em> eines Menschen als eine Sammlung vieler verschiedener und veränderlicher Unterpersönlichkeiten zu betrachten, entprach 1927 sicherlich einer fortschrittlichen Denkweise.</p>
<p>Aber humorvoll lachend in den Wahnsinn schlittern und dabei unter Drogen mit den eigenen Vorbildern über das Leben philosphieren anstatt der üblichen Depressionen nachhängen? Wohl am besten beides nicht.</p>
<h2>Zum Weiterlesen</h2>
<ul>
<li><a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Schizophrenie">Schizophrenie auf Wikipedia</a></li>
<li><a href="https://www.dasgehirn.info/wahrnehmen/schoenheit/kreativ-und-krank-im-kopf-6850">kreativ und krank im Kopf</a></li>
</ul>Verschiedene: The Fast Diet; Die Burnoutlüge2015-10-04T18:15:00+02:002015-10-04T18:15:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2015-10-04:/verschiedene-the-fast-diet-die-burnoutluge.html<h2>Dr. Michael Mosley & Mimi Spencer: The Fast Diet</h2>
<p>Mosley schreibt über Intervallfasten („intermittent fasting“) in der 5:2-Variante: Fünf Tage in der Woche normal essen, an zwei Tagen nur ca. ein Viertel des Üblichen. Wie auch bei anderen etwas radikalen Ernährungsansätzen basiert die Grundidee auf evolutionsbiologischen Annahmen: Da der Mensch …</p><h2>Dr. Michael Mosley & Mimi Spencer: The Fast Diet</h2>
<p>Mosley schreibt über Intervallfasten („intermittent fasting“) in der 5:2-Variante: Fünf Tage in der Woche normal essen, an zwei Tagen nur ca. ein Viertel des Üblichen. Wie auch bei anderen etwas radikalen Ernährungsansätzen basiert die Grundidee auf evolutionsbiologischen Annahmen: Da der Mensch früher kaum etwas zu essen hatte und oft mit Unterversorgung auskommen musste, habe sich der Körper darauf eingestellt. Unter Stress arbeite der Körper demnach in einem anderen Modus als sonst und strebe dabei vor allem „Reparatur“ an, während bei Dauerversorgung auf „Leistung“ hingearbeitet werde.</p>
<p>Mit der Variante 5:2 könne man bereits ordentlich abnehmen, ohne sich allzusehr zu stressen. Theoretisch sind auch Varianten wie 4:3 und 1:1 denkbar, aber deutlich schwieriger umzusetzen. Mit der Umstellung soll außerdem eine generelle Verbesserung des Gesamtzustands einhergehen, der zu mehr Wohlfühlen und Gesundheit führt.</p>
<p>Das Buch basiert größtenteils auf den Erkenntnissen, die in der <a href="https://vimeo.com/103656060">Dokumentation</a> bereits aufgezeigt werden. Zusätzlich darf Mimi Spencer ein paar Worte verlieren, die mir aber größtenteils nicht hängengeblieben sind. Etwas hilfreicher sind ihre Rezeptvorschläge, an denen man sich gut orientieren kann.</p>
<p>Wer die Dokumentation schon kennt, wird aus dem Buch nicht viel Neues mitnehmen, kann sich damit allerdings zusätzlich motivieren.</p>
<h2>Martina Leibovici-Mühlberger: Die Burnout Lüge</h2>
<p>Es gibt gar kein Burnout, meint die Autorin. Burnout sei eine oberflächliche, vertuschende Bezeichnung für die Folgen gesamtgesellschaftlicher Prozesse, die nicht mehr funktionieren. Mit dem „Aufkleber“ Burnout lasse sich verhindern, dass man sich der tatsächlichen Probleme annimmt, die sich anhand der Ausgebrannten manifestieren.</p>
<p>In Gesprächen mit Betroffenen hat sich die Sicht der Autorin von symptomatischem Behandeln gewandelt. Es hilft nicht, eine Person in die Reha oder in Kuschelkurse zu stecken. Stattdessen muss geklärt werden, welche Bedürfnisse die Person zurücknimmt, um weiterhin die Rolle einer leistungsfähigen Person erfüllen zu können.</p>
<p>Dabei kommt oft heraus, dass persönliche Ziele wie z.B. Mutterwunsch oder Nähe zum Partner sträflich vernachlässigt werden. In einer Gesellschaft, die sich der totalen Sinnentleerung, Egomanisierung und Konsumorientierung nähere, werde es immer schwerer, einen Zustand des Wohlbefindens zu erreichen. Man müsse wieder mehr zueinander finden, sinnvoller Arbeit nachgehen und einen wohlwollenderen Zugang zueinander finden.</p>
<p>An manchen Stellen mischen sich die nachvollziehbaren Argumente mit Meinungen, z.B. wenn es um die Nachfolgegeneration geht (die bekanntlich seit Jahrtausenden immer die schlimmste ist), aber insgesamt bietet das Buch einige (vor allem bei dem Titel) unerwartete Einsichten.</p>
<p>Eine Antwort auf die Frage, wie die Situation realistisch verbessert werden kann, gibt die Autorin allerdings nicht. Letztlich bleibt man bei der philosophischen Grundfrage hängen: Ist der Mensch gut bzw. in erster Linie an Zusammenhalt orientiert wie es die Autorin suggeriert oder ist der Mensch anders gepolt oder schlichtweg noch nicht soweit?</p>T. C. Boyle: Hart auf Hart2015-10-01T19:25:00+02:002015-10-01T19:25:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2015-10-01:/t-c-boyle-hart-auf-hart.html<h2>Handlung</h2>
<p>Adam, der sich von Aliens verfolgt fühlt, nichts lieber tut, als im Wald Drogen anzubauen und so gar nicht den bescheidenen Wünschen seiner Eltern entsprechen will, trifft per Zufall auf Sara. Diese ist einige Jahre älter, aber nicht weniger verrückt und erkennt die staatlichen Autoritäten nicht an. Zusammen befreien …</p><h2>Handlung</h2>
<p>Adam, der sich von Aliens verfolgt fühlt, nichts lieber tut, als im Wald Drogen anzubauen und so gar nicht den bescheidenen Wünschen seiner Eltern entsprechen will, trifft per Zufall auf Sara. Diese ist einige Jahre älter, aber nicht weniger verrückt und erkennt die staatlichen Autoritäten nicht an. Zusammen befreien sie ihre Hündin Katya, die Sara nach einer Polizeikontrolle zeitweise weggenommen wird.</p>
<p>Das etwas unwahrscheinliche Pärchen kommt eine Zeit lang gut miteinander aus, auch wenn Adam sich selten blicken lässt. Jeder für sich kann mit dem jeweils anderen gewisse Bedürfnisse stillen.</p>
<p>Zunehmend verliert Adam allerdings den Verstand, bleibt immer länger weg und kommt kaum noch aus seiner Pfadfinder/Waldläuferfantasie heraus. Schließlich sieht er sich genötigt, in eine Art Krieg gegen alles und jeden zu ziehen (Sara ausgenommen). Auf dem Weg zum unvermeidlichen Ende schießt er sich in so mancher Situation mit seiner chinesischen Norico den Weg frei und scheut nicht davor zurück, das eine oder andere Menschenleben dabei auf der Strecke zu lassen.</p>
<p>Adams Eltern versinken derweil in Gram und Schuld, können ihren lebenstechnisch eingeschlagenen Pfad nicht mehr verlassen. Am Ende bleibt nur noch profane Ablenkung.</p>
<h2>Einschätzung</h2>
<p>Über lange Strecken musste ich mich durch das Buch kämpfen. Ich kann nicht einmal genau sagen, wieso. Die Charaktere sind recht verschieden und wie bei T. C. Boyle üblich etwas schräg. Vielleicht ist es daher die Handlung, die mich nicht ganz überzeugen konnte.</p>
<p>Gegen Ende wurde es noch einmal etwas spannender und entgegen meiner Erwartungen war es mir letztlich doch nicht egal, dass Adam erschossen wird. Trotzdem kann ich das Buch in Sachen Spannung nur eingeschränkt empfehlen (im Gegensatz zu „The Tortilla Curtain“/“América“).</p>Warners Warnung2015-08-22T20:00:00+02:002015-08-22T20:00:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2015-08-22:/warners-warnung.html<p>Warner warnte in Wanna: Weil: Kanna. Dort warnte Warner vor der Wanne im Manne, der Ursache allen Elends.</p>
<p>Er erklärte mit dröhnender Stimme auf der B73:</p>
<blockquote>
<p>Die Wanne im Manne ist die Pfanne der Kanne! Wer diesen grundsätzlichen Zusammenhang nicht erkennt, der begibt sich in große Gefahr! Wer nicht die …</p></blockquote><p>Warner warnte in Wanna: Weil: Kanna. Dort warnte Warner vor der Wanne im Manne, der Ursache allen Elends.</p>
<p>Er erklärte mit dröhnender Stimme auf der B73:</p>
<blockquote>
<p>Die Wanne im Manne ist die Pfanne der Kanne! Wer diesen grundsätzlichen Zusammenhang nicht erkennt, der begibt sich in große Gefahr! Wer nicht die richtigen Schlüsse zieht, wird vom Angesicht der Erde getilgt, wenn <em>sie</em> kommen! Wer unvorbereitet ist, wenn <em>sie</em> kommen, muss mit dem Schlimmsten rechnen! Dem Schlimmsten!</p>
</blockquote>
<p>Diese Worte wiederholte er immer und immer wieder, bis schließlich ein Streifenwagen kam und Warner mitnahm. Im Wegfahren waren seine Warnungen noch immer zu hören, immer leiser, bis der Wagen um die nächste Ecke bog.</p>Seethaler: Der Trafikant2015-07-04T09:10:00+02:002015-07-04T09:10:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2015-07-04:/seethaler-der-trafikant.html<p>In Deutschland, und zunehmend auch in Österreich, verlieren die Menschen allmählich den Verstand.</p>
<p>Dieser <em>Adolf Hitler</em> macht aus Deutschland heraus Druck und sorgt mit seiner forschen Art und und scheinbar frischem Wind für einseitige Berichterstattung und gehirngewaschene Glanz-in-den-Augen-Anhängern.</p>
<p>In dieser Zeit macht sich der Bauernjunge Franz Huchel auf, um aus …</p><p>In Deutschland, und zunehmend auch in Österreich, verlieren die Menschen allmählich den Verstand.</p>
<p>Dieser <em>Adolf Hitler</em> macht aus Deutschland heraus Druck und sorgt mit seiner forschen Art und und scheinbar frischem Wind für einseitige Berichterstattung und gehirngewaschene Glanz-in-den-Augen-Anhängern.</p>
<p>In dieser Zeit macht sich der Bauernjunge Franz Huchel auf, um aus dem Salzkammergut herauszukommen und sein Glück in Wien zu finden. In einer <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Tabaktrafik">Trafik</a> darf er seinem Onkel Otto Trsnjek beim Verkaufen von Zeitungen und Tabak zur Hand gehen und lernt nebenher interessante Leute kennen.</p>
<p>Zum Einen ist da <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Sigmund_Freud">Sigmund Freud</a>, der sich bei einer guten Zigarre auf tiefgreifende Gespräche einlässt.</p>
<p>Zum anderen ist da die „Tänzerin“ Anezka, in die Franz sich auf dem Wiener Prater verliebt, ohne so recht auf ihren sozialen Hintergrund zu achten.</p>
<p>So manche Nacht schlägt er sich in Gedanken an das Mädel mit der Zahnlücke um die Ohren, spricht sich mit dem Professor aus, muss jedoch letztlich feststellen, dass Anezka sich im Angesicht der politischen Verhältnisse durchaus selbst zu helfen weiß (und sich einem Nazi an den Hals wirft).</p>
<p>Auch wird es für Franz‘ Onkel schwierig als ein Nachbar seine Ladenscheiben antijüdisch beschmiert und ihn (sicherlich unbeabsichtigt) in die Hände der Gestapo spielt. Dass der Jude Freud in dem Laden einkauft, spielt dabei scheinbar eine erhebliche Rolle.</p>
<p>Die Gestapo kommt vorbei und nimmt Franz Onkel mit, der schon ahnt, was da kommen wird. Aus den Kellern der Gestapo gibt es kein Entkommen und Franz muss einsehen, dass selbst persönliches Vorsprechen keinen Effekt hat.</p>
<p>Dazu kommt, dass Freud die Stadt verlassen muss. Er flieht nach London, solange er noch kann. Eine letzte Zigarre mit Franz ist noch möglich, bevor er abreist.</p>
<p>Franz muss die Trafik nun allein führen und klebt seine nächtlichen Träume auf kleinen Zetteln morgens an die Scheibe.</p>
<p>Als er nach einiger Zeit Überbleibsel seines Onkels gesendet bekommt:</p>
<ul>
<li>1 Schlüsselbund</li>
<li>1 Geldbörse</li>
<li>1 Foto (unbekannte Person)</li>
<li>1 Wollweste</li>
<li>1 Schuh</li>
<li>1 Hose (beschädigt)</li>
</ul>
<p>hat er genug und beschließt, den Nazis einen Besuch abzustatten und bei der Gelegenheit die Fahne vor dem Gestapo-Gebäude mit der zerfetzten Hose zu ersetzen.</p>
<p>Die passende Antwort lässt nicht lange auf sich warten und Franz bekommt kurze Zeit später unerfreulichen Besuch. Dabei lässt er es sich nicht nehmen, seinen letzten Traum sorgfältig auf die Trafikscheibe zu kleben. Wer weiß, wer ihn noch zu lesen bekommt?</p>
<h2>Gedanken</h2>
<p>Die Charaktere wirken unaufgeregt und irgendwie sympathisch und machen das Lesen trotz des immer finsterer werdenden Horizonts unterhaltsam und manchmal etwas anrührend.</p>
<p>Die Geschichte selbst fließt relativ spannungsarm dahin, aber das macht nichts. Das Buch liest sich trotzdem leicht. Zudem ist es nicht besonders seitenstark. Der Autor hat darauf verzichtet, die Geschichte länger zu ziehen als gut für sie ist.</p>
<p>Besonders gelungen finde ich die wenig moralisierende Beschäftigung mit den Nazis. Man gewinnt einen Eindruck davon, wie es sich während des Aufstiegs der Hakenkreuzfreunde real angefühlt haben muss und wie schwierig es gewesen sein muss, hinter die Maske des scheinbaren, begeisternden Aufbruchs in bessere Zeiten zu schauen und die grausame Fratze dahinter zu entdecken.</p>Solid Green, Teil 1: Henriette2015-04-22T16:30:00+02:002015-04-22T16:30:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2015-04-22:/solid-green-teil-1-henriette.html<p>Henriette ist verschwunden.</p>
<p>Ich versuchte zuerst, sie zuhause anzurufen. Sie ging stundenlang nicht ans Telefon.</p>
<p>Also fuhr ich mit dem Bus zu ihr und klopfte an ihre Tür. Es stellte sich heraus, dass ihre Schwestern in Sorge auf sie warteten und bereits bei Freunden und Bekannten angerufen hatten, um sie …</p><p>Henriette ist verschwunden.</p>
<p>Ich versuchte zuerst, sie zuhause anzurufen. Sie ging stundenlang nicht ans Telefon.</p>
<p>Also fuhr ich mit dem Bus zu ihr und klopfte an ihre Tür. Es stellte sich heraus, dass ihre Schwestern in Sorge auf sie warteten und bereits bei Freunden und Bekannten angerufen hatten, um sie ausfindig zu machen.</p>
<p>Die Polizei würde als nächstes informiert werden, informierte mich Henriettes kleine Schwester Fine. Wobei „kleine Schwester“ etwas irreführend ist. Mit 22 Jahren ist sie weder klein noch ausgesprochen jung.</p>
<p>Jedenfalls habe ich mich immer gut mit ihr verstanden. Deshalb betrübte es mich, sie ausgesprochen traurig zu sehen.</p>
<p>Sie ließ mich schließlich herein und brachte uns etwas Tee und Gebäck. Dabei versuchte sie, ihre Fassung wiederzufinden. Einfach entspannt Tee trinken und ein bisschen reden.</p>
<p>Ihre Hände zitterten beim Einfüllen der Zuckerwürfel. Ärger zeichnete sich auf ihrer gerunzelten Stirn ab. schließlich war der Zucker verteilt und sie reichte mir meinen Tee, nur um ihn im letzten Moment zu verschütten.</p>
<p>Erschrocken starrte sie auf mein Kleid, auf dem sich ein Wasserfleck auszubreiten begann.</p>
<p>„Hast du mal was zum Aufsaugen?“, fragte ich sie. Augenblicklich sprang sie auf und rannte in die Küche, um ein Tuch zu holen.</p>
<p>Nach wenigen Sekunden kam sie mit gesenktem Blick zurück. Ich versuchte, sie anzulächeln, doch sie schaute weg. Ich konnte erahnen, dass ihr Tränen das Gesicht herunterliefen.</p>
<p>„Weißt du“, begann sie, nachdem ich mich halbwegs getrocknet hatte, „Man hört so Dinge von Solid Green.“</p>
<p>Ich schaute sie verständnislos an.</p>
<p>„Solid Green ist die Firma, bei der Henriette am Montag angefangen hat“, erklärte Fine. Sie reichte mir eine Visitenkarte:</p>
<p>Arbeit zum Wohlfühlen. Mit unserem Programm kommen wir einer Welt ohne Schmerz und Sorgen einen Schritt näher.</p>
<p>Umweltschutz, Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit. Solid Green.</p>
<p>„Man hört immer wieder davon, dass Menschen nicht mehr wiederkommen, wenn sie über einen Recruiter angeworben wurden. Der Kontakt bricht völlig ab, die Firma leugnet in der Regel, tatsächlich einen Arbeitsvertrag mit der vermissten Person zu haben.“</p>
<p>Fine schaute abwesend auf ihren Tee, den sie währenddessen langsam mit einem kleinen Löffel durchrührte.</p>
<p>Wir tranken in Stille den Tee bis Fine aufsprang und etwas von einem Termin sagte, auf den sie sich ganz dringend vorbereiten müsse. Ich ging.</p>Stefan Zweig: Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau2015-03-29T13:45:00+02:002015-03-29T13:45:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2015-03-29:/stefan-zweig-vierundzwanzig-stunden-aus-dem-leben-einer-frau.html<h2>Handlung</h2>
<p>Eine alte Frau erzählt von einem Erlebnis, das ihr Leben seit Jahrzehnten bestimmt.</p>
<p>Nach dem Tod ihres Mannes findet sie keinen Halt mehr, bis sie in einem Casino in Monte Carlo den Händen eines fremden jungen Mannes begegnet. Diesen Hände voller Ausdrucksstärke und Persönlickeit ist sie förmlich ausgeliefert.</p>
<p>Sie …</p><h2>Handlung</h2>
<p>Eine alte Frau erzählt von einem Erlebnis, das ihr Leben seit Jahrzehnten bestimmt.</p>
<p>Nach dem Tod ihres Mannes findet sie keinen Halt mehr, bis sie in einem Casino in Monte Carlo den Händen eines fremden jungen Mannes begegnet. Diesen Hände voller Ausdrucksstärke und Persönlickeit ist sie förmlich ausgeliefert.</p>
<p>Sie muss feststellen, dass der Besitzer jener Hände dabei ist, sich um sein Leben zu spielen. Als seine Hoffnung stirbt, fängt sie ihn auf und nötigt ihn dazu, eine Nacht mit ihr zu verbringen.</p>
<p>Erst widerwillig, doch schließlich dankbar willigt er ein und sie verbringen eine intensive Nacht, nach der alles Unheil vergessen scheint.</p>
<p>Betrunken vor Glück wandeln sie am folgenden Tag durch die Umgebung und halten in einer Kirche inne. Dort schwört der Spieler von seinem Laster ab.</p>
<p>Doch der Spieler fällt mit dem Geld, das er von der Frau für Ersatz von Diebesgut und zur Abreise erhalten hat, in alte Muster zurück und selbst die mahnenden Worte der Frau können ihn nicht mehr retten.</p>
<p>Enttäuscht verlässt die Dame den Ort. Später erfährt sie, dass sich der Spieler schließlich doch erschoss. Dieses Ende kann sie jedoch nicht mehr schocken.</p>
<h2>Einschätzung</h2>
<p>Während ich den inneren Aufruhr der Hauptfigur in der <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Schachnovelle">Schachnovelle</a> nachvollziehbar fand, schien mir die entfachte Leidenschaft in der Dame seltsam überzogen, wie ein Sturm im Wasserglas. Sicher ist es ein einschneidendes Erlebnis, nach Jahren des Kummers auf ein Leben am Abgrund zu schauen, doch eine so verheerende Wirkung erscheint mir unwirklich.</p>
<p>Trotzdem ist Stefan Zweigs Einfühlvermögen wieder einmal bestechend. Von der Vielschichtigkeit der Personen zur ungewöhnlichen Herangehensweise an den Spieler, der erst einmal „nur aus Händen besteht“, hin zum Alles veränderndem Finale, weiß Zweig sein Können zu zeigen.</p>Liliane Loke: Gold in den Straßen2015-03-28T14:45:00+01:002015-03-28T14:45:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2015-03-28:/liliane-loke-gold-in-den-strassen.html<h2>Handlung</h2>
<p>Der Meyer, der Typ aus einfachen Verhältnissen, will es wissen. Nach Jahren in einer Bank möchte er sehen, wohin es für ihn noch gehen kann und wechselt ins Immobiliengeschäft, arbeitet sich hoch, wechselt die Firma und kann nun Luxusobjekte an den Mann bringen.</p>
<p>In einem gnadenlosen Machtkampf mit seinen …</p><h2>Handlung</h2>
<p>Der Meyer, der Typ aus einfachen Verhältnissen, will es wissen. Nach Jahren in einer Bank möchte er sehen, wohin es für ihn noch gehen kann und wechselt ins Immobiliengeschäft, arbeitet sich hoch, wechselt die Firma und kann nun Luxusobjekte an den Mann bringen.</p>
<p>In einem gnadenlosen Machtkampf mit seinen Kollegen arbeitet er auf eine leitende Position zu. Er ist sich dabei nicht zu schade, seine Vergangenheit und seine Kollegen (und insbesondere seinen Konkurrenten <em>Gläsker</em>) wie Müll hinter sich zu lassen. Das Haus seines verstorbenen Vaters (inklusive Schuhmacherei) lässt er abreißen und die neu entstehende Immobilie geradezu verramschen.</p>
<p>Es hilft ihm nichts. Am Ende steht er vor einem Scherbenhaufen: Seine Freundin will nicht mehr, die Leitung des Immobilienbüros ist eine Herausforderung, der er nicht gewachsen ist. Ein langjähriger Freund wendet sich ab.</p>
<p>Doch in diesem Scherbenhaufen liegt auch die Chance für einen Neuanfang mit hilfreichen Erkenntnissen. Meyer braucht keine oberflächliche Freundin; keine Führungposition, sondern eine solide „Verkäuferstelle“.</p>
<h2>Einschätzung</h2>
<p>Bei all der vorgezeigten Härte verwundert der Schluss dann doch. Es gibt keinen klassischen Niedergang mit drastischen Ereignissen (Absturz in die Armut, Selbstmord etc.), sondern letztlich eine relativ schmerzlose Kurskorrektur mit einer Reihe von Selbsterkenntnissen.</p>
<p>Die Sprache im Roman ist gewöhnungsbedürftig. Es gibt kaum Distanz zwischen Meyer und dem Erzähler. Harte Stakkatosätze, männliche Raubtierlogik, ausufernde Beschreibung von Statusobjekten und Luxuskleidung. Es dauert etwas, bis man sich an den Erzählstil gewöhnt hat. Wenn man jedoch nicht bereit ist, die Markennamen nachzuschlagen, bleiben viele Beschreibungen nichtssagend.</p>
<p>Warum die Autorin diesen Weg gewählt hat, ist nicht ganz klar. Entweder ist die Zielgruppe des Romans in der Oberschicht anzusiedeln oder sie vielleicht möchte sie die schon erwähnte Nähe zur Hauptfigur nicht durch schnöde Erklärungen unterwandern.</p>
<p>Wenn man sich auf den Stil einlässt, kann man eine etwas ungewohnte, aber interessante Perspektive erleben. Gerade wegen der geringen Distanz zu Meyer blickt man recht direkt in dessen – nicht gerade sympathische – Persönlichkeit hinein.</p>Die Waterboarders2015-01-02T17:00:00+01:002015-01-02T17:00:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2015-01-02:/die-waterboarders.html<p>Die <em>Waterboarders</em> stürmten die Bank und schrien unverständliche Dinge in den Raum. Die Angestellten schauten verängstigt zuckend zueinander und fragten sich, was die Eindringlinge wollten. Als hätten sie nicht genug Angst, wurde der Ton der <em>Waterboarders</em> schärfer und die Angestellten fürchteten zunehmend um ihr Leben als einer der Drohenden begann …</p><p>Die <em>Waterboarders</em> stürmten die Bank und schrien unverständliche Dinge in den Raum. Die Angestellten schauten verängstigt zuckend zueinander und fragten sich, was die Eindringlinge wollten. Als hätten sie nicht genug Angst, wurde der Ton der <em>Waterboarders</em> schärfer und die Angestellten fürchteten zunehmend um ihr Leben als einer der Drohenden begann, seine Waffe wild hin- und her zu schwenken.</p>
<p>Ein blonder Mann in Anzug reagierte als Erster, verschränkte die Hände hinter dem Kopf, ging in die Knie und legte sich schließlich bäuchlings auf den kalten Boden.</p>
<p>Die Kollegen wirkten weiterhin verunsichert, doch sie folgten seinem Beispiel, weil der Waffenschwenkende Schreihals zeitweise etwas ruhiger wurde. Sicherlich spielte sich in den Köpfen der Versammelten eine Szene aus einem Actionfilm ab, in dem Maskierte eine Bank überfallen, laut herumschreien und die Anwesenden auffordern, sich auf den Boden zu legen. Blieb nur noch die Frage, ob sich jemand als Held der Runde enttarnen würde; einer der Gäste, der sich den Terror nicht bieten lässt und darauf besteht, die Metalldurchlässigkeit seines Körpers eingehend prüfen zu lassen.</p>
<p>Tatsächlich meldete sich ein Kunde mit Schnäuzer zu Wort. Die Pistolenträger schenkten ihm einen Moment ihrer kostbaren Zeit. In den folgenden Sekunden betonte der Kunde deutlich und verständlich, dass er „nichts mit der Sache zu tun habe“, dass er nur zufällig gerade in der Bank gewesen sei und er jetzt gerne gehen würde. Zuletzt spielte er sich unverkennbar in die Herzen der Anwesenden, indem er deutlich machte, dass er nichts dagegen habe, dass alle anderen praktisch als <em>Pfand</em> für ihn in der Bank bleiben würden.</p>
<p>Eine Frau, die ihn möglicherweise besser kannte als ihr momentan lieb war, rollte auffällig mit den Augen. Sie schien Übung darin zu haben, denn in liegender Position und auf den Bauch gedreht ist das sichtbare Augenrollen keine einfache Aufgabe.</p>
<p>Der Waffenträger erkannte auf einen Blick die Zusammenhänge und verließ sich anstatt einer Bestrafung darauf, dass ein tödlicher Blick unter Eheleuten ausreichend Scham über den Antihelden des Tages bringen würde.</p>
<h2>Nun …</h2>
<p>… begann ein Unmaskierter Mann, „es wird Zeit, dass wir zur Sache kommen. Das Leben ist kurz, die Gelegenheit ist günstig …“</p>
<p>Kurz hielt er inne, ließ den Blick über die verängstigten Menschen schweifen und genoss den Moment vollendeter Aufmerksamkeit, die ihm gerade zuteil wurde. Wenn die Angestellten nicht einige Meter von ihm weg stehen würden, so würde er sie – da war er sich sicher – mit Schnappatmung hecheln hören.</p>
<p>„Wir sind die <em>Waterboarders</em>„, sagte er, „Der Name ist selbstverständlich Programm. Bevor Sie jedoch in Panik verfallen: Dieses Los ist nur für wenige bestimmt“</p>
<p>Wieder schaute er in die Runde. Trotz seiner defensiven Ankündigung wurden Augen verdreht und einige Personen schienen der Ohnmacht durch Angst oder Schwitzen nahe zu sein. So fühlte er sich genötigt, etwas präziser zu werden.</p>
<p>„Der Grund für unseren Besuch ist einfach. Wir haben vor Jahren in ein System investiert haben, das sich <em>Riesterrente</em> nennt“</p>
<p>Die anderen Waterboarders schauten herüber und nickten zustimmend.</p>
<p>„Aufgrund der allgemeinen Unzufriedenheit, die sich daraus ergeben hat, möchten wir etwas von der ‚Freude‘, die uns dieses großartige Finanzinstrument gebracht hat, zurückgeben. In diesem Sinne bitte ich nun alle anwesenden Berater, die in den letzten Jahren Riesterrenten beworben haben, aufzustehen“</p>
<p>Die Unruhe unter den Bankangestellten nahm schlagartig zu. Einige Männer in Hemd schwitzten bereits so stark, dass sich Rinnen von den Achseln in Richtung Hüften bildeten. Scheinbar war jedoch niemand bereit, sich zu stellen. Der Unmaskierte räusperte sich nach einigen Sekunden.</p>
<p>„Natürlich haben wir damit gerechnet, dass sich niemand freiwillig stellt. Deswegen haben wir uns jemanden ausgesucht, der offenbar einen besonders guten Ruf in Sachen Riestervermittlung aufweist. <em>Herr Fliege</em>, bitte treten Sie vor!“</p>
<p>Herr Fliege zuckte bei der Nennung seines Namens sichtlich zusammen und schaute irritiert zu seinen Kollegen. Nachdem sich alle Blicke auf ihn gerichtet hatten, ließen seine nervösen Zuckungen nach. Er fiel in sich zusammen, ließ die Schultern hängen und blickte zu Boden.</p>
<p>Einige Sekunden verstrichen bis er sich zusammenraffte, aufstand und einige Schritte nach vorn trat. Sofort wurde er von einem Maskierten gepackt und zu einer Besucherbank gebracht. Dort wurde er festgeschnallt, geknebelt und sein Mund mit einem Tuch bedeckt, dass an den Seiten mit Klebeband am Gesicht fixiert wurde. Er atmete nun sehr schwer und wand sich, doch er blieb bewegungsunfähig.</p>
<h2>Ablösung</h2>
<p>Einer der Maskierten kam gerade mit einem Eimer Wasser von der Toilette zurück als die Wache von der Tür kam und Alarm schlug.</p>
<p>„Polizisten! Es kommen gleich Polizisten. Die warten draußen nur darauf, die Bude zu stürmen!“</p>
<p>Der Unmaskierte sah einige Momente lang nachdenklich aus einem Fenster, dann gab er Anweisungen.</p>
<p>„Also gut. Alle ziehen ihre Masken aus. Die Kameras laufen sowieso nicht mehr. Die Leute sollen wieder aufstehen. Fliege muss losgemacht werden“</p>
<p>Der eben noch verängstigte Fliege gewann durch die schlagartige Veränderung der Ereignisse ein ganz neues Selbstbewusstsein und grinste vorsichtig in Richtung Ausgang. Der Anführer schaute missmutig in die gleiche Richtung und harrte der Dinge, die da kommen würden.</p>
<p>Sekunden später stürmte das SEK die Bank. Der Sturmführer forderte die Anwesenden auf, sich keinen Meter ohne entsprechende Anweisung zu bewegen.</p>
<p>Die Waterboarders tauschten besorgte Blicke aus, doch erstmal geschah nichts. Sekunden vergingen, in denen nichts zu hören war. Niemand traute sich in Anwesenheit der schwer bewaffneten Männer, auch nur auf der Stelle zu treten, geschweige denn, zu husten oder zu niesen.</p>
<p>Endlich kam der Einsatzleiter dazu und schaute sich genau um. Als er Herrn Fliege sah, hellte sich sein Gesicht auf.</p>
<p>„Den da brauchen wir!“, rief er seinen Leuten zu, die sich sofort daran machten, dem Genannten Handschellen anzulegen.</p>
<p>Der Einsatzleiter schaute sich kurz um, dann ging er wieder und nahm sowohl seine Leute als auch Herrn Fliege mit. Die Waterboarders sahen ihnen entgeistert hinterher.</p>Ogawa: Das Museum der Stille2014-12-07T13:10:00+01:002014-12-07T13:10:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2014-12-07:/ogawa-das-museum-der-stille.html<h2>Inhalt</h2>
<p>Ein Spezialist für die Einrichtung von Museen fährt zu einer sehr alten Kundin in ein abgelegenes Dorf, um dort ein ungewöhnliches Museum aufzubauen.</p>
<p>Anliegen der kauzigen Alten ist es, Gegenstände kürzlich Verstorbener auszustellen. An der Grenze zum Illegalen hat die Alte – beginnend mit dem Vater ihres Gärtners – kurz nach …</p><h2>Inhalt</h2>
<p>Ein Spezialist für die Einrichtung von Museen fährt zu einer sehr alten Kundin in ein abgelegenes Dorf, um dort ein ungewöhnliches Museum aufzubauen.</p>
<p>Anliegen der kauzigen Alten ist es, Gegenstände kürzlich Verstorbener auszustellen. An der Grenze zum Illegalen hat die Alte – beginnend mit dem Vater ihres Gärtners – kurz nach dem Tod einer Person aus dem angrenzenden Dorf jeweils einen persönlichen Gegenstand entwendet und ihrer noch ungeordneten Sammlung hinzugefügt.</p>
<p>Aufgabe des Spezialisten ist es nun</p>
<ul>
<li>eine Scheune mithilfe des Gärtners und der Adoptivtochter der Alten für die Gegenstände herzurichten</li>
<li>die Geschichten, die zu den Dingen gehören, aufzuschreiben</li>
<li>beim Tod weiterer Dorfbewohner persönliche Gegenstände aufzutreiben</li>
</ul>
<p>Die ersten beiden Punkte stellen sich noch als machbar heraus. Die Zusammenarbeit mit dem Gärtner und der Adoptivtochter funktioniert gut, alle arbeiten Hand in Hand. Die Alte stirbt zwar aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustands erwartungsgemäß, kann aber vorher ihre Dokumentationsarbeit abschließen.</p>
<p>Allerdings wird der letzte Punkt zu einem Problem. Zum Einen sterben im Dorf junge Frauen, denen die Brustwarzen entfernt werden. Der Museumsspezialist muss von diesen Frauen Dinge beschaffen, ohne von der Polizei ungewollt als Täter infrage zu kommen. Zum anderen verliert er die Kontrolle über sein früheres Leben. Er schreibt seinem Bruder ab und an Briefe, die das Dorf allerdings nicht verlassen.</p>
<hr>
<p>Als er bemerkt, dass der Gärtner etwas mit den Morden zu tun hat, will er fliehen und flüchtet zum Dorfbahnhof, von dem aus aber kein Zug fährt. Letztlich ergibt er sich seinem Schicksal: Das Museum, der Gärtner und die Adoptivtochter sind in der kleinen Dorfwelt gefangen und bleiben dort.</p>
<h2>Gedanken</h2>
<p>Das Ende hat mir nicht so gut gefallen. Die nun ausweglose Situation, in die sich der Museumsspezialist begibt, erscheint mir nicht wie eine akzeptable Lösung. Dass der Gärtner unbehelligt morden darf und weiterhin so weiterlebt als wäre nichts geschehen, wirkt grotesk. Auch die Situation der Adoptivtochter, die in absurder Abgeschiedenheit aufwächst und nach dem Tod der Alten nur noch einen Besucher und einen Mörder als Bezugspersonen hat, lässt nichts gutes erahnen.</p>
<p>Ebenfalls zweifelhaft erscheint mir die Idee des Sammelns der Hinterlassenschaften von Dorfbewohnern. Ich würde erwarten, dass ein Museum dieser Art spätestens am Tag der Eröffnung von der Polizei geschlossen wird. Gegen Ende des Buchs entsteht allerdings der Eindruck, dass die Dorfpolizei mit der Vorgehensweise der Alten und ihrer Gehilfen einverstanden ist ^1)^[Was Sinn macht, wenn man bedenkt, dass die Alte bereits seit Jahren oder Jahrzehnten bei kürzlich Verstorbenen auftaucht.]{#footnote_plugin_tooltip_text_1 .footnote_tooltip}.</p>
<p>Andererseits ist das Buch sehr geradlinig und klar geschrieben, was mir ausgesprochen gut gefällt und mich problemlos durch das Buch geführt hat. Die Autorin verliert sich nicht in Ausschweifungen und Fülltext. Das Geschriebene wirkt wie sorgfältig sortiert und angeordnet. Allein der Stil und die etwas ungewöhnliche Geschichte machen das Buch lesenswert.</p>
<p>::: footnote_container_prepare
Fußnoten[ [ [+]{#footnote_reference_container_collapse_button style="cursor: pointer;"} ]]{style="display: none;"}</p>
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<p>Was Sinn macht, wenn man bedenkt, dass die Alte bereits seit Jahren oder Jahrzehnten bei kürzlich Verstorbenen auftaucht.</p>
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<p>In den letzten Wochen hatte er dreimal die Gelegenheit gehabt, die Innereien aus der Nähe zu betrachten. Einmal löste er sie aus, um …</p><p>Kain schlich sich in der mondleeren Nacht aus dem Bett, in dem auch sein Bruder Ilias schlief. Unsicheren Schrittes stolperte er zur Tür und überprüfte die Alarmanlage.</p>
<p>In den letzten Wochen hatte er dreimal die Gelegenheit gehabt, die Innereien aus der Nähe zu betrachten. Einmal löste er sie aus, um zu sehen, ob seine Vermutungen in Bezug auf die Funktionsweise korrekt waren. Wie sich herausstellte, lag er halbegs richtig, ein Restrisiko blieb allerdings. Mit diesem Risiko konnte er problemlos leben, wenn er nur eine kleine Chance haben würde, der Anderer-Sekte zu entkommen.</p>
<p>Seine Bettdecke bot in seiner Abwesenheit ausreichend Wärme für eine Sammlung seiner besten Pullover und Jeans. Der Kopf aus einer Jeans, die mit einem Pacman-Pullover überzogen war, machte ihn besonders stolz.</p>
<p>Kain atmete einige Male tief durch und sammelte sich trotz des frühen Morgens. Seine Augen hatten sich ein wenig an das Dunkel gewöhnt und er konnte die Kabel und verborgenen Schalter erahnen. Er durchschnitt die notwendigen Kabel, öffnete die Tür und wartete darauf, dass die Alarmanlage losginge. Nichts geschah.</p>Dieters Trauma2014-11-08T23:00:00+01:002014-11-08T23:00:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2014-11-08:/dieters-trauma.html<p>Das Trauma überfiel ihn an einem Freitag während der Urlaubssaison. Zum Mittag gab es Currywurst mit Pommes (Nachschlag!), Salat, Grieß mit Kirschen und Sahne, Cola, einen Verdauungsriegel Snickers und Kaffee.</p>
<p>Mit pochendem Herzen wankte Dieter aus der Kantine zum Treppenhaus und öffnete mit letzter Kraft die Tür. Seine Kollegen hatten …</p><p>Das Trauma überfiel ihn an einem Freitag während der Urlaubssaison. Zum Mittag gab es Currywurst mit Pommes (Nachschlag!), Salat, Grieß mit Kirschen und Sahne, Cola, einen Verdauungsriegel Snickers und Kaffee.</p>
<p>Mit pochendem Herzen wankte Dieter aus der Kantine zum Treppenhaus und öffnete mit letzter Kraft die Tür. Seine Kollegen hatten ihn längst abgehängt und schienen ihn noch nicht zu vermissen. Schwitzend drückte er sich gegen die Tür und stolperte in den Treppenflur. Der Hall der ins Schloss fallenden Tür war bald verklungen und machte unangenehmer Stille platz.</p>
<p>Dieter wollte weitergehen, die Stufen in Angriff nehmen, doch stattdessen wurde ihm schwindlig und weiße Felder erschienen ihm vor den Augen. Einerseits pochte sein Herz wegen des vielen Zuckers und dem Koffein, andererseits fühlte er eine akute Schwäche, die ihn fast dazu nötigte, sich hinzusetzen. Sein Stolz hielt ihn davon ab, sich der einfachsten Möglichkeit hinzugeben. Kompromissweise lehnte er sich gegen die nackte, ehemals weiß gestrichene Wand und atmete tief durch.</p>
<p>Für einen Moment wichen die Erscheinungen vor seinen Augen. Allerdings wurde es nur noch schlimmer. Die Welt wurde halbdunkel und ein befremdliches Wärmegefühl schoss ihm durch den Hals in den Kopf. Wenige Sekunden später wurde alles wieder halbwegs normal. Nur der Schweiß, der sich scheinbar überall gebildet hatte, blieb, und begann zu trocknen.</p>
<p>Für einige Sekunden kamen Erinnerungen an längst vergangene Zeiten hoch, in denen er nur die Hälfte wog und als einer der sportlichsten Azubis galt. Jahrzehnte war das her. Langsam löste er sich von den Gedanken und richtete sich auf. In jedem Fall brauchte er jetzt erstmal eine Zigarette.</p>Tristans Tristesse: Bahnfahrt II2014-06-13T22:00:00+02:002014-06-13T22:00:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2014-06-13:/tristans-tristesse-bahnfahrt-ii.html<p>Anna setzte sich wortlos neben Tristan und faltete etwas verkrampft die Hände.</p>
<p>Normalerweise hätte sie nun zum Taschentuch gegriffen und Tristans Nasenbluten gestillt, aber diesmal sie saß nur da und regte sich nicht. Sie kniff von Zeit zu Zeit ihre Lippen zusammen und entspannte sie kurz darauf wieder.</p>
<p>Ein älterer …</p><p>Anna setzte sich wortlos neben Tristan und faltete etwas verkrampft die Hände.</p>
<p>Normalerweise hätte sie nun zum Taschentuch gegriffen und Tristans Nasenbluten gestillt, aber diesmal sie saß nur da und regte sich nicht. Sie kniff von Zeit zu Zeit ihre Lippen zusammen und entspannte sie kurz darauf wieder.</p>
<p>Ein älterer Herr schaute verstohlen herüber. Er fuhr allein und besetzte mit seinen Koffern einen Vierersitz. Seine grauen Locken wirkten ungewöhnlich und erinnerten an den einen oder anderen bekannten Künstler oder Komponisten.</p>
<p>Seine Absichten waren nicht schwer zu erraten, denn sein Blick fiel immer wieder auf Annas Beine, die unter ihrem mittellangen Rock hervorschauten.</p>
<p>Anna bemerkte nach einer Weile die drängenden Blicke des Mannes und blickte ihn finster an. Dieser zuckte kurz und bemühte sich, seinen Blick aus dem Fenster zu zwingen.</p>
<p>Als Anna und Tristan ihre Station erreichten, standen sie auf machten sich auf den Weg zu einer der Türen. Tristan trottete hinter Anna hinterher. Das verschmierte Blut von vorhin hatte er sich schließlich selbst aus dem Gesicht gewischt.</p>
<p>Der grauhaarige Mann wollte ebenfalls aussteigen und ließ es sich nicht nehmen, direkt neben Anna zu gehen. Wie zufällig streifte er dabei mehrfach ihren Körper. Anna antwortete erneut mit giftigen Blitzen, doch der Mann grinste nur und zuckte scheinbar entschuldigend mit den Schultern.</p>
<p>Anna war kurz davor, ihre Beherrschung zu verlieren, als Tristan wie aus dem Nichts zwischen den beiden erschien. Ansatzlos stand er vor dem Gesicht des aufdringlichen Mannes und starrte ihn an. Obwohl weiterhin in der Hauptsache Ausdruckslosigkeit daraus abzulesen war, ließ sich noch etwas anderes darin finden. Ein paar Prozent des Blickes sprachen „Mach‘ das noch einmal, Freundchen, und du verlässt den Zug als erster. Und zwar durch’s Fenster!“</p>
<p>Der Angestarrte sank merklich in sich zusammen, drehte sich um und verhielt sich für die verbleibende Zeit wie ein normaler Zuggast. Als Anna den Zug verlassen hatte, atmete sie merklich durch. Sogar ein Lächeln huschte kurz über ihr Gesicht. Das Wochenende konnte beginnen.</p>Collins: The Hunger Games2014-06-10T22:00:00+02:002014-06-10T22:00:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2014-06-10:/collins-the-hunger-games.html<p>Nachdem ich die Verfilmung der ersten beiden Teile gesehen hatte, überkam mich der Gedanke, ich könnte die Bücher lesen und mir damit bereits die Spannung auf den dritten Teil „verderben“. In der Regel sind Bücher deutlich interessanter und detailreicher als die Adaption für die Leinwand. In diesem Fall sollte ich …</p><p>Nachdem ich die Verfilmung der ersten beiden Teile gesehen hatte, überkam mich der Gedanke, ich könnte die Bücher lesen und mir damit bereits die Spannung auf den dritten Teil „verderben“. In der Regel sind Bücher deutlich interessanter und detailreicher als die Adaption für die Leinwand. In diesem Fall sollte ich eines besseren belehrt werden.</p>
<p>Katniss Everdeen, 16, schreibt aus ihrer Sicht, was in ihrem Land passiert. Überdrehte Reiche sitzen in der Hauptstadt und lassen den Rest des Landes unter schlechten Bedingungen ihren Wohlstand mehren. Das Land ist in getrennte Bereiche unterteilt, in denen jeweils andere Dinge produziert werden und verschiedene Verwaltungen existieren. In manchen Bereichen sind sie unterdrückerisch und kaltblütig, in anderen lässt es sich halbwegs aushalten.</p>
<p>Jedes Jahr müssen Jugendliche aus allen Bereichen in einem makaberen Arenakampf gegeinander antreten. Das Geschehen wird im ganzen Land übertragen und dient sowohl zur Unterhaltung der Hauptstädter als auch zur Abschreckung aufgebrachter Bürger.</p>
<p>Bei den 74. Spielen wird Katniss‘ Schwester Prim auserkoren, Katniss geht aber stattdessen und versucht mit dem zweiten Ausgelosten, dem Bäckersohn Peeta, in der Arena zu überleben.</p>
<p>Im Verlauf des ersten Buchs wird nun die Vorbereitung und die dramatische Durchführung der Spiele beschrieben. Man erahnt die Wichtigkeit und den Unterhaltungsfaktor der Spiele und darf an den moralisch fragwürdigen, aber notwendigen Aktionen teilhaben, die Katniss und Peeta letztlich gemeinsam aus der Arena entkommen lassen.</p>
<p>Das erste Buch konnte ich größtenteils noch ohne Problem bewältigen. An vielen Stellen ist es durch die Ereignisse und die Wendungen spannend. Gegen Ende verließ mich allerdings schon die Motivation. Die Beschreibungen von Räumlichkeiten, Kleidern und Essbarem wurde mir zuviel und die eingeschränkte Perspektive der Erzählerin wirkt beengend. Mir fehlt außerdem eine Art weniger oberflächliche Ebene. Viel Gesagtes ist mehr oder weniger etwas trivial (leckeres Essen ist lecker, schöne Klamotten sind schön, …).</p>
<p>Nach einigen Seiten des zweiten Buchs verließ mich die Kraft. Vieles wirkt wie ein erneuter Aufguss des ersten Buchs. Auf eine erneute Runde in der Arena verlor ich die Lust.</p>
<p>Abschließend kann ich das erste Buch durchaus empfehlen, sehe aber keinen besonderen Grund, die anderen Bücher zu lesen.</p>Tristans Tristesse: Unterwegs mit der Bahn2014-05-09T22:00:00+02:002014-05-09T22:00:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2014-05-09:/tristans-tristesse-unterwegs-mit-der-bahn.html<p>Anna tippte Tristan ungeduldig auf die Schulter. Der Schaffner stand neben ihnen und wollte die Tickets sehen.</p>
<p>„Tristan! Du hast die Tickets! Tristan, nun mach schon!“</p>
<p>Tristan schaute währenddessen wie gebannt aus dem Fenster. Die Szenerie, geprägt von grüner Weidelandschaft im Wechsel mit kleinen Wäldchen, nahm ihn komplett in Anspruch …</p><p>Anna tippte Tristan ungeduldig auf die Schulter. Der Schaffner stand neben ihnen und wollte die Tickets sehen.</p>
<p>„Tristan! Du hast die Tickets! Tristan, nun mach schon!“</p>
<p>Tristan schaute währenddessen wie gebannt aus dem Fenster. Die Szenerie, geprägt von grüner Weidelandschaft im Wechsel mit kleinen Wäldchen, nahm ihn komplett in Anspruch.</p>
<p>„Tristan! Jetzt konzentrier‘ dich mal!“, rief sie etwas zu laut. Einige Nachbarn begannen, sich nach dem Pärchen umzudrehen, das dort mit dem Schaffner Ärger hatte. Vereinzelt konnte man Satzfetzen hören, die etwas mit Schwarzfahrern zu tun hatten. Anna entging das nicht. Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie ihren Mann, der immer noch teilnahmslos aus dem Fenster schaute.</p>
<p>Etwas ruckhaft schnellten ihre Hände zu Tristans Kopf und drehten diesen um 45 Grad vom Fenster weg. Die vorher weit aufgerissenen Augen wurden zu kleinen Schlitzen und das Kinn sank auf die Brust.</p>
<p>„Tristan! Jetzt rück‘ endlich die Tickets raus! Ich weiß gar nicht, warum ich sie dir überhaupt gegeben habe! Wie konnte ich so blöd sein zu glauben, dass du diese Kleinigkeit in den Griff kriegen würdest …“</p>
<p>Tristan rollte kaum merklich mit den Augen und nestelte ein wenig in seiner rechten Jackentasche. Schließlich fielen die Tickets heraus und zu Boden. Der Zufall ließ die Karten möglichst weit vom Ausgangspunkt landen. Eine Karte landete in Fußnähe der Nachbarn vor ihnen und die andere unter Tristans Sitz.</p>
<p>Anna seufzte, stand auf und lief auf den Gang, um die weiter entfernte Karte zu holen. Während sie entschuldigend lächelnd in die Knie ging, um die Karte aufzuheben, ging ein Ruck durch den Zug. Offenbar musste er notbremsen. Anna wurde durch die plötzliche Bewegung durch den Waggon geschleudert und überschlug sich einige Male bis sie endlich Halt fand und sich gegen den Bremsvorgang des Zuges aufrichtete.</p>
<p>Ihre schwarzen Haare waren durcheinander, ihre Bluse und der Rock waren an einigen Stellen mit Dreck beschmutzt. Ein Kaugummi klebte an ihrem rechten Blusenärmel.</p>
<p>Nachdem der Zug nicht mehr bremste, eilten zwei aufmerksame Mitreisende zu Anna und halfen ihr, sich wieder in Form zu bringen. Nach fünf Minuten waren die größten Auffälligkeiten beseitigt und Anna konnte wieder an ihren Platz gehen.</p>
<p>Tristan betrachtete wieder die vorbeiziehende Weidelandschaft im Wechsel mit kleinen Wäldchen. Ein kleines Rinnsal Blut lief ihm aus der Nase.</p>Tristans Tristesse: Der Strandausflug2014-05-06T22:00:00+02:002014-05-06T22:00:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2014-05-06:/tristans-tristesse-der-strandausflug.html<p>Tristan lag in der Sonne und rührte sich nicht. Seine Hand lag auf der Stirn und spendete auch seinen Augen Schatten. Neben ihm lag seine Frau Anna und langweilte sich. Der Strand war ausnahmsweise nicht überfüllt.</p>
<p>„Willst du ein Eis?“, fragte Anna. Tristan antwortete nicht.</p>
<p>„Tristan?“, fragte sie erneut und …</p><p>Tristan lag in der Sonne und rührte sich nicht. Seine Hand lag auf der Stirn und spendete auch seinen Augen Schatten. Neben ihm lag seine Frau Anna und langweilte sich. Der Strand war ausnahmsweise nicht überfüllt.</p>
<p>„Willst du ein Eis?“, fragte Anna. Tristan antwortete nicht.</p>
<p>„Tristan?“, fragte sie erneut und wartete einige Sekunden. Schließlich wischte sie ihm die Hand aus dem Gesicht.</p>
<p>„Was denn?“</p>
<p>„Willst du ein Eis!“, rief sie scheinbar unnötig laut, sodass sich ein paar Nachbarn umdrehten und interessiert zuschauten.</p>
<p>„Nein … Nein, danke“</p>
<p>Anna stand auf und verspürte dabei den Drang, mit den Füßen etwas Sand Richtung Tristan zu treten. Stattdessen stand sie unentschlossen vor ihrem Mann und kaute auf ihrer Lippe herum, um schließlich wütend zum Eisstand zu gehen. Tristan legte seine Hand wieder auf die Stirn.</p>
<p>„So ein Stress“, murmelte er.</p>
<p>Einige Minuten später war Anna mit zwei Eis wieder zurück.</p>
<p>„Hier, deins!“, sagte Anna wenig freundlich und nötigte Tristan dazu, ein Eis in die Hand zu nehmen.</p>
<p>Tristan setzte sich auf und schaute sich etwa zwei Minuten sein Eis an, bevor er begann, die Rinnsale abzuschlürfen, die sich in der Zwischenzeit gebildet hatten. Etwas langsam bei der Sache dauerte es nicht lange, bis sich das Eis auf seiner Hand verteilte und auf sein Handtuch tropfte.</p>
<p>Anna schaute sich das Schauspiel mit rotem Kopf eine Weile an, dann schlug sie ihm das Eis aus der Hand. Tristan wollte sich nun langsam darauf einstellen, seine Hand näher auf Eisspuren zu untersuchen, doch Anna machte ihn unmissverständlich darauf aufmerksam, dass er das Wasser aufzusuchen habe.</p>
<p>Aus der dritten Reihe war ein Kichern zu vernehmen und Anna wurde bewusst, dass ihr die Situation entglitten war. Betreten schaute sie Tristan zu wie er ins Wasser schlich, ein paar Meter ging und sich dann im flachen Wasser in einer Art Kompromiss zwischen Strand und Wasser hinsetzte. Die spielenden Kinder um ihn herum nahm er billigend in Kauf.</p>
<p>Genervt und begleitet von den Blicken der Nachbarn ging sie zu Tristan und zerrte ihn an den Strand.</p>
<p>„Wir gehen!“</p>Änderungsantrag A43B53-07456C2014-04-12T22:00:00+02:002014-04-12T22:00:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2014-04-12:/anderungsantrag-a43b53-07456c.html<p>Zur Erweiterung des Abschnitts 43 für Baustein 53 meldete sich Webdesigner Hans Hohnholm bei der Antragsstelle für Abschnittsänderungen, Bereich Bausteine 40 bis 60.</p>
<p>In den zwei vorausgegangenen Gesprächen mit einem Mitarbeiter der Antragsstelle konnte der heutige Änderungstermin festgelegt werden. Aufgrund dringenderer Angelegenheiten waren zwischen dem ersten und dem aktuellen Gespräch …</p><p>Zur Erweiterung des Abschnitts 43 für Baustein 53 meldete sich Webdesigner Hans Hohnholm bei der Antragsstelle für Abschnittsänderungen, Bereich Bausteine 40 bis 60.</p>
<p>In den zwei vorausgegangenen Gesprächen mit einem Mitarbeiter der Antragsstelle konnte der heutige Änderungstermin festgelegt werden. Aufgrund dringenderer Angelegenheiten waren zwischen dem ersten und dem aktuellen Gespräch bereits zwei Monate und 16 Tage vergangen. Dennoch beglückwünschten sich Hohnholm und der Antragsstellenmitarbeiter, Herr Buch, für ihre geglückte Zusammenarbeit. Andere Angelegenheiten nahmen problemlos viele Monate – wenn nicht Jahre – in Anspruch. Trotzdem ließ es sich der Webdesigner nicht nehmen, die Gründe der Verschiebung zu erfragen.</p>
<p>„Nun“, antwortete Buch, „In Ausnahmefällen muss schrecklich schnell etwas passieren. Das ist vor allem dann der Fall, wenn juristische Gründe eine Änderung nötig machen. Sie kennen sicherlich Baustein 5, oder?“</p>
<p>„Baustein 5 … Muss kurz nachdenken … Sicher! Das Impressum!“</p>
<p>„Richtig, richtig. Das Impressum. Wir mussten es wegen des Umzugs einer Unternehmenstocher möglichst schnell ändern. Natürlich hätte man auch einfach früher auf uns zukommen können, aber offenbar wurde an anderer Stelle geschlampt. Deshalb haben wir die Aktion innerhalb von zwei Wochen durch alle Instanzen gejagt“</p>
<p>„Nicht einfach …“</p>
<p>„Sie sagen es. Nur ein Vorgespräch mit Ihrem Kollegen Brach, dann mussten wir die vorgesehenen Änderungen in Eilform genehmigen lassen. Sie wissen ja, wie das sonst abläuft: Vorgespräche, Änderungsbesprechungen, Dokumentation der Vorgänge für eine lückenlose Nachvollziehbarkeit, Prüfung durch neutrale Vermittler. Dann noch oft weitere Anpassungen, die sich im Verlauf ergeben haben. Und das muss auch dokumentiert und notariell begleitet werden.</p>
<p>Das fällt in einem dringenden Fall größtenteils weg. Neben der üblichen drei Bereichsmitarbeiter, einem Oberbereichsleiter und einem Bereichschef, müssen auch der nach Argentinien ausgewanderte Firmengründer Corrado Sañchez und dessen engster Vertrauter, Alyas Sindh, unterschreiben“</p>
<p>„Unglaublich“</p>
<p>„Nun ist es so, dass erschwerende Bedingungen dazukommen. Herr Sañchez liegt seit zwei Jahren im Koma. Sie wissen sicherlich davon? Das ist neben den offenkundigen Problemen auch schlecht für die formalen Angelegenheiten. Allerdings haben wir gerichtlich durchsetzen können, dass Alyas Sindh die Unterschrift erzeugen darf“</p>
<p>„Wie das denn?“</p>
<p>„Nun, das ist eigentlich ganz einfach. Da nur Herr Sañchez in persona unterschreiben darf, legt Alyas ihm einen Stift in die Hand und bewegt ihn so auf dem zu unterzeichnenden Papier, dass eine Unterschrift entsteht“</p>
<p>„Äm … Aha. Na solange das alles rechtens ist …“</p>
<p>„Alles rechtlich einwandfrei. Der oberste Gerichtshof von Nicaragua hat dieser Vorgehensweise vorbehaltlos zugestimmt“</p>
<p>Hohnholm schaute etwas irritiert, wollte aber keine weiteren Antworten erfragen.</p>
<p>„Wie auch immer, Herr Hohnholm. Tragischerweise ist Herr Sindh, der nun auch schon 83 Jahre alt ist, vor einigen Wochen schwer gestürzt und liegt nun ebenfalls im Koma. Das ist natürlich im Sinne einer regelkonformen Unterschrift problematisch“</p>
<p>Hohnholms Gesicht verdunkelte sich vor Missfallen. Buch schien davon unbeeindruckt.</p>
<p>„Nun, wir mussten Tatsachen schaffen. Zu unserem Glück war es uns möglich, Herrn Sindh aus London nach Argentinien zu Herrn Sañchez zu fliegen“</p>
<p>„Sicher …“ Hohnholm ließ seinen Kopf in seine rechte Hand fallen und schaute für einige Momente mit glasigen Augen aus dem Fenster.</p>
<p>„Herr Hohnholm?“, fragte Buch, der seinem Blick folgte, „Was sehen Sie da? Ich kann nichts erkennen …“</p>
<p>„Der Himmel ist blau“</p>
<p>„Das ist er. Nun: Wir holten also Herrn Sindh herüber … Sie können sich gar nicht vorstellen, was das für ein Aufwand war! Die ganzen Geräte, das richtige Flugzeug, das Personal für die Rund-um-die-Uhr-Betreuung …“</p>
<p>„Unglaublich“, murmelte Hohnholm und schaute weiter mit starrem Blick aus dem Fenster.</p>
<p>„Sie sagen es! Aber letztlich haben wir das Unmögliche möglich gemacht. Sañchez und Sindh lagen beieinander. Ein Mitarbeiter nahm Sindhs linke Hand, um damit Herrn Sañchez‘ Hand mit dem Stift so zu bewegen, dass eine gültige Unterschrift für das Unternehmen „Impressum“ erreicht werden konnte“</p>
<p>„Na Glückwunsch für diese Leistung. Da bin ich froh, dass wir für die anstehende Änderung nichts in der Art machen müssen“</p>
<p>„In der Tat. Wenn alles wie gehabt läuft, wird unsere Arbeit in wenigen Monaten abgeschlossen sein und die Änderung kann zu aller Zufriedenheit umgesetzt werden. Und da wir gerade dabei sind: Was soll denn geändert werden?“</p>
<p>„Ach, auf der Firmen-Homepage im Bereich 53 haben sich ein paar Rechtschreibfehler eingeschlichen, die uns ein Bewerber freundlicherweise genannt hat“</p>
<p>„Bewerber? Wofür steht Bereich 53 nochmal?“</p>
<p>„Bereich 53 besteht hauptsächlich aus den Stellenanzeigen“</p>
<p>„Ach so! Natürlich! Das hätte ich wissen sollen. Und wurde der Mann eingestellt?“</p>
<p>„Ich glaube kaum. Die ausgeschriebene Stelle ist seit einem halben Jahr besetzt“</p>
<p>„Oh, das sollte man dann wohl ändern“</p>
<p>„Ist schon beauftragt. Ihr Kollege meinte beim letzten Gespräch, die Löschung der betreffenden Zeile könnte noch in diesem Jahr vorgenommen werden, wenn nichts dazwischen kommt“</p>
<p>„Ausgezeichnet!“</p>
<p>:::</p>Schachmatt2014-04-12T22:00:00+02:002014-04-12T22:00:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2014-04-12:/schachmatt.html<p>B. hatte ihn zu einer Runde Online-Schach eingeladen, obwohl er keine Lust hatte. Die letzten Male waren etwas einseitig verlaufen.</p>
<p>„Wenn wir schon Schach spielen, warum nicht <em>offline</em>?“</p>
<p>„Dann muss ich bei dir vorbeikommen, keine Lust, heute“</p>
<p>„Das ist ja interessant. Sonst bist du immer als erster dabei, wenn es …</p><p>B. hatte ihn zu einer Runde Online-Schach eingeladen, obwohl er keine Lust hatte. Die letzten Male waren etwas einseitig verlaufen.</p>
<p>„Wenn wir schon Schach spielen, warum nicht <em>offline</em>?“</p>
<p>„Dann muss ich bei dir vorbeikommen, keine Lust, heute“</p>
<p>„Das ist ja interessant. Sonst bist du immer als erster dabei, wenn es darum geht, einen Extrakilometer zu laufen, aber heute willst du nicht einmal die 500 Meter zu meiner Wohnung gehen“</p>
<p>„Tja“</p>
<p>„Weißt du, was ich glaube?“</p>
<p>„Nein? Sprich!“</p>
<p>„Ich glaube, du willst mich beim Schach betrügen“</p>
<p>„Was, ich? Niemals!“</p>
<p>„Vermutlich hast du dir ein Schachprogramm besorgt und lässt das in Wirklichkeit gegen mich antreten, damit du auch mal gewinnst“</p>
<p>„Das traust du mir zu?“</p>
<p>„Tue ich“</p>
<p>„Na, vielleicht hast du ja recht“</p>Resignation2014-04-03T22:00:00+02:002014-04-03T22:00:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2014-04-03:/resignation.html<p>Er hielt sich an der Laterne fest, krümmte und übergab sich. Es war spät und niemand mehr auf den Straßen unterwegs. Die Laterne gab nur wenig Licht von sich, das Erbrochene auf seiner Hand glitzerte dennoch.</p>
<p>Mühsam schleppte er sich weiter die Straße entlang, stolperte ab und an über Kopfsteinpflastersteine …</p><p>Er hielt sich an der Laterne fest, krümmte und übergab sich. Es war spät und niemand mehr auf den Straßen unterwegs. Die Laterne gab nur wenig Licht von sich, das Erbrochene auf seiner Hand glitzerte dennoch.</p>
<p>Mühsam schleppte er sich weiter die Straße entlang, stolperte ab und an über Kopfsteinpflastersteine. Im Kopf schwamm eine Brühe unzusammenhängender Gedanken, die sich beim besten Willen nicht zu etwas Brauchbarem verbinden wollten.</p>
<p>Seine Mutter erschien einige Male vor seinem geistigen Auge und erzählte irgendetwas, das er nicht verstand. Manchmal schien sie wütend zu sein. Aber letztlich war es egal, solange er sie nicht verstehen konnte.</p>
<p>Dann dachte er an seine Frau und die Schläge, die in Kürze auf sie niederprasseln würden. Seine Wut auf alles konnte sich in Gewalt und Erniedrigung teilentladen. Ein Lächeln huschte über das von Resignation geprägte Gesicht.</p>Jennert auf der Spur2013-04-27T02:07:00+02:002013-04-27T02:07:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2013-04-27:/jennert-auf-der-spur.html<h2>1</h2>
<p>Obwohl Jennert seinen Kommunikationschip nur selten und mit hoher Verschlüsselung benutzte, kamen sie ihm nach 11 Jahren endlich auf die Schliche. Die jahrelange Auswertung der Kommunikation verschiedener wahrscheinlicher Satelliten machten eine Ortung schließlich möglich.</p>
<p>Jennert hatte etwa einmal im Monat Datenaustausch mit seinen <em>Mitverschwörern</em> betrieben. Durch die Seltenheit der …</p><h2>1</h2>
<p>Obwohl Jennert seinen Kommunikationschip nur selten und mit hoher Verschlüsselung benutzte, kamen sie ihm nach 11 Jahren endlich auf die Schliche. Die jahrelange Auswertung der Kommunikation verschiedener wahrscheinlicher Satelliten machten eine Ortung schließlich möglich.</p>
<p>Jennert hatte etwa einmal im Monat Datenaustausch mit seinen <em>Mitverschwörern</em> betrieben. Durch die Seltenheit der Transfers war die Kommunikation bisher nicht aufgefallen. Man hatte nicht vermutet, dass die Verschwörer eher große Datenmengen in einem kleinen Zeitfenster schicken würden, statt sich oft kurz auszutauschen.</p>
<p>Eine zielgerichtete Suche mit den richtigen Annahmen hatte immer noch ein Jahr in Anspruch genommen, aber zumindest war diese Suche von Erfolg gekrönt. Man suchte nun nach auffälligen Spitzen in den Transfers, auf die wochenlange Pausen folgten.</p>
<h2>2</h2>
<p>Ein Suchtrupp wurde an die ermittelten Koordinaten geschickt und fand eine asphaltierte Straße aus dem letzten Jahrtausend vor. Sie war zu großen Teilen von der Natur zurückerobert worden und gab sich erst zu erkennen, als der Trupp darauf stand. Vom Gesuchten fehlte jede Spur.</p>
<p>Genau genommen befand sich gar nichts in der unmittelbaren Umgebung, was auf Menschen hinwies. Einige Meter entfernt begann ein Wald, der seit Jahrzehnten nicht mehr von Menschenhand verändert wurde. Umgefallene Bäume und wirres Gestrüpp zeugten davon, dass der Wald sich frei entfalten konnte. Auf der Wiese vor ihm lagen verschiedene Äste und vereinzelt Laub.</p>
<p>Nach einigen Stunden wurde die Suche abgebrochen und die bisherigen Ergebnisse infrage gestellt. An den gefundenen Koordinaten war nichts zu finden. Es gab viel Geschrei, Anschuldigungen und ein paar Entlassungen. Die Zielsuche wurde wiederholt, um Jennerts wirklichen Standort ausfindig zu machen.</p>
<h2>3</h2>
<p>Nach zwei Monaten akribischer Suche unter Hochdruck wurden erneut Ergbnisse auf den Tisch gelegt. Die neue Suchmannschaft kannte den alten Zielort nicht und wurde so gelenkt, dass sie nicht die selben Fehler wie ihre Vorgänger machen würden. Dennoch blieb letztlich nur der Schluss, dass <em>Team 1</em> sich keineswegs vertan hatte. Die Asphaltstrecke war definitiv richtig als ein Endpunkt der <em>Verschwörerkommunikation</em> erkannt worden.</p>
<p>Hastig machten sich Suchtrupps auf den Weg, um die Gegend erneut zu untersuchen. Mit dem Wissen, dass auf der ehemaligen Straße etwas zu finden sein musste, suchten die Trupps noch gewissenhafter als zuvor. Nach zwei Tagen ließ sich dennoch nichts finden, was auf einen Sender oder gar Menschen hinwies.</p>
<p>Eine Erklärung fanden sie erst beim Überflug mit einem wissenschaftlich ausgestatteten Hubschrauber, der sonst für die Abtastung von Höhlen genutzt wurde. Der Flug ergab, dass einige Meter unter der Erdoberfläche etwas großes, solides sein musste. Ein Bunker.</p>
<p>Mit größter Vorsicht arbeitete sich ein Bergungstrupp daraufhin zum Bunker vor. Nebenher fanden sie ein Taschenmesser, kleine, verrottete Fahrzeugteile und drei Dosen Ravioli, die offenbar noch essbar waren. Dann stießen sie auf eine Tür.</p>
<p>Die Meldung verbreitete sich in Sekunden bei allen Beteiligten und sorgte für Euphorie. Was auch immer hinter dieser Tür war, würde auf die eine oder andere Weise Aufschluss über Jennert geben können. Selbst wenn er sich nicht im Bunker verschanzt hatte, konnte sein Bunker wichtige Informationen bieten. Mit noch mehr Vorsicht wurde die Tür geöffnet und der Innenraum zum ersten Mal geprüft.</p>
<h2>4</h2>
<p>Mit großer Enttäuschung wurden die Videoaufnahmen, die live an die Einsatzführung geschickt wurden, zur Kenntnis genommen. Im Raum befand sich auf den ersten Blick nichts. Die feuchten, unansehnlichen Wände des Bunkers ließen keinen Zweifel daran, dass hier seit Monaten kein Mensch untergekommen sein konnte. Dennoch suchten sie den Raum genau ab und nahmen präzise Messungen vor, um zumindest überhaupt Erkenntnisse sammeln zu können.</p>
<p>Der Führungsstab verlor nach einer weiteren Woche ohne nennenswerte Erkenntnisse bei der Erkundung der Gegend und des Bunkers die Geduld und bestimmte, dass noch ein Tag Untersuchungen durchgeführt werden durften, aber danach mit dem Rückzug zu beginnen sei.</p>
<p>Die meisten Männer des Suchtrupps gaben sich innerlich geschlagen und witzelten über die verschwendete Zeit, als etwas Unvorhergesehenes geschah. Während ein Techniker in einer Ecke des Bunkers mit einem unüblichen Funksuchgerät arbeitete, wurde spontan ein kleiner schwarzer, kugelförmiger Gegenstand sichtbar. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass er von einer Art Sichtschutz vor den Augen der Betrachter geschützt wurde. Das Messgerät des Technikers hatte diesen Schutz durch den Messvorgang offenbar aufgehoben.</p>
<p>Die Einsatzleitung wurde informiert und die euphorische Stimmung von vor Wochen kehrte zurück. Der Techniker wurde angewiesen, mit seinem Messgerät vorsichtig weitere Teile des Raums zu erkunden.</p>
<p>Wie erhofft wurden andere Sichtschutzanlagen überwunden und weitere kugelförmige Gegenstände sichtbar. Nachdem in drei von vier Ecken eine Kugel gefunden wurde, hielt der Techniker inne. Etwas störte ihn.</p>
<p>Die Pause wurde von den Kollegen missbilligt. Es sollte weitergehen. Also überging der Techniker seine Zweifel und prüfte die letzte Ecke des Raums. Während die nächste Kugel sichtbar wurde, fiel dem Techniker ein, was ihm aufgefallen war. Ein leises Summen war an seine Ohren gedrungen, gerade leise genug, um ihm kaum aufzufallen. Mit dem Erscheinen der letzten Kugel wurde das Summen jedoch deutlich lauter und nahm an Intensität zu.</p>
<p>Noch bevor er seinem Unbehagen Ausdruck verleihen konnte, wurde der Bunker von einer Explosion zerrissen. Die Mission war kläglich gescheitert.</p>Dostojewski: Arme Leute2013-04-27T02:03:00+02:002013-04-27T02:03:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2013-04-27:/dostojewski-arme-leute.html<p>Der Beamte Makar Alexejewitsch Dewuschkin und die Näherin Warwara Alexejewna Dobrosjolowa haben es wahrlich nicht leicht. Der ältere Beamte, der als eine Art <em>Dokumentkopierer des 19. Jahrhunderts</em> Texte abschreibt, könnte sich mit seiner Arbeit leidlich über Wasser halten, wenn er keine Schwäche für Alkohol und junge Frauen hätte.</p>
<p>Die <em>Näherin …</em></p><p>Der Beamte Makar Alexejewitsch Dewuschkin und die Näherin Warwara Alexejewna Dobrosjolowa haben es wahrlich nicht leicht. Der ältere Beamte, der als eine Art <em>Dokumentkopierer des 19. Jahrhunderts</em> Texte abschreibt, könnte sich mit seiner Arbeit leidlich über Wasser halten, wenn er keine Schwäche für Alkohol und junge Frauen hätte.</p>
<p>Die <em>Näherin</em> hingegen stürzt unvorbereitet und schuldlos in die Armut, flieht vor einer garstigen Verwandten, die ihr kein guter Ersatz für die verstorbenen Eltern sein kann. Ihre unbeschwerte Kindheit wird mit dem Umzug nach St. Petersburg und den finanziellen Problemen des Vaters beendet.</p>
<p>Die eigentliche Geschichte wird indirekt mit Briefen erzählt, in denen sich die beiden auf dem Laufenden halten. Makar umschmeichelt Warwara dabei ständig mit Kosenamen, Umschreibungen und Geschenken.</p>
<p>Warwara lässt es sich ein Weile gefallen, doch nach einiger Zeit spitzt sich die jeweilige Lage drastisch zu. Es wird klar, dass Makar sich finanziell komplett verausgabt hat, um Warwara zu beeindrucken. Sie leidet hingegen an Schwäche und kann ihren Tätigkeiten oft nicht nachgehen. Zwar machen Makars Briefe ihr Leben etwas erträglicher, aber das ändert sich, als sie das wahre Ausmaß Warwaras Probleme bescheid weiß. Letztlich muss sie selbst Geld an Makar schicken, um diesem das Nötigste zu ermöglichen, während sie selbst kaum genug Geld zur Verfügung hat.</p>
<p>Der Konflikt löst sich erst, als Makar Geld von seinem Vorgesetzten zugesteckt bekommt, während Warwara sich unabhängig davon verpflichtet, eine Zweckehe mit einem ungehobelten Gutsbesitzer einzugehen, um überhaupt eine <em>Perspektive</em> zu haben. Sie verlässt mit ihm die Stadt.</p>
<p>Hätte sich Dostojewski allein mit dem Schmücken dieser Handlung beschäftigt, wäre das Buch sicherlich kaum lesenswert. Die Details machen den Unterschied.</p>
<p>Dostojewski porträtiert das Leben bitterarmer Menschen im städtischen Leben Russlands im 19. Jahrhundert. Wer vergessen haben sollte, dass Armut ein hohes Sterblichkeitsrisiko mit sich bringt, wird durch dieses Buch deutlich daran erinnert, dass arm sein damals unglaublich grausam gewesen sein muss.</p>
<p>Der tägliche Überlebenskampf der Figuren lassen verstehen, in welche aussichtslosen Zustände man geraten und wie aussichtslos das Leben werden kann. Wer sich in die Zeit einfühlen möchte und damit leben kann, in erster Linie mit Rückschlägen konfrontiert zu werden, dem ist das Buch zu empfehlen.</p>Kafka: Amerika oder der Verschollene2013-04-27T02:02:00+02:002013-04-27T02:02:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2013-04-27:/kafka-amerika-oder-der-verschollene.html<p>Karl Roßmann muss weg aus Deutschland. Trotz seines geringen Alters (17) wird er per Schiff gen Amerika geschickt.</p>
<p>Durch eine glückliche Fügung des Schicksals trifft er noch an Bord auf einen Onkel aus New York, der dort Senator und erfolgreicher Geschäftmann ist. Dieser nimmt ihn bei sich auf und verschafft …</p><p>Karl Roßmann muss weg aus Deutschland. Trotz seines geringen Alters (17) wird er per Schiff gen Amerika geschickt.</p>
<p>Durch eine glückliche Fügung des Schicksals trifft er noch an Bord auf einen Onkel aus New York, der dort Senator und erfolgreicher Geschäftmann ist. Dieser nimmt ihn bei sich auf und verschafft ihm Englisch- und Reitstunden. Man erahnt: Wenn die Dinge so weitergehen, wird Karl sich kaum Sorgen um seine Zukunft machen müssen.</p>
<p>Ein Hauch von Eigenwilligkeit wird jedoch zum Verhängnis. Karl möchte gegen den Willen des Onkels bei einem Geschäftsfreund übernachten. Der Onkel duldet dies scheinbar erst, macht mit einem nach Mitternacht zu übergebenden Brief deutlich, dass er keinerlei Eigenwilligkeit duldet und nichts mehr mit Karl zu tun haben möchte.</p>
<p>Das erscheint umso tragischer als Karl sich bei dem Geschäftsfreund sehr unwohl fühlt, von dem dunklen Haus und der Tochter wenig begeistert ist und eigentlich nur zurück möchte. Nun muss er dennoch losziehen und sehen, wo er bleibt.</p>
<p>Bald trifft er zwei Männer, Delamarche und Robinson, denen er sich zeitweise anschließt. Karls Mangel an Erfahrung, seine Naivität und Höflichkeit hindern ihn lange daran, das Wesen dieser Männer zu durchschauen. Während sie sich als Gönner in Szene setzen, lassen sie keine Gelegenheit aus, von seinem Geld zu zehren, aus seinem Gepäck zu nehmen und letztlich in seiner Abwesenheit seinen Koffer aufzubrechen.</p>
<p>Letztlich sieht Karl seine Fehleinschätzung ein, setzt sich ab und arbeitet in einem monströsen Hotel als Liftboy. Auch hier ergibt sich die neue Chance durch einen Zufall. Karl trifft im Gewimmel auf die Oberköchin, die unerwartet eine Schwäche für Karl hat und ihm den Job verschafft.</p>
<p>Auch hier entwickelt sich anfangs alles positiv. Karl lässt sich nichts zu Schulden kommen, hilft, wo er kann und nutzt seine freie Zeit zum Lernen. Aber auch diesmal lässt eine Kleinigkeit alle Zuversicht schwinden. Einer der Männer, mit denen Karl sich abgegeben hatte, kommt betrunken ins Hotel, belästigt Karl und trinkt dabei noch weiter bis er sich übergeben muss und nicht mehr in der Lage ist, sich allein zu bewegen.</p>
<p>Karl bringt ihn vorerst in das Schlafzimmer der Liftboys, um ihm Zeit zu geben, sich auszunüchtern. In der Zwischenzeit gilt Karl streng formal gesehen als nicht abgemeldet und übergeht damit die Autorität des Oberportiers. Neben der nichtigen Verstöße, die er durch sein Verhalten begeht, ist es wohl das eigentliche Problem. Karl wird, gegen jede Vernunft, sofort gekündigt und kommt nur mit Not vom Oberportier los, der eine fast sadistische Freude daran hat, Karl kräftig büßen zu lassen.</p>
<p>Daraufhin findet er sich erneut in den Fängen von Delamarche und Robinson wieder, die in einer Wohnung mit einer Opernsängerin wohnen. Es steht zu vermuten, dass Delamarche von ihrem Wohlwollen abhängt und dafür ihre Zahlreichen Launen auffängt. Eine Nacht muss er dort bleiben und flieht schließlich, um in einem Theater in Oklahoma eine Stellung zu bekommen.</p>
<p>Etwa ab dieser Stelle zeigen sich Auflösungserscheinungen in der Geschichte. Zwar zeigt sich wieder ein Silberstreif am Horizont, die abgesicherte Stellung in einem großen Theater, aber das Drumherum von trompetenden Engeln, riesiger Verwaltung und ungenauer Beschreibung der sonstigen Verhältnisse, erwecken den Eindruck, dass Kafka keinen ordentlichen Zugang zur Geschichte finden konnte.</p>
<p>Die Geschichte endet an dieser Stelle unvollendet und man kann nur spekulieren, wie es hätte weitergehen können. Wenn man den Tagebucheinträgen zum Thema trauen kann, so würde zum Schluss wie beim Prozess nur der Tod auf Karl warten.</p>
<p>Wie schon in anderen Werken bemüht sich der Protagonist nach bestem Gewissen darum, es allen möglichst recht zu machen, nur um dabei auf ganzer Linie zu scheitern. Während das in <em>Der Prozess</em> und <em>Das Schloss</em> schon abwegig, aber noch nachvollziehbar erscheint, ist es bei diesem Werk schon fast schmerzhaft ungerecht.</p>
<p>Dementsprechend kann ich nur empfehlen, das Buch dann zu lesen, wenn man gerade in psychisch guter Verfassung ist, um nicht deprimiert zu werden.</p>Dostojewski: Der Spieler2011-08-24T02:15:00+02:002011-08-24T02:15:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2011-08-24:/dostojewski-der-spieler.html<p>Ein ruinierter russischer General flieht samt Gefolgschaft vor seinen Schulden nach Roulettenburg^1)^[fiktiv, wohl basierend auf Wiesbaden]{#footnote_plugin_tooltip_text_1 .footnote_tooltip}, um dort auf den Tod einer reichen Erbtante zu warten. Vom Eintreffen dieses Ereignisses hängt auch ein Großteil der Hoffnungen der Mitgereisten ab.</p>
<p>Der General …</p><p>Ein ruinierter russischer General flieht samt Gefolgschaft vor seinen Schulden nach Roulettenburg^1)^[fiktiv, wohl basierend auf Wiesbaden]{#footnote_plugin_tooltip_text_1 .footnote_tooltip}, um dort auf den Tod einer reichen Erbtante zu warten. Vom Eintreffen dieses Ereignisses hängt auch ein Großteil der Hoffnungen der Mitgereisten ab.</p>
<p>Der General würde gern Mademoiselle Blanche de Cominges^2)^[die eigentlich du-Placet heißt]{#footnote_plugin_tooltip_text_2 .footnote_tooltip} heiraten, braucht aber dafür Geld. Polina Alexandrowna, Stieftochter des Generals, hat mit dem unsympathischen Franzosen Des Grieux zu kämpfen, bei dem der General Schulden hat, wird aber auch von dem Lehrer Alexej Iwanowitsch, aus dessen Sicht die Geschichte geschrieben ist, umgarnt. Neben den Hauptakteuren finden sich auch potentielle Nutznießer ein.</p>
<p>Häufiges Nachfragen per Telegramm gen Heimat provoziert einen unerwarteten, Aufsehen erregenden Auftritt der Erbtante im Kurort. Neben allgemeiner Irritation wird schnell klar, dass der General kein Geld sehen soll. Zudem stürzt sich die Alte selbst in arge Nöte, als sie Roulette zu spielen beginnt. Erst gewinnt sie, nur um dann alles außer ihren Immobilien zu verlieren und geschwächt abzureisen. Der General beginnt derweil, seinen Verstand zu verlieren.</p>
<p>Für Alexej ist die Handlung nur von geringer Bedeutung. Er wäre gern woanders angestellt und bleibt in der Hauptsache wegen Polina, zu der er ein offenes, aber kompliziertes Verhältnis hat. Er eckt oft an, redet gern und viel, wobei man nicht so recht weiß, wieviel davon ernst gemeint ist. Ebendas scheint auch für Polina ein Problem zu sein, denn gerade ihr gegenüber entledigt er sich jedes Selbstwertgefühls und Stolzes, um auf der einen Seite Mord und Selbstmord anzubieten, während er auf der anderen Seite gerne Streiche spielt und Polina mit schroffen und direkten Fragen zur Weißglut bringt.</p>
<p>Sie verhält sich ihm gegenüber allerdings auch wenig aufrichtig und freundlich, erwartet eine dienerhafte Ergebenheit und sinnlose Mutproben^3)^[so zum Beispiel die Aufforderung, einen Baron und seine Frau zu grüßen, was zu einer mittleren diplomatischen Katastrophe führt]{#footnote_plugin_tooltip_text_3 .footnote_tooltip}.</p>
<p><em>Achtung</em>: Wer das Ende noch nicht kennt oder kennen will, sollte nicht weiterlesen.</p>
<p>Als Alexej klar wird, dass sich Polina dem Franzosen Des Grieux gegenüber wegen der Schulden verpflichtet fühlt, wittert er eine Chance, seine bisherigen Näherungsversuche zu übertrumpfen, gewinnt spontan eine große Summe beim Roulette und will Polina beschenken. Sie sieht in dieser Taktik aber offenbar nur eine andere Form des Kaufs: Entweder »kauft« der Franzose sie durch die gemachten Schulden oder Alexej »kauft« sie durch seine freizügige Spende. So oder so sieht sie sich in der Zwickmühle. In geistiger Umnachtung wirft sie sich ihm für eine Nacht an den Hals, um daraufhin in Panik den neutralen Freund beider, den Engländer und Zuckerfabrikaten Mr. Astley, aufzusuchen.</p>
<p>Aber auch Alexej befindet sich in einer Zwickmühle. Der Gewinn der großen Summe hat ihn innerlich fast verglühen lassen. Schon bei der Rückkehr zu Polina ist er geistig etwas der Realität entrückt und von seinem Gewinn geblendet.</p>
<p>Gerade die Beschreibungen des Glücksspiels und das irrationale Verhalten der Spieler, Zuschauer und Gauner machen das Buch lesenswert. Gerade an den Stellen, an denen Alexej seine Beobachtungen, seine Blackouts und das törichte Verhalten der Erbtante des Generals beschreibt, nimmt der Roman an Fahrt auf.</p>
<p>An dieser Stelle im Buch gibt es einen Bruch, sowohl in der Handlung als auch erzähltechnisch. Für die Figuren geht es eigentlich nur noch bergab und der detailgrad der Erzählung nimmt stark ab^4)^[Die Einträge liegen zeitlich immer weiter auseinander und fassen viel zusammen]{#footnote_plugin_tooltip_text_4 .footnote_tooltip}. Zum Teil wohl lässt sich das vielleicht mit der Entstehung des Textes erklären. Der Spieler wurde in nur 26 Tagen geschrieben^5)^[um genau zu sein: diktiert]{#footnote_plugin_tooltip_text_5 .footnote_tooltip}, und kann daher nur bedingt Tiefe und glaubwürdige Handlung aufweisen.</p>
<p>Nach der besagten Nacht lässt sich Alexej von der Franzosin auf plumpe Art überreden, sie nach Paris zu begleiten^6)^[finde ich nicht sehr schlüssig]{#footnote_plugin_tooltip_text_6 .footnote_tooltip}, um ihr beim Ausgeben seines Geldes zuzuschauen. Da Alexej scheinbar ohnehin nicht viel an dem Geld liegt, lässt er alles ohne Einwände über sich ergehen und hofft nur, dass das Spektakel und der Umgang mit der profilierungssüchtigen Blanche samt umsympathischer pariser Möchtegern-Noblesse schnell ein Ende findet.</p>
<p>Nach ein paar Tagen gesellt sich der General dazu und darf als innerlich gebrochener Mensch^7)^[hat ein schlechtes Gewissen wegen seiner Kinder, die er seit jeher vernachlässigt hat und finanziell nicht unterstützen kann]{#footnote_plugin_tooltip_text_7 .footnote_tooltip}, aber repräsentable Pappfigur Mademoiselle Blanche heiraten und bei passenden Anlässen dekorativ herumstehen.</p>
<p>Alexejs Geld ist mit dem Hochzeitstag komplett ausgegeben und er macht sich daran, sein Spielglück bis auf Weiteres zu testen. Arm wie eine Kirchenmaus verdingt er sich nebenher in mal mehr, mal weniger niedrigen Anstellungen und wirft sein Geld für den ersehnten erneuten Kick, dem ausstehenden Supergewinn, der ihn Glanz und Anerkennung bescheren würde, aus dem Fenster.</p>
<p>Bei einem (scheinbar?) zufälligen Zusammentreffen mit Mister Astley nach einigen Monaten werden zum letzten Mal die Fronten geklärt. Mr. Astley eröffnet Alexej, dass Polina ihn (für ihn unerwartet) noch immer liebt, würde ihn sogar wiedersehen wollen. Astley, der schon früher den richtigen Riecher hatte, glaubt nicht an ein Umdenken bei Alexej, händigt ihm eine kleine Summe zum Verspielen aus^8)^[Er bietet ihm sogar an, 1000 Pfund für ein neues Leben in Russland zu spendieren, wenn er denn das Spielen aufgäbe]{#footnote_plugin_tooltip_text_8 .footnote_tooltip} und geht.</p>
<p>An den letzten Zeilen des Buchs lässt sich bereits erkennen, dass Alexej Polina lange hinter sich gelassen hat und nur noch Mittel und Wege findet, sich im Geist den nächsten Spielzug zu erlauben.</p>
<p>»Morgen, morgen nimmt alles ein Ende!«</p>
<hr>
<p>Das vorliegende Buch: Der Spieler in der Taschenbuchausgabe mit Nachbemerkung von Michael Wegner, 1. Auflage 2008, aufbau Verlag, ISBN 978-3-7466-6110-0; Preis: 7,95 Euro</p>
<p>::: footnote_container_prepare
Fußnoten[ [ [+]{#footnote_reference_container_collapse_button style="cursor: pointer;"} ]]{style="display: none;"}</p>
<p>:::</p>
<p>::: {#footnote_references_container}</p>
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<p>die eigentlich du-Placet heißt</p>
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<p>so zum Beispiel die Aufforderung, einen Baron und seine Frau zu grüßen, was zu einer mittleren diplomatischen Katastrophe führt</p>
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</code></pre></div>
<p>[4.]{#footnote_plugin_reference_4}</p>
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</code></pre></div>
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<p>Die Einträge liegen zeitlich immer weiter auseinander und fassen viel zusammen</p>
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</code></pre></div>
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<p>[5.]{#footnote_plugin_reference_5}</p>
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</code></pre></div>
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</code></pre></div>
<p>um genau zu sein: diktiert</p>
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<div class="highlight"><pre><span></span><code><td class="footnote_plugin_index">
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<p>[6.]{#footnote_plugin_reference_6}</p>
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<p>↑</p>
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<p>finde ich nicht sehr schlüssig</p>
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<div class="highlight"><pre><span></span><code><td class="footnote_plugin_index">
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<p>[7.]{#footnote_plugin_reference_7}</p>
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</code></pre></div>
<p>↑</p>
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<div class="highlight"><pre><span></span><code><td class="footnote_plugin_text">
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<p>hat ein schlechtes Gewissen wegen seiner Kinder, die er seit jeher vernachlässigt hat und finanziell nicht unterstützen kann</p>
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<div class="highlight"><pre><span></span><code><td class="footnote_plugin_index">
</code></pre></div>
<p>[8.]{#footnote_plugin_reference_8}</p>
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<div class="highlight"><pre><span></span><code><td class="footnote_plugin_link">
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<p>↑</p>
<div class="highlight"><pre><span></span><code></td>
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<div class="highlight"><pre><span></span><code><td class="footnote_plugin_text">
</code></pre></div>
<p>Er bietet ihm sogar an, 1000 Pfund für ein neues Leben in Russland zu spendieren, wenn er denn das Spielen aufgäbe</p>
<div class="highlight"><pre><span></span><code></td>
</code></pre></div>
<div class="highlight"><pre><span></span><code></tr>
</code></pre></div>
<div class="highlight"><pre><span></span><code></tbody>
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<div class="highlight"><pre><span></span><code></div>
</code></pre></div>Im Bunker2011-03-05T02:33:00+01:002011-03-05T02:33:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2011-03-05:/im-bunker.html<p>»Herr Oberst, ich melde: Etwa drei Viertel aller Menschen sind verstorben! Asien, Europa und Nordamerika sind praktisch entvölkert. Die Behandlung der anderen Kontinente dauert an. Es kann sich nur noch um Stunden handeln, bis wir fertig sind«</p>
<p>Oberst Riemsatz nahm den Soldaten nicht näher zur Kenntnis, rieb sich wie schon …</p><p>»Herr Oberst, ich melde: Etwa drei Viertel aller Menschen sind verstorben! Asien, Europa und Nordamerika sind praktisch entvölkert. Die Behandlung der anderen Kontinente dauert an. Es kann sich nur noch um Stunden handeln, bis wir fertig sind«</p>
<p>Oberst Riemsatz nahm den Soldaten nicht näher zur Kenntnis, rieb sich wie schon vor dem Eintreten des Soldaten das Kinn und schritt gemächlich im Raum auf und ab.</p>
<p>»Wie ist der Zustand der Überlebensräume?«</p>
<p>»Alles wie gehabt, Herr Oberst. Die Probanden erfreuen sich bester Gesundheit und warten gespannt auf das Ende der Mission.</p>
<p>»Mission, … Mission. Welche Mission?«</p>
<p>»Herr Oberst, die Ausrottung der Menschheit bis auf unsere Auserwählten!«, erwiderte der Soldat. Besorgnis machte sich in seinem Gesicht bemerkbar.</p>
<p>»Herr Oberst, Sie müssen sich doch erinnern?«</p>
<p>»An was?«</p>
<p>»An Ihr Vorhaben! Sie haben jahrzehntelang geplant und sich Gedanken über das Vorankommen der Menschen gemacht. Endlich sind wir bereit für einen Neuanfang. In wenigen Stunden ist die Seuche Mensch, dieses niedere, undankbare, wertlose Wesen Geschichte und unsere Probanden werden einen kompletten Neuanfang wagen, die Erde neu bevölkern und Nachwuchs schaffen!«</p>
<p>» … Habe ich das wirklich so angeordnet? Ist das wirklich das, was ich wollte?«, murmelte der Oberst.</p>
<p>»Ich verstehe Ihre Zweifel nicht, Herr Oberst. Oder, doch. Ich verstehe schon. Ihr Alzheimer nimmt Ihnen die Sicht. Sie sollten die Dinge lieber anderen überlassen. Die Angelegenheit ist zu wichtig, um sie gegen die Wand laufen zu lassen!«</p>
<p>Der Oberst bemerkte, dass der Soldat im Begriff war, sich mit der Nutzung seiner Waffe anzufreunden. Immer wieder strich er mit der Hand über seine Pistolenhalfter. In Kürze würde er sie wohl als Druckmittel benutzen wollen.</p>
<p>Der Oberst murmelte nun weiter vor sich hin, bewegte sich dabei aber langsam auf ein Schaltpult zu.</p>
<p>»Soldat, wie kommt es, dass mir das ganze Vorhaben so fremd erscheint, so als hätte es nichts mit mir zu tun?«</p>
<p>»Ich sagte doch, Herr Oberst, Ihr Alzheimer wird wohl schuld sein. Sie sollten sich hinlegen und neue Kraft schöpfen. Ich bin sicher, Sie werden sich bald wieder an alles erinnern«</p>
<p>»So, meinen Sie«, meinte Riemsatz und drückte unauffällig einen Knopf an dem Schaltpult, vor dem er nun stand. Augenblicklich ging ein Alarm los, Leute stürzten in den Raum und rannten zu den Monitoren.</p>
<p>Einer rief: »Jemand hat die Sauerstoff-Zufuhr für die Probanden abgeschaltet! … Ich kann sie nicht wieder anstellen!«</p>
<p>Dem Soldaten wurde schnell klar, wer verantwortlich dafür war. Eilig und mit zornesrotem Gesicht marschierte er auf den Oberst zu und schlug ihm in den Magen.</p>
<p>»Machen Sie das rückgängig! Sofort!«, brüllte er, zog seine Pistole und richtete sie an den Kopf des Oberst.</p>
<p>»Wenn Sie mich umbringen«, erwiderte Riemsatz unbewegt, »kann Ihnen auch keiner mehr helfen«</p>
<p>»Egal, egal! Jetzt sehen Sie zu! Den Menschen geht es schlecht! Wir dürfen das Ganze nicht so enden lassen! … Wollen Sie denn die gesamte Menschheit auf dem Gewissen haben!«</p>
<p>»Nun drücken Sie schon ab, Soldat«, erwiderte Riemsatz kühl.</p>
<p>Der Soldat wand sich, schwitzte und zitterte. Auf den Monitoren vor ihm starben die Probanden einen qualvollen Tod. Außerhalb der Bunkeranlagen starb die restliche Menschheit einen ebenso qualvollen Tod.</p>
<p>Er drückte ab.</p>Zufall GmbH2011-03-03T02:34:00+01:002011-03-03T02:34:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2011-03-03:/zufall-gmbh.html<p>Liebe ehemalige Mitarbeiter, liebe Interessierte Mitbürger,</p>
<p>es dürfte für Sie kein Geheimnis sein, weswegen die heutige Versammlung einberufen wurde. Im Mittelpunkt steht die Schließung unserer traditionsreichen »Zufall GmbH«. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Mitarbeitern bedanken, die über all die Jahre an den Erfolg der Firma geglaubt haben …</p><p>Liebe ehemalige Mitarbeiter, liebe Interessierte Mitbürger,</p>
<p>es dürfte für Sie kein Geheimnis sein, weswegen die heutige Versammlung einberufen wurde. Im Mittelpunkt steht die Schließung unserer traditionsreichen »Zufall GmbH«. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Mitarbeitern bedanken, die über all die Jahre an den Erfolg der Firma geglaubt haben und für das stetige Wachstum im Bereich unserer Kernkompetenzen gesorgt haben. Vielen Dank nochmal. Ich möchte diese Gelegenheit aber auch nutzen, um ein letztes Mal auf die Geschichte der Zufall GmbH einzugehen, einen Blick zurückwerfen.</p>
<p>…</p>
<p>Kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs gegründet, war die Zufall GmbH das Unternehmen eines einzigen Mannes: meines Vaters. Eigentlich hatte die Firma nicht einmal einen Namen. Josef machte es sich zur Aufgabe, Dinge zu erfinden. Ohne sonderliche Spezialisierung erfand er Geräte und Arbeitsprozesse, die zu jener Zeit dringend gebraucht wurden. Ich erspare Ihnen die allseits bekannten Innovationen. Sie sind Ihnen sicherlich nur zu bekannt.</p>
<p>In den Siebzigern hatte Josef das Unternehmen soweit ausgebaut, dass nun 30 Angestellte mit innovativen Ideen und Prozessen zum Weiterkommen des Unternehmens beisteuern konnten. »Consulting« – dieses Wort gab es damals noch gar nicht – wurde zu einer unserer Basiskompetenzen. Während sich eine Hälfte der Belegschaft mit weiteren Erfindungen und Prozessen beschäftigte, ging die andere Hälfte hinein in die Betriebe und Dienstleister, um dort Fachwissen und Expertise zu vermitteln. Auf diesem geräumigen Pfad entwickelte sich die Firma außerordentlich gut und konnte im letzten Jahr 330 Mitarbeiter beschäftigen.</p>
<p>Wie mir Josef im Vertrauen schon vor einigen Jahren mitteilte, ist die Firma in einer Richtung sehr stark eingeengt; künstlich eingeengt. Er hat dafür gesorgt, dass alle Prozesse und Erfindungen durch ihn abgesichert sind. Das bedeutet: Alle wichtigen Dokumente, Finanzzugriffe und Geräte sind auf bestimmte Weise geschützt und nur mit seiner Authorisierung einsehbar. Bisher hat er diesen speziellen Prozess äußerst subtil betreiben können, ohne damit nennenswerte Einschränkungen für Mitarbeiter oder Kunden zu verursachen. Damit ist es jedoch seit wenigen Wochen vorbei.</p>
<p>Josef ist vor wenigen Wochen gestorben. Noch am Tag vor seinem plötzlichen und unerwarteten Tod lud er mich im Vertrauen zu einem höchst dringenden und wichtigen Termin ein, den er durch seinen Tod nicht mehr wahrnehmen konnte.</p>
<p>Wie ich am nächsten Tag feststellen musste, sind alle Zugänge zu Josefs und unserem Wissen perfekt abgeschottet. Es ist mir ein Rätsel, wie die ganze Zeit entgehen konnte, wie Josef sich für seinen Todesfall abgesichert hat. Nun ist es leider zu spät und die Untersuchungen der besten Spezialisten, die man für Geld engagieren kann, hat in den letzten Wochen keinerlei Möglichkeiten ergeben, wieder an die Daten zu gelangen. Der einzige Weg, den ich momentan noch sehe, ist ein Zufallsfund, eine vielleicht absurde Idee; irgendetwas Abwegiges.</p>
<p>Ja, Sie haben richtig gehört: Wenn Ihnen zufällig etwas einfällt, womit wir Josefs Strategie aufspüren und umgehen können, lassen Sie es mich wissen. Der Erbringer einer Lösung wird finanziell sehr wohlwollend entlohnt.</p>
<p>Bis jedoch eine Lösung gefunden ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als die Firma – vorerst – zu schließen. Für weitere Informationen kommen Sie bitte im Anschluss zu mir. Und bitte verlieren Sie nicht die Hoffnung! Noch kann sich alles zum Guten wenden!</p>
<p>Ich danke Ihnen.</p>Die Brauns: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI2011-03-02T02:35:00+01:002011-03-02T02:35:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2011-03-02:/die-brauns-unheimliche-erscheinungsformen-auf-omega-xi.html<p>Eigentlich so ein Buch, dass ich freiwillig nicht anfassen würde. Ich weiß gar nicht, wie ich dazu gekommen bin, es mir zu bestellen.</p>
<p>Eines Tages war es da, dieses pinke Buch von Johanna und Günter Braun^1)^[Die beiden sind 2008 <a href="http://www.scifinet.org/scifinetboard/index.php?showtopic=7750">kurz nacheinander gestorben</a>]{#footnote_plugin_tooltip_text_6551_1 …</p><p>Eigentlich so ein Buch, dass ich freiwillig nicht anfassen würde. Ich weiß gar nicht, wie ich dazu gekommen bin, es mir zu bestellen.</p>
<p>Eines Tages war es da, dieses pinke Buch von Johanna und Günter Braun^1)^[Die beiden sind 2008 <a href="http://www.scifinet.org/scifinetboard/index.php?showtopic=7750">kurz nacheinander gestorben</a>]{#footnote_plugin_tooltip_text_6551_1 .footnote_tooltip}, dessen Aufmachung und Titel ganz laut Science-Fiction schreit. Zum Glück steht ausreichend gut lesbar ebenso dabei: utopischer Roman.</p>
<p>Die Handlung ist nicht wirklich wichtig. Die Charaktere werden auch nicht in tiefe Sinnkrisen geworfen, im All ernsthaft seltsamen Phänomenen ausgesetzt oder sonstwie so bestraft wie man es aus dem üblichen Science-Fiction-Roman mit düsteren Aussichten^2)^[Lems <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Solaris_%28Roman%29">Solaris</a>, <em>schüttel</em>]{#footnote_plugin_tooltip_text_6551_2 .footnote_tooltip} kennt.</p>
<h2>Inhalt</h2>
<p>Elektra Eulenn, die ultrakorrekte, aber nicht emotionslose Raumfahrt-Chefin und der kreativ-unorthodoxe Merkur Erdensohn machen sich nach einem Funkspruch von Omega XI auf zur Beobachtung der Verhältnisse. Die dort lebenden Lumen ließen in Form von einem gewissen Sonnenblume Funksprüche an die Erde ab, in denen von den titelgebenden Erscheinungsformen die Rede ist. Auf der Erde ist man scheinbar verunsichert, was die einstmals von der Erde verbannten so treiben.</p>
<p>Anfangs scheint alles schnell geklärt. Auf Omega XI wird das Leben unerträglich, weil Modderwinde vom eigenen Abfall stundenlang jede Möglichkeit für einen natürlichen Aufenthalt an der Luft ausschließen.</p>
<p>Die zuerst vorgefundenen Bewohner leben in einer Maximal-Wegwerf-Gesellschaft. Was benutzt wurde, wird entfernt und ersetzt — jeden Tag. »Schuld« an dieser Misere haben letztlich angeblich sehr arbeutsame Fehlzüchtungen von Menschen, hühenhafte Arbeitstiere, die genetisch so veranlagt sind, dass sie nur wenige Stunden ohne Arbeit überleben können.</p>
<p>Diese Wesen, Roburen genannt, werden von den hochschlauen Prudenten angeleitet. Auch die Prudenten sind genetische Züchtungen, etwas schmal, klein und mit großen Köpfen.</p>
<p>Hinweis: Ab hier wird (zu) viel verraten.</p>
<hr>
<p>Der Herr Erdensohn kommt auf die rettende Idee, die Riesen statt der Arbeit auch für ein paar Stunden am Tag spielen zu lassen. Dadurch nimmt der Modderwind wieder ab und alle könnten weitermachen wie bisher.</p>
<p>Die herrschende Klasse der Menschen auf Omega XI ist aber leider ein bisschen asozial und würde gern trotzdem auf, davon und alles auf Omega XI vor die Hunde gehen lassen. Die Lumen haben die Prudenten durch das mysteriöse Vitamin P in der Hand, das von den Lumen an einem geheimen Ort aus Algen extrahiert wird und für die Lebenserhaltung der Prudenten nötig ist.</p>
<p>Elektra und Erdensohn kombinieren jedoch ihre Fähigkeiten und können Schlimmes verhindern.</p>
<h2>Die Message</h2>
<p>Die eben beschriebene Handlung ist eigentlich nur Stütze für eine Sammlung von verschiedenen Themen und jede Menge unbarmherzig offenherzigen Humor in zum Teil witzigen Dialogen. In erster Linie geht es um die Beziehung zwischen Merkur und Elektra, das Auskommen miteinander in einer Situation, in der man sich schlecht aus dem Weg gehen kann. Und auch allgemeinere Dinge wie die Entwicklung des Menschen wird in Form der fehlgeleiteten Lumen dargestellt.</p>
<p>Wenn man bedenkt, dass das Buch aus den Siebzigern stammt, kann man schon über den aktuellen Bezug staunen. Das Thema Wegwerfgesellschaft ist aktuell wie nie^3)^[Beispiel: erhebliche Teile aller produzierten Lebensmittel werden ungebraucht weggeworfen, während andere sich nicht einmal mehr Essen leisten können.]{#footnote_plugin_tooltip_text_6551_3 .footnote_tooltip}, die Frage nach Quasi-Sklaverei stellt sich auch immer wieder, derzeit zum Beispiel bei den politischen Prozessen in Nordafrika.</p>
<h2>Fazit</h2>
<p>Trotzdem ist das Buch nicht säuerlich, anmaßend oder bedrückend. Die meisten Aspekte werden wie im Vorbeigehen angesprochen und nicht zu sehr vertieft. Daher liest sich das Buch angenehm und flüssig. Für Hardliner-Fantasy- oder Science-Fiction-Leser ist das Buch möglicherweise nicht geeignet, ansonsten aber gerade für jeden zu empfehlen, die mit Weltallsettings noch nicht sehr vertraut sind, aber nicht gleich von den Klassikern erschlagen werden möchten.</p>
<p>::: footnote_container_prepare
Fußnoten[ [ [+]{#footnote_reference_container_collapse_button style="cursor: pointer;"} ]]{style="display: none;"}</p>
<p>:::</p>
<p>::: {#footnote_references_container}</p>
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<p>[1.]{#footnote_plugin_reference_6551_1}
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<p>Die beiden sind 2008 <a href="http://www.scifinet.org/scifinetboard/index.php?showtopic=7750">kurz nacheinander gestorben</a></p>
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<p>[2.]{#footnote_plugin_reference_6551_2}</p>
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<p>Lems <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Solaris_%28Roman%29">Solaris</a>, <em>schüttel</em></p>
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<p>[3.]{#footnote_plugin_reference_6551_3}</p>
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<p>Beispiel: erhebliche Teile aller produzierten Lebensmittel werden ungebraucht weggeworfen, während andere sich nicht einmal mehr Essen leisten können.</p>
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</code></pre></div>
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</code></pre></div>Kafka: Das Schloss2011-01-18T23:00:00+01:002011-01-18T23:00:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2011-01-18:/kafka-das-schloss.html<p>Nicht überall wird man mit offenen Armen empfangen, selbst wenn man eingeladen wurde. Diese Erfahrung muss der Landvermesser K. machen, als er aus beruflichen Gründen ein Dorf in der Nähe eines Schlosses aufsucht.</p>
<h2>Inhalt</h2>
<p>Eigentlich will er Land vermessen, aber tatsächlich ist er aus nicht ganz klärbaren Gründen herbeordert worden …</p><p>Nicht überall wird man mit offenen Armen empfangen, selbst wenn man eingeladen wurde. Diese Erfahrung muss der Landvermesser K. machen, als er aus beruflichen Gründen ein Dorf in der Nähe eines Schlosses aufsucht.</p>
<h2>Inhalt</h2>
<p>Eigentlich will er Land vermessen, aber tatsächlich ist er aus nicht ganz klärbaren Gründen herbeordert worden, obwohl offenkundig kein Landvermesser gebraucht wird^1)^[und manch einer vermutet, dass K. gar kein Landvermesser ist …]{#footnote_plugin_tooltip_text_6273_1 .footnote_tooltip}. Es ist bereits alles vermessen. Aus ebenso wenig nachvollziehbaren Gründen möchte K. jedoch im Ort bleiben; anfangs, um bei hartem Winter nicht wieder so einfach heimkehren zu müssen, schnell aber mehr, um den Verwaltungsapparat »Schloss« zu begreifen, der sich dem logischen Menschenverstand zu verschließen scheint.</p>
<p>Das Schloss und seine Bewohner leben in einer Parallelwelt, die von der Welt der Dörfler strikt getrennt ist. Jedes Zusammentreffen, jede wie auch immer geartete Berührung körperlicher oder schriftlicher Art ist ein schier nicht interpretierbarer, unverständlicher Vorgang für den Außenstehenden.</p>
<p>Man weiß die meiste Zeit nicht: Sind die Menschen im Dorf nur besonders abergläubisch und interpretieren in das Schloss und dessen Vertreter abwegige Phantasien, die sich im Laufe von Jahrzehnten oder Jahrhunderten gebildet haben, oder sind die Herren aus dem Schloss tatsächlich die Übermenschen, als die sie von so manchen Dorfbewohner dargestellt werden. Bestes Beispiel ist der Beamte »Klamm«, der allen Dorfbewohnern ein Begriff ist und unerreichbar erscheint …</p>
<p>In den folgenden Tagen lernt K. die Bewohner des Ortes und deren Ansichten zum Schloss kennen und will dem Mythos näherkommen. Wobei: »kennen« trifft es nicht. Obwohl K. systematisch und zielgerichtet vorgeht, praktisch die Zwiebel von außen nach innen zu pellen versucht, findet er hinter jeder Schicht neuer Erkenntnisse nur eine weitere, rätselhaftere, unverständlichere Schicht. Er kommt dem Schloss nicht näher, er findet keinen Kontakt zu den Beamten dort. Im Ganzen kommt er dem Verständnis der Vorgänge nicht wesentlich näher.</p>
<p>Unschönerweise muss K., nachdem seine Nutzlosigkeit für die Gemeinschaft fast schon von Beginn feststeht, Möglichkeiten finden, seinen Status zum Besseren zu wenden und sich mit dem Schloss gut zu stellen. Zu diesem Zweck behelligt er jeden, der sich behelligen lässt^2)^[abgesehen von seinen nutzlosen Gehilfen, deren Rolle sehr ambivalent erscheint: einerseits anhänglich und hilfbereit, andererseits hinterlistig und vielleicht böswillig; man weiß es nicht]{#footnote_plugin_tooltip_text_6273_2 .footnote_tooltip}.</p>
<p>Besonders merkwürdig mutet das dabei entstehende »Verhältnis« zu einem jungen Mädel namens Frieda an. Ohne, dass beide nennenswert verliebt ineinander scheinen, verspricht sich wohl jeder etwas von der Beziehung mit dem Partner: Frieda will wohl ihre Exklusivität mit dem »Fremdenbonus« erhöhen, K. möchte gern Zutritt zur Dorfgemeinschaft, die ihm als Sprungbrett zum Schloss dienen soll.</p>
<p>Alles wird aber nur schlimmer. Durch seine Aufklärung suchende »Sturheit« (dem Benutzen seines gesunden Menschenverstands), die nirgendwo auf Widerhall trifft, wird seine Situation immer auswegloser, er »verscherzt« es sich mit immer mehr Leuten und verletzt ungeschriebene (und nicht selten unsinnig erscheinende) Regeln. Am Ende ist nichts Nennenswertes erreicht.</p>
<h2>Gedanken</h2>
<p>Das Ende des Buchs finde ich – auch nach längerem Nachdenken – nicht besonders befriedigend. Der erste Eindruck war: »Wie! Vorbei? Wo ist das Ende?« Eigentlich hätte man erwartet, dass das Buch wie schon »Der Prozess« mit dem Tod der Hauptfigur endet.</p>
<p>Eben noch erzählt das Mädel, das Friedas Posten zeitweise übernehmen durfte, von den Intrigen, die K. wohl übersehen habe (und die er gerne abstreitet), dann wird in Aussicht gestellt, dass K. in Zukunft bei den wenig geachteten Zimmermädchen unterkommen darf und vielleicht das ein- oder andere Mal einer Wirtin bei der Wahl ihrer Kleidung helfen darf. Dann ist abrupt das Ende erreicht. Verstoßen ist er nicht, angekommen aber wohl auch nicht^3)^[Man kann berechtigterweise einwenden, dass Kafka das Buch nicht beenden konnte und sich daraus das seltsame Ende ergibt. Das erklärt sicher einiges, bringt dem Leser effektiv aber wenig.]{#footnote_plugin_tooltip_text_6273_3 .footnote_tooltip}.</p>
<p>Im Vergleich zu »Der Prozess«^4)^[bisher noch nicht hier vorgestellt]{#footnote_plugin_tooltip_text_6273_4 .footnote_tooltip} fehlt der große Bogen und eine nennenswert voranschreitende Handlung. Ich hatte bei all den Besuchen und Forschungen des K. wenig den Eindruck, dass auch nur eine Chance auf Besserung bestand, sodass mir das Buch gegen Ende ermüdend erschien^5)^[so ermüdend wie Kafka zu diesem Zeitpunkt das Leben erschien?]{#footnote_plugin_tooltip_text_6273_5 .footnote_tooltip}.</p>
<p>Gerade dieser Aspekt ist einer, der mir besonders hängen geblieben ist. Die Menschen des Dorfes reagieren zumeist ablehnend, intransparent und unwahrhaftig (im Sinne von K.). Es gibt gefühlt keinen Platz für echte Nähe. K. wird im Dorf nicht gebraucht und ist letztlich nur sinnlos eindringender Störenfried.</p>
<p>Vielleicht gerade wegen der Aussichtslosigkeiten ist es nicht schlecht geeignet, im Winter bei Schnee und Glätte gelesen zu werden. Man verfolgt die traurigen Anstrengungen des K., denkt an die eigenen traurigen Anstrengungen beim Fahren bei Glatteis, und kann sich doch ein wenig darüber freuen, dass es einem nicht so schlecht ergeht wie K.</p>
<p>::: footnote_container_prepare
Fußnoten[ [ []{#footnote_reference_container_collapse_button style="cursor: pointer;"}+ ]]{style="display: none;"}</p>
<p>:::</p>
<p>::: {#footnote_references_container}</p>
<div class="highlight"><pre><span></span><code><table class="footnote-reference-container">
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<p>[1.]{#footnote_plugin_reference_6273_1}
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<p>und manch einer vermutet, dass K. gar kein Landvermesser ist …</p>
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<p>abgesehen von seinen nutzlosen Gehilfen, deren Rolle sehr ambivalent erscheint: einerseits anhänglich und hilfbereit, andererseits hinterlistig und vielleicht böswillig; man weiß es nicht</p>
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<p>Man kann berechtigterweise einwenden, dass Kafka das Buch nicht beenden konnte und sich daraus das seltsame Ende ergibt. Das erklärt sicher einiges, bringt dem Leser effektiv aber wenig.</p>
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<p>bisher noch nicht hier vorgestellt</p>
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<p>so ermüdend wie Kafka zu diesem Zeitpunkt das Leben erschien?</p>
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</code></pre></div>Keijins Geschichte, Teil 3: Verraten2011-01-12T03:12:00+01:002011-01-12T03:12:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2011-01-12:/keijins-geschichte-teil-3-verraten.html<p>Im Königreich Hajumi herrschte in einigen Teilen Unruhe. Bauern verweigerten Abgaben an den König und kündigten Widerstand an.</p>
<p>Dies würde als letzte Probe des als grausam geltenden Keijin, Sohn des erfolgreichen Feldherrn Kanojin, gezählt werden. Nach Bestehen der Probe standen Gold und Anspruch auf hohe Ämter für alle Beteiligten in …</p><p>Im Königreich Hajumi herrschte in einigen Teilen Unruhe. Bauern verweigerten Abgaben an den König und kündigten Widerstand an.</p>
<p>Dies würde als letzte Probe des als grausam geltenden Keijin, Sohn des erfolgreichen Feldherrn Kanojin, gezählt werden. Nach Bestehen der Probe standen Gold und Anspruch auf hohe Ämter für alle Beteiligten in Aussicht. Der Aufstand musste um jeden Preis niedergeschlagen werden. …</p>
<p>Auf seinem ersten Feldzug bezwang Keijin zwanzig Dörfer, tötete mit seinen Soldaten etwa 700 Zivilisten, ließ 30 strategische Vergewaltigungen durchführen, wenigstens die Hälfte aller Häuser niederbrennen und legte großen Wert darauf, aus Familien der Überlebenden einzelne Männer und Frauen in Gefangenschaft zu nehmen, um die ohnehin angeschlagene Moral seiner Landsleute weiter zu schwächen. Keijins Vater war mit dem Vorgehen zufrieden und stachelte Keijin an, seinen Feldzug gegen das aufmüpfige Volk fortzuführen. Keijin, ein Mann von 23 Jahren, war seinem Vater hörig und ging erneut in die Schlacht.</p>
<p>Auf seinem zweiten Feldzug bezwang er dreißig weitere Dörfer, tötete etwa 100 Zivilisten, brannte mindestens drei Viertel aller Häuser nieder, verödete die Äcker, ließ alle überlebenden Frauen und Kinder gefangen nehmen und vergiftete die nahe gelegenen Flüsse.</p>
<p>Kanojin war erneut sehr zufrieden mit seinem Sohn und sprach: »Wenn du weiter so tapfer die Ehre unserer Familie vertrittst, wirst du in Kürze zum Prinzen des Landes aufsteigen. Alle werden dich und deine Methoden fürchten, keiner wird sich dir in den Weg stellen!«</p>
<p>Ein drittes Mal musste Keijin gegen seine Landsleute kämpfen, um zu Ruhm und Ehre zu kommen. Mit einem unerklärlichen Unbehagen machte er sich auf zur entscheidenden Schlacht.</p>
<p>Nachdem er und seine Soldaten 25 weitere Dörfer in Schutt und Asche gelegt, dabei alles Lebendige erschlagen, Flüsse vergiftet und Äcker verödet hatten, schien die Arbeit getan, als sich Keijin ein militanter Haufen Aufständischer in den Weg stellte und ihn zur Rede stellte: »Wer bist du Keijin, dass du hunderte Leben zerstörst, Flüsse vergiftest und Äcker unfruchtbar machst? Wer gibt dir das Recht, diese Welt so zu formen, wie es dir passt?«</p>
<p>Keijin saß nachdenklich auf seinem Pferd und rieb sich das blutverschmierte Kinn. Statt einer Antwort nutzte Keijins oberster Vertrauter die ihm peinlich erscheinende Situation, um sein neues Schwert, das er sich dank der guten Bezahlung nach dem letzten Feldzug leisten konnte, zu ziehen, und die Fragesteller zum Schweigen zu bringen. Keijin schien keine Notiz vom Geschehen zu nehmen.</p>
<p>Als der Trupp jedoch im nächsten Dorf ankam, konnte Keijin sein Schwert nicht mehr gegen seine Landsleute erheben. Ohne den Grund dafür zu kennen, versagte ihm die Schwerthand, wollte nicht nach dem Schwert greifen, nicht wie gewohnt Körper, Gliedmaßen und Gesichter teilen.</p>
<p>Stattdessen stand Keijin etwas abseits und schaute mit stumpfem Blick dem Treiben zu, den um Gnade flehenden Männern, Frauen und Kindern; betrachtete die brennnenden Häuser und Felder und seine Untergebenen, die tonlos über die Wehrlosen herfielen. Nach einigen Stunden war das Dorf zerstört, komplett abgebrannt und vernichtet. Der oberste Untergebene erstattete dem immer noch wie erstarrt am Rande stehenden Keijin Bericht und mahnte zur baldigen Weiterreise.</p>
<p>Keijin begann nun tatsächlich, sein Pferd in Bewegung zu versetzen, ritt jedoch in die falsche Richtung. Anstatt zum nächsten Dorf zu eilen, ritt er einige Kilometer den Fluss entlang, bis seine Kameraden nicht mehr zu sehen waren. Dann stieg er vom Pferd und ertränkte sich wortlos im vergifteten Fluss.</p>Murakami: Schlaf2011-01-11T03:32:00+01:002011-01-11T03:32:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2011-01-11:/murakami-schlaf.html<p>Mit Schlaflosigkeit kennt sich die Hauptfigur der Geschichte wegen eines ähnlichen Vorfalls vor Jahren aus. Aber auf ihre neue Situation ist die Mutter und Hausfrau nicht vorbereitet. In ihrem sonst tristen Leben voll gleichförmiger Abläufe und ebenso gleichförmiger Interaktionen mit vorhersagbaren Menschen in ihrer Umgebung öffnet sich eine Lücke: die …</p><p>Mit Schlaflosigkeit kennt sich die Hauptfigur der Geschichte wegen eines ähnlichen Vorfalls vor Jahren aus. Aber auf ihre neue Situation ist die Mutter und Hausfrau nicht vorbereitet. In ihrem sonst tristen Leben voll gleichförmiger Abläufe und ebenso gleichförmiger Interaktionen mit vorhersagbaren Menschen in ihrer Umgebung öffnet sich eine Lücke: die Nacht.</p>
<p>Während andere schlafen müssen, bleibt sie problemlos hochkonzentriert wach, nachdem sie einem finsteren Traum entkommen ist. Sie trinkt Cognac, isst Schokolade und liest dabei ein Buch nach dem anderen, ganz wie früher, als sie noch ungebunden und das Lesen essentieller Bestandteil ihres Lebens war.</p>
<p>Dabei wird ihr Verhältnis zur Realität immer gebrochener. Die ohnehin mechanischen Arbeiten des Tages verlieren jeden Sinn, die Interaktion mit ihrer Familie wird zur Farce. Veränderungen wie ihre durch Schwimmen verbesserte Physis werden offenbar nicht wahrgenommen.</p>
<p>Der Bruch mit der Realität wird am deutlichsten, als sie sowohl ihren Mann und auch ihren Sohn im Schlaf beobachtet und für sich feststellen muss, dass sie der Ekel bei ihrem Anblick packt.</p>
<p>Mit zunehmender Klarheit und Absonderung von der Realität erfasst sie eine unangenehme Unruhe, die sie eines Abends durch eine Fahrt in ihrem City auszugleichen versucht. Dadurch werden ihre Probleme jedoch nur verstärkt.</p>
<p>Auf einem einsamen Parkplatz wird sie von zwei Männern überfallen, die ihr Auto durch Wippen zum Umstürzen bringen wollen. Es ist wohl der gleiche Parkplatz, an dem vor Kurzem ein Pärchen umgebracht wurde, wie ihr ein Polizist beim letzten Besuch mitteilte.</p>
<p>Damit endet die Geschichte abrupt und der Leser muss sich selbst einen Reim darauf machen, warum das so ist. Ist bereits alles gesagt? Greift hier eine Vorstellung, die man nur verstehen kann, wenn man Japaner ist? Offenes Ende?</p>
<p>Zur Interpretation der Geschehnisse sind mir ein paar Ideen gekommen:</p>
<ol>
<li>
<p><code>{=html}
</p></code>
<strong>Die Akteurin ist bereits zu Beginn der Geschichte tot.</strong> Sie starb in der Nacht ihres schrecklichen Alptraums, in dem sie bewegungsunfähig von einem älteren Mann an den Füßen mit Wasser begossen wird. </p>
<p>Im Zustand des Todes, den schließlich kein Lebender kennt, durchläuft sie (geistig?) weiter ihren Alltag mit Ausnahme des Schlafs (des “kleinen Tods”). Da sie nicht durch Schlaf “auffrischen” kann, hängt sie für immer^1)^[oder bis zu ihrer Auslöschung]{#footnote_plugin_tooltip_text_1 .footnote_tooltip} in ihrer aktuellen Disposition, die sich durch die freudlose Interaktion mit ihrer Umwelt zeigt. </p>
<p>Da sie tot ist, verbraucht sie allerdings auch keine Energie und kann ungehemmt ihren Tätigkeiten nachgehen. </p>
<p>Der abschließende Überfall könnte ihre Auslöschung oder nur eine Episode sein, wobei ich zu ersterem Tendiere. Sie nimmt immer weiter Abschied von ihrem bisherigen “Leben” und sucht vielleicht unbewusst ein Ende dessen.</p>
</li>
<li>
<p><code>{=html}
</p></code>
<strong>Die Akteurin erlebt die Geschehnisse tatsächlich.</strong> Die Gründe für den Schlaf als Notwendigkeit sind nicht hinreichend geklärt. Es wäre denkbar, dass man mit bestimmten Genen ausgestattet tatsächlich ohne Schlaf auskäme. Ein Schlafentzug im klassischen Sinne wäre nicht möglich, denn dann wäre es der Akteurin nicht möglich, konstante Aufmerksamkeit zu produzieren. </p>
<p>Auch in dieser Variante würde die unveränderliche Disposition ein Abreißen von der Realität herbeiführen, dafür aber zum Ende durch zunehmenden Stress und der folgenden Gewalttat der unbekannten Angreifer zum Tode führen.</p>
</li>
<li>
<p><code>{=html}
</p></code>
<strong>Die Akteurin befindet sich in einem Koma.</strong> Vielleicht durch den in Punkt 2 angegebenen Traum ausgelöst fällt die Akteurin in ein Koma, in dem der Schlaf illusorischerweise aufgelöst erscheint. Mit fortschreitender Zeit emanzipiert sie sich von dem fahlen Abguss der Realität, den ihr Hirn ihe vorspielt und ist gegen Ende der Geschichte kurz davor, das Bewusstsein wieder zu erlangen. Das Rütteln des Wagens steht dementsprechend für Menschen außerhalb ihrer Traumwelt, die sie zu wecken versuchen.</p>
</li>
</ol>
<p>Man kann die Geschichte aber auch auf sich bewenden lassen. Wer offene oder grübelfreundliche Enden nicht mag, ist bei dieser Erzählung an der falschen Adresse.</p>
<p>Für die Verbleibenden dürften die ganzseitigen Illustration im Buch von Interesse sein. Hochwertig in Schwarz, Weiß und glänzendem Silber gedruckt, unterstützen die Bilder von Kat Menschik die Botschaften des Texts. Eine perfekte Symbiose ist nicht gelungen, aber eine gute Kombination auf jeden Fall.</p>
<p>Wer sich für Bilder nicht begeistern kann und mehr Wert auf Inhalt legt, kann deutlich Geld sparen, indem er den Band “<a href="http://www.amazon.de/gp/product/3442739292/">Der Elefant verschwindet</a>” kauft.</p>
<p>::: footnote_container_prepare
Fußnoten[ [ [+]{#footnote_reference_container_collapse_button style="cursor: pointer;"} ]]{style="display: none;"}</p>
<p>:::</p>
<p>::: {#footnote_references_container}</p>
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<p>oder bis zu ihrer Auslöschung</p>
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</code></pre></div>Keijins Geschichte, Teil 2: Verlogen2011-01-11T03:10:00+01:002011-01-11T03:10:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2011-01-11:/keijins-geschichte-teil-2-verlogen.html<p>Keijin, Anwärter auf den Thron, Sohn des hochdekorierten Feldherrn Kanojin und Unterdrücker der Untergebenen, musste zu seinem 17. Geburtstag an einem Turnier zum Test seiner Männlichkeit teilnehmen.</p>
<p>Mit vielen anderen Jungen seines Alters sollte er mehrere Tage in der Natur verbringen und sich nur von dem ernähren, was ihm der …</p><p>Keijin, Anwärter auf den Thron, Sohn des hochdekorierten Feldherrn Kanojin und Unterdrücker der Untergebenen, musste zu seinem 17. Geburtstag an einem Turnier zum Test seiner Männlichkeit teilnehmen.</p>
<p>Mit vielen anderen Jungen seines Alters sollte er mehrere Tage in der Natur verbringen und sich nur von dem ernähren, was ihm der Wald und die Felder zur Verfügung stellten.</p>
<p>Es stand ihm wie den anderen frei, zu einem beliebigen Zeitpunkt aufzugeben. Jedoch würde seine Männlichkeit erst gesichert, wenn er die – durch die Obersten vorher festgesetzten – Tage ausharren würde.</p>
<p>Keijin nahm die Aufgabe nur widerwillig an, hätte lieber verzichtet. Doch die Prüfung sollte entscheidenden Einfluss auf seine Glaubwürdigkeit als potenzieller Thronfolger haben. Also beschloss er zumindest, die Angelegenheit irgendwie hinter sich zu bringen.</p>
<p>Da es keine Regeln gab, wie die Jungen die Aufgabe meistern müssten, schloss Keijin sich einem erfahrenen Bauernjungen an, der sich auf das Sammeln von essbaren Kräutern, Pflanzen und Beeren verstand.</p>
<p>Problemlos hätten beide wenigstens 7 Tage von den Dingen leben können, die der Junge sammelte, doch Keijin erpresste ihn und verlangte einen Großteil der Beute. Dadurch verließen den Jungen nach drei Tagen die Kräfte. Er gab missmutig auf.</p>
<p>Um seinen Ernährer gebracht, machte sich Keijin auf die Suche nach einem weiteren Jungen, den er ausnutzen konnte.</p>
<p>Schon bald fand er jemanden, der sich mit dem Jagen kleiner Tiere auskannte. Mit diesem ging er einige Tage auf Jagd und sie teilten sich die Beute. Nach wenigen Tagen verlor Keijin jedoch das Interesse an der Zubereitung der Tiere. Es erschien ihm langweilig und seiner nicht würdig. So überließ er zunehmend dem anderen Jungen das Zubereiten und bald darauf auch das Jagen.</p>
<p>Der Junge war mit dieser Arbeitsteilung unzufrieden und ließ sich nicht von den Drohungen Keijins beeinflussen.</p>
<p>Keijin tobte innerlich vor Wut, ließ sich vorerst aber nichts anmerken. Für einen weiteren Tag jagte er mit und schlug vor, an der nahe gelegenen Küste, an den Felsen mit der weiten Aussicht, die Zubereitung der Beute vorzunehmen.</p>
<p>Der Junge freute sich über das Einlenken Keijins und fing besonders viele Tiere. Statt eines Danks lockte Keijin den Jungen zu den Felsen und stieß ihn ohne Vorwarnung und ohne letzte Worte in die Tiefe.</p>
<p>Die Vorräte für die kommenden Tage waren nun seine.</p>
<p>Mittlerweile waren 11 Tage vergangen. Die meisten Jungen hatten aufgegeben und zum größten Teil bestanden. Keijin blieb noch weitere 12 Tage in der Wildnis und wurde schließlich vom Ausrichter abgeholt und zurück in die Zivilisation gebracht.</p>
<p>Durchhaltevermögen und Willenskraft des jungen Keijin wurden in höchsten Tönen gelobt und sein höchst erfolgreiches Unternehmen im ganzen Land verbreitet. Der »wilde Keijin« wurde zum Mythos der Veranstaltung, denn niemand hatte bisher so lange in der Wildnis überlebt ohne aufzugeben.</p>Keijins Geschichte, Teil 1: Verliebt2011-01-10T03:09:00+01:002011-01-10T03:09:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2011-01-10:/keijins-geschichte-teil-1-verliebt.html<p>Keijin, Anwärter auf die Position des Königs, zukünftiger Herrscher und Unterjocher, verliebte sich mit 17 Jahren in eine Bedienstete. Von seinem Vater zu Härte und Unnachgiebigkeit erzogen, waren ihm die neuen Gefühle nicht nur fremd, sondern auch äußerst unangenehm. Gerne hätte er darauf verzichtet, vor Onokawa rot zu werden, verlegen …</p><p>Keijin, Anwärter auf die Position des Königs, zukünftiger Herrscher und Unterjocher, verliebte sich mit 17 Jahren in eine Bedienstete. Von seinem Vater zu Härte und Unnachgiebigkeit erzogen, waren ihm die neuen Gefühle nicht nur fremd, sondern auch äußerst unangenehm. Gerne hätte er darauf verzichtet, vor Onokawa rot zu werden, verlegen zur Seite zu sehen oder ihr für Außenstehende scheinbar grundlos aus dem Weg zu gehen. Nach einigem Ringen um seine innere Einstellung zwang er sich dazu, die Angelegenheit als eine Herausforderung zu betrachten. Aus wichtigen Büchern hatte er gelernt wie ein Mann sich gegenüber einer zu erobernden Frau zu verhalten habe. Eines Abends lud er die Bedienstete zum Abendessen ein, machte ihr einige Komplimente, die ihr das eine oder andere Lächeln auf die Lippen zauberten.</p>
<p>Keijin deutete dies als Einladung zum baldigen Geschlechtsverkehr und versuchte die körperliche Distanz zwischen beiden zu verringern. Einen Überraschungskuss ließ Onokawa noch über sich ergehen, war jedoch schnell mit der Forschheit ihres Eroberers überfordert. Schließlich stieß sie ihn von sich und wollte gehen.</p>
<p>Keijin war jedoch vollends entbrannt und akzeptierte keinen Widerspruch. Ohne weitere Worte schritt er zur Tat und vergewaltigte seine schreiende und tobende »Geliebte«. Nach etwa 30 Minuten war Keijin fertig und vom Schreien der Geliebten wie betäubt. Trotzdem wertete er die Erfahrung als Schritt in die richtige Richtung und warf sie mit einem Lächeln hinaus.</p>
<p>In den folgenden Wochen verspürte Keijin immer wieder den Wunsch danach, seinen Gelüsten nachzugehen. »Ach, muss die Liebe schön sein«, wurde sein Lieblingsspruch, den er ständig auf den Lippen trug.</p>
<p>Seine Geliebte geriet hingegen immer mehr in Verzweiflung, nachdem ihr klar wurde, dass sie bei Keijin nicht auf Menschlichkeit hoffen konnte. Umso mehr schmerzte es sie, dass niemand etwas gegen die Untaten des potenziellen Thronfolgers unternahm. Er besaß das Recht auf beliebiges Vorgehen, solange er sich dabei nicht allzu auffällig verhielt. Nach einem halben Jahr stieg ihre Verzweiflung ins Unermessliche. Die Monate voller Qualen und Häme ließen ihre Lebenskraft schwinden, sodass sie sich an einem verregneten Morgen von einem nahe gelegenen Fels stürzte.</p>
<p>Keijin nahm die Nachricht ihres Todes unwillig zur Kenntnis, murmelte etwas in der Art von »Ist doch selbst schuld«, und redete nicht weiter darüber. Stattdessen suchte er nach einer weiteren Frau, die für seine Triebabfuhr geeignet schien. Zu seinem Bedauern fand er keine Frau, die seinen Vorstellungen entsprach, und kehrte missmutig zu seinem früheren Leben zurück.</p>Dostojewski: Die Sanfte2011-01-01T23:00:00+01:002011-01-01T23:00:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2011-01-01:/dostojewski-die-sanfte.html<p>Wenn man die Erzählung kurz zusammenfassen sollte, würde ich sagen: eine Gemeinheit auf 78 Seiten.</p>
<p>Jedem halbwegs empathischen Leser muss das Herz wenigstens ein klein wenig schwerer werden, wenn er lesen muss, wie ein gestörter Erwachsener sich ein nicht einmal volljähriges, verzweifeltes Mädchen erkauft und es langsam durch Schweigen und …</p><p>Wenn man die Erzählung kurz zusammenfassen sollte, würde ich sagen: eine Gemeinheit auf 78 Seiten.</p>
<p>Jedem halbwegs empathischen Leser muss das Herz wenigstens ein klein wenig schwerer werden, wenn er lesen muss, wie ein gestörter Erwachsener sich ein nicht einmal volljähriges, verzweifeltes Mädchen erkauft und es langsam durch Schweigen und Vernachlässigung an den Rand der Erschöpfung treibt.</p>
<p>Bedingt durch ein vermiedenes Duell vor Jahren, das ihn zeitweise an das untere Ende der Gesellschaft gepresst hat und dessen Schande ihm schwer auf der Seele liegt, ist ihm nach Unterwerfung eines Menschen, der sich nur unzureichend wehren kann. Die “Sanfte” will, nachdem sie einsehen muss, dass ihr ein halbwegs annehmliches Leben nicht gegönnt ist, hingegen einfach ihre Ruhe.</p>
<p>Sie versucht nach wiederholtem Widerstand verschiedener Art einen bewaffneten Befreiungsschlag, vor dem sie letztlich zurückschreckt. Obwohl sie sich dem Mann vollends ergibt, bietet er, dem die Situation nicht entgangen ist, nun etwas Abstand, den sie bereitwillig annimmt.</p>
<p>Gegen Ende der Erzählung nimmt er ihr diesen Raum wieder; nicht mit zuwenig, sondern zuviel Aufmerksamkeit. Mit närrischen Versuchen der Besitzergreifung inklusive Füßeküssen, ausführlicher Selbsterklärung und Alles-wird-gut-Erklärungen treibt er sie in eine neue, bisher ungekannte und verstörende Enge, aus der sie nur einen Ausweg sieht.</p>
<p>Auf der Buchrückseite heißt es, der Herr sei gleichzeitig Opfer und Täter durch die Geschehnisse in seiner Vergangenheit. Auch von schmerzlicher Plötzlichkeit der Liebe ist die Rede.</p>
<p>Ich sehe hier eher einen übersensiblen Machtmenschen, dessen Besitzergreifungs- und Niederdrückungsinstinkte sich nur auf zwei Arten zeigen ohne letztlich etwas anderes zu werden. Die “Schande” seiner (angeblichen) Feigheit und die daraus resultierende harte Zeit mag Spuren hinterlassen haben. Aber das Handeln des Herrn lässt sich damit meiner Meinung nach kaum begründen. Wie soll das gewollte und konsequente Brechen eines Menschen im Verhältnis zu einer Verletzung des Stolzes stehen^1)^[Der Zweifler mag hier meinen: Die Verletzung des Stolzes und die nachfolgenden Jahre der Niedrigkeit haben seinen Charakter ebenso gebrochen wie er den des Mädchens. Wenn das auch stimmen mag: Es liegt immer noch ein großer Unterschied zwischen dem Ertragen und dem Ausführen übler Handlungen. Jemand, dem Schlechtes widerfährt, muss dadurch nicht schlecht werden, selbst wenn er dabei zerbricht]{#footnote_plugin_tooltip_text_2988_1 .footnote_tooltip} ? Auch kleinere Andeutungen, die innere Widersprüche in der Person suggerieren sollen (zum Beispiel der Plan des Mannes, für ein Haus zu sparen, in dem er mit Kind und Kegel glücklich leben würde, wovon er dem Mädchen nichts erzählt) finde ich nicht ausreichend überzeugend, zumal der Mann im Buch “selbst”^2)^[Der Bericht ist erdacht]{#footnote_plugin_tooltip_text_2988_2 .footnote_tooltip} berichtet und alles so scheinen lassen kann wie es ihm gefällt.</p>
<p>::: footnote_container_prepare
Fußnoten[ [ [+]{#footnote_reference_container_collapse_button style="cursor: pointer;"} ]]{style="display: none;"}</p>
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<p>::: {#footnote_references_container}</p>
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<p>Der Zweifler mag hier meinen: Die Verletzung des Stolzes und die nachfolgenden Jahre der Niedrigkeit haben seinen Charakter ebenso gebrochen wie er den des Mädchens. Wenn das auch stimmen mag: Es liegt immer noch ein großer Unterschied zwischen dem Ertragen und dem Ausführen übler Handlungen. Jemand, dem Schlechtes widerfährt, muss dadurch nicht schlecht werden, selbst wenn er dabei zerbricht</p>
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<p>Der Bericht ist erdacht</p>
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</code></pre></div>Die Wahrheit über Fischstäbchen2010-01-23T03:26:00+01:002010-01-23T03:26:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2010-01-23:/die-wahrheit-uber-fischstabchen.html<p>Da braten sie, die Fischstäbchen. Nur vier Minuten sollen sie auf jeder Seite liegen und schon sind sie gar. Zumindest steht das auf der Verpackung.</p>
<p>Aber die Wirklichkeit ist weit entfernt von dem, was uns weis gemacht wird. Neueste Untersuchungen haben ergeben, dass es mit dieser Aussage nicht weit her …</p><p>Da braten sie, die Fischstäbchen. Nur vier Minuten sollen sie auf jeder Seite liegen und schon sind sie gar. Zumindest steht das auf der Verpackung.</p>
<p>Aber die Wirklichkeit ist weit entfernt von dem, was uns weis gemacht wird. Neueste Untersuchungen haben ergeben, dass es mit dieser Aussage nicht weit her ist. Dazu Professor Zweifarb:</p>
<p>“Wir ähem… haben in zahlreichen – ich möchte fast sagen vielen – Tests in der Praxis herausgefunden, dass der Zeitraum, den besagte Fischstäbchen brauchen, um gar zu werden, weitaus länger ist als bisher angenommen. Es stellen sich von Marke zu Marke sogar dramatische Unterschiede ein. Ganze Minuten verstreichen zusätzlich, bis das Produkt tatsächlich seinen erwünschten Zustand erreicht. Wir müssen die Bevölkerung auf diesen Missstand hinweisen und haben aus diesem Grund die Aktion “Aufklärung über die viel länger zu bratenden Fischstäbchen” in die Welt gerufen und hoffen, in den Aufklärungsreisen durch ganz Deutschland die Menschen auf die Risiken und Auswege aus dieser unannehmbaren Krise hinzuweisen. Gerade ich als Wissenschaftler fühle mich verantwortlich, die Menschheit, beginnend in meinem eigenen Land, zu heilen. Keine halbfertige Gräte soll es in den Hals eines armen kleinen Jungen schaffen, niemand soll sich über rohes Fischfleisch aufregen müssen. Wir haben so schon genug zu leiden. Dem muss ein Ende gesetzt werden. Und ich fange an – mit der Aufklärung über zu kurze Fischstäbchenbratzeiten! Außerdem komme ich seit langem mal wieder aus diesem Labor heraus. Ich bin ja so einsam…“</p>
<p>Nach einer kurzen Pause fährt er fort:</p>
<p>”Außerdem können sie auf unserer Homepage, die gerade unten eingeblendet wird, einen Fragebogen ausfüllen, mit dessen Hilfe sie erkennen können, wie gefährdet sie sind, Opfer der zu kurz bratenden Fischstäbchen zu werden. Oder besuchen Sie unsere Selbsthilfegruppe, die bereits viele tausend Menschen in Anspruch nehmen”</p>
<p>Der Professor hält ein Blatt in die Luft. Auf ihm ist eine Adresse – vermutlich der Hauptsitz der Gruppe – und ein Plan vermerkt:</p>
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Hier finden Sie uns:</p>
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Iglostraße 34 </p>
<p>1857298 Klein Unteroberbergdorfhausen</p>
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Die Themen der nächsten Woche:</p>
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<em>Montag</em>: Der Fischstab – ein seltenes Unterwassertier</p>
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<em>Dienstag</em>: Mein Leben – mein Fischstäbchen – eine Philosophie</p>
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<em>Mittwoch</em>: Kochkurs: die Kunst der Fischstäbchenbraterei</p>
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<em>Donnerstag</em>: Genialer Geschäftsmann oder Fischstäbchenquäler: Käpt’n Iglo</p>
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<em>Freitag</em>: Fischstäbchen und Kleidung = Fishbone?</p>
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<em>Samstag</em>: Fischstäbchenvielfalt in der Küche: püriert, geschlagen, gehackt, gekocht, gegrillt, fritiert, zerstampft und gegessen</p>
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<em>Sonntag</em>: 10.00 Uhr: Kirchengang in die Käpt’n Iglo Kirche; Pater Nordsee erzählt von der Zähmung des wilden Fischstäbchens an der australischen Küste vor zwanzig Jahren durch den ehrwürdigen Käpt’n.</p>
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Teilnahme an den Veranstaltungen ist natürlich kostenlos.</p>
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Es muss erst danach ein variabler Betrag gezahlt werden, der vor Ort durch den anwesenden Pater festgelegt und durch einen Anruf beim ehrwürdigen Käpt’n verifiziert wird. Jeder Teilnehmer, ausgenommen des Paters, darf freiwillig den genannten Preis bezahlen – und wenn er wünscht sogar mehr zahlen; jedoch nicht weniger. Besitzer der Iglo-Card bezahlen nur die Hälfte.</p>
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<p>Der Professor nimmt das Blatt wieder herunter. Er schwitzt, holt ein Taschentuch hervor und versucht das Triefen zu unterbinden. Seine Augen strahlen Rastlosigkeit aus. Wahrscheinlich ist die Pistole in seinem Rücken daran schuld. Man hört Getuschel hinter dem Professor, der daraufhin erneut zu reden beginnt:</p>
<p>”Ähäm … Meine Damen und Herren! Ich bedanke mich für ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen allen einen … schönen Tag und hoffe, dass wir uns wiedersehen – auf meiner … wundervollen, … aufklärungsreichen … Tour. Bis dann” </p>
<p>…</p>
<p>Doch als der Professor seine Tour beginnen sollte, verschwand er mit einem Mal. Die Klatschpresse mutmaßte, dass er ein geheimes Unsichtbarkeitsserum gefunden habe, aber einige wussten genau, dass er der durchtriebenen Iglo-Organisation in die Hände gefallen und in Ungnade gefallen war. Was sie mit ihm gemacht haben ist nicht bekannt. Es wird jedoch gemunkelt, dass er dem Riesenfischstäbchen, das Käpt’n Iglo in seinem Privatpool hält, zum Fraß vorgeworfen wurde …</p>Carlos Ruiz Zafón: Das Spiel des Engels2010-01-23T03:25:00+01:002010-01-23T03:25:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2010-01-23:/carlos-ruiz-zafon-das-spiel-des-engels.html<p>::: entry-content
Ein bisschen fühlt man sich beim anfänglichen Lesen des Buchs an Dickens “<a href="http://www.amazon.de/David-Copperfield-Charles-Dickens/dp/3596900093/">David Copperfield</a>” erinnert, wenn <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Carlos_Ruiz_Zaf%C3%B3n">Zafón</a> aus der Jugend des Schriftstellers David Martín erzählt. Aus schwierigen ärmlichen Verhältnissen kommend, schafft er es dank gönnerhafter Freunde, einen bescheidenen Ruf aufzubauen. Hier hören die Gemeinsamkeiten allerdings auf.</p>
<p>Als der unbekannte …</p><p>::: entry-content
Ein bisschen fühlt man sich beim anfänglichen Lesen des Buchs an Dickens “<a href="http://www.amazon.de/David-Copperfield-Charles-Dickens/dp/3596900093/">David Copperfield</a>” erinnert, wenn <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Carlos_Ruiz_Zaf%C3%B3n">Zafón</a> aus der Jugend des Schriftstellers David Martín erzählt. Aus schwierigen ärmlichen Verhältnissen kommend, schafft er es dank gönnerhafter Freunde, einen bescheidenen Ruf aufzubauen. Hier hören die Gemeinsamkeiten allerdings auf.</p>
<p>Als der unbekannte pariser Verleger und (Erz)“Engel” Andreas Corelli in Davids Leben tritt, um ihn mit einem Buch zu beauftragen, gerät Davids Leben langsam aber sicher aus den Fugen, um schließlich komplett ins Chaos zu stürzen.</p>
<p>Seine kleine Welt dreht sich um das Schreiben und einige wichtige Charaktere wie Cristina, seiner großen Liebe, Sempere, einem Buchhändler, Vidal, seinem Gönner mit einem dunklen Geheimnis und später Isabella, seiner zeitweiligen Assistentin, die auf Davids Bühne des Lebens wandeln, nur um sie nach einiger Zeit wieder zu verlassen. Nicht zu vergessen Corelli, der eine Sonderrolle einnimmt.</p>
<p>Zafón erzählt mit schriftstellerischer Routine aus dem Leben David Martíns. Es kommt kaum Langeweile auf und bleibt bis zuletzt spannend. Die vorgestellten Charaktere sind zumeist zugänglich und lebendig beschrieben, die Schilderungen der Räumlichkeiten und der Stadt Barcelona treffend und plastisch. Die emotionale Handlung des Buchs lässt zumindest anfangs kaum Wünsche offen.</p>
<p>Die Reise mit Zafón hat allerdings Schattenseiten. Immer wahnwitziger werden die Handlungsstränge, immer dubioser die Charaktere. Ab dem dritten Akt läuft alles aus dem Ruder.</p>
<p>Schon bald muss man sich fragen, wie Zafón die zahlreichen Handlungsstränge auf verschiedensten Ebenen jemals wieder auflösen will.</p>
<p>Und siehe da, er tut es nicht. Das Ende ist wie ein Schnitt und der entschuldigend wirkende Epilog einfach nur verwirrend. Hals über Kopf beendet sich das Buch selbst, rennt vor sich selbst davon.</p>
<p>Bei vielen Lesern dürfte zum Schluss Enttäuschung und ein Anflug von Melancholie aufkommen, nachdem man Zafón beim Zerfleischen der Charaktere, die er vorher so liebevoll aufgebaut hat, zusehen muss. Das Buch gibt einem zeitweise das Gefühl, die Welt wäre gerade noch ein bisschen sinnloser und dunkler geworden. Darüber, ob dies parodistische Absicht des Autors ist, Pessimismus ausdrückt oder Zafón mit seinem Roman einfach in eine verfahrenen Situation geraten ist, bleibt der Spekulation des Lesers überlassen.</p>
<p>Wer in dieses Buch eintauchen möchte, über das deprimierende Ende hinweg sehen kann und sich vom Abwärtsstrudel des dritten Aktes nicht aus der Ruhe bringen lässt, wird in “Das Spiel des Engels” ein gutes, wenn auch nicht ausgezeichnetes Buch finden.</p>
<p>:::</p>Gefangen2010-01-23T03:21:00+01:002010-01-23T03:21:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2010-01-23:/gefangen.html<p>Herr Müller, 54, verheiratet, zwei Kinder, steht montags bis freitags um 5.30 Uhr auf. Gewaschen und geputzt verlässt er sein bald abbezahltes Eigenheim um 6.15 Uhr. Arbeitsbeginn 7.00 Uhr.Mittagspause 12.30 Uhr, Schluss 16.30 Uhr.</p>
<p>Nach einem Tag ohne nennenswerte Vorkommnisse kommt er um 17 …</p><p>Herr Müller, 54, verheiratet, zwei Kinder, steht montags bis freitags um 5.30 Uhr auf. Gewaschen und geputzt verlässt er sein bald abbezahltes Eigenheim um 6.15 Uhr. Arbeitsbeginn 7.00 Uhr.Mittagspause 12.30 Uhr, Schluss 16.30 Uhr.</p>
<p>Nach einem Tag ohne nennenswerte Vorkommnisse kommt er um 17.00 nach Hause. Durch die Arbeit erschöpft lässt er RTL, ein paar Bier und das Gerede seier Frau über sich ergehen. Manchmal streut er konfus Erlebnisse aus seinem Alltag ein. Zu seinem Glück hört sie ihm genauso wenig zu wie anders herum.</p>
<p>Rechtzeitig, gegen 21.30 Uhr, begibt er sich leicht betrunken ins Bett, um den beschriebenen Ablauf am nächsten Tag wieder aufleben zu lassen. Oft überkommt ihn vor dem Schlafen unwillkürlich ein Schauer bei dem Gedanken an die kommenden Tage, doch sein wohliges Bett lässt ihn schließlich vergessen.</p>
<p>Wochenends schaltet er auf Entspannung um. Er geht seinem einzigem Hobby, dem Sammeln seltener Regenwurmarten nach (2004, als der Regenwurm zum <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Wirbelloses_Tier_des_Jahres">“wirbellosen Tier des Jahres</a>” ernannt wurde, war er besonders aktiv). In Fachkreisen genießt er einige Anerkennung. Samstags darf etwas mehr getrunken werden und der wöchentliche rituelle, wenn auch größtenteils lustbefreite, Beischlaf nicht fehlen.</p>
<p>Manchmal, während kurzer Momente am Wochenende, wenn der Alltag für Sekunden seine Wirkung verliert, überkommt ihn eine tiefe Leere und Traurigkeit. Er hält inne bei dem, was er gerade macht und starrt betreten vor sich hin. Erinnerungsfetzen kehren wieder, Episoden aus seinem Leben finden bruchstückhaft Zugang zur Gegenwart.</p>
<p>In Chronologischer Reihenfolge zusammengefasst:</p>
<ul>
<li>Unaufgeregte Kindheit, mittelmäßig viele mittelmäßige Freunde</li>
<li>Treffen seiner Zukünftigen während seiner wilden Zeit auf <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Mallorca">Malle</a>.</li>
<li>Miteinander gehen, bis es langweilig wird</li>
<li>Verloben, bis es eintönig wird</li>
<li>Heiraten, bis es anstrengend wird</li>
<li>Kinder bekommen und großziehen, bis die Kinder wegziehen</li>
<li>Midlife-Crisis bekommen und abgedrehte Ideen umsetzen, bis sich herausstellt, dass es keinen Unterschied macht</li>
<li>Sich auf Langeweile einstellen, weil nichts mehr bleibt</li>
</ul>
<p>Lange währt die Ohnmacht nicht. Schnell schüttelt er das Ungewohnte ab, stellt den Status Quo wieder her.</p>
<p>Wenn er allzu unruhig wird, ruft er sich stets innerlich zu: “Mir geht’s gut! Mir geht’s prächtig!”</p>Postman: Amusing Ourselves to Death2010-01-23T03:18:00+01:002010-01-23T03:18:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2010-01-23:/postman-amusing-ourselves-to-death.html<h2>Das Gute</h2>
<p>Etwas mehr als 160 Seiten hat das Buch, ist also kein Wälzer. Von der Geschichte der Medien zur Gegenwart mit Beispielen und zum allgemeinen Standpunkt mit Lösungsansatz ist das Buch strukturell sinnvoll aufgebaut und gibt dem Leser einen eindeutigen Eindruck davon, welche Grenzen und Möglichkeiten die bisherigen Leitmedien …</p><h2>Das Gute</h2>
<p>Etwas mehr als 160 Seiten hat das Buch, ist also kein Wälzer. Von der Geschichte der Medien zur Gegenwart mit Beispielen und zum allgemeinen Standpunkt mit Lösungsansatz ist das Buch strukturell sinnvoll aufgebaut und gibt dem Leser einen eindeutigen Eindruck davon, welche Grenzen und Möglichkeiten die bisherigen Leitmedien bieten und boten. Von der Kommunikation “Ohr-zu-Ohr” über das gedruckte Wort, bis hin zum unterhaltenden Bildschirm, werden die prägenden Medien abgedeckt.</p>
<p>Die großen Stärken des Buchs liegen in der kritischen Beschäftigung mit Medien überhaupt und der historischen Aufarbeitung der Medienentwicklung aus amerikanischer Sicht. Die Reflexion der Medien spielt im Geist der Allgemeinheit leider bis heute kaum eine Rolle. Es wird zu oft hirnlos konsumiert, Stärken und Schwächen der vorherrschenden Medien werden kaum erörtert. Man nimmt die Vorherrschaft der Bildschirme und des Infotainments oft gedankenlos hin. Wer sich bisher wenig mit den Vor- und Nachteilen der modernen Medien beschäftigt hat, kann beim Lesen dieses Buchs viele neue Erkenntnisse mitnehmen.</p>
<h2>Das weniger Gute</h2>
<p>Postman betont wiederholt, dass seine Darstellung nicht als Kampfrede gegen das Fernsehen gemeint ist. Offenbar kennt er zwar die Nachteile des Mediums Fernsehen, aber lässt sich nicht auf die Vorteile ein. Erst im letzten Kapitel weist er darauf hin, dass ein Verbot keine Lösung ist, sondern eine gewissenhafte Nutzung des Fernsehens im Vordergrund stehen muss. Diese Weisheit wirkt im Vergleich zu den voran gegangenen Kapiteln gefüllt mit Negativ-Darstellungen des Fernsehens wenig überzeugend.</p>
<p>Sicherlich hat er in Bezug auf die große Masse recht damit, dass das Fernsehen nur (Schmalspur-)Unterhaltung bietet, betont aber nicht, dass das Fernsehen auch informative, qualitativ hochwertige Sendungen bietet, die dem Zuschauer wissenswerte Informationen bieten kann. Das geschriebene Wort hingegen kann Postman nicht oft genug ins rechte Licht rücken. “Als das Buch noch allein die Welt beherrschte, war alles besser” könnte Postmans Slogan sein.</p>
<p>Ebenfalls nicht angesprochen werden Verbindungen verschiedener Medien. Beispielsweise kann ein langweiliges Textbuch durch historische Aufnahmen wichtiger Ereignisse aufgewertet und besser vermittelt werden. Auch die Aussage, dass kaum etwas von dem, was durch das Fernsehen im Bildungsbereich vermittelt wird, hängen bleibt, ist nicht nur Frage des Mediums, sondern auch des Umgangs damit. Wenn Lehrende voraussetzen, dass man Inhalte verfolgt, sich Notizen macht und wichtige Punkte nach dem Schauen diskutiert, kann man hier nicht grundsätzlich von einer Fehlnutzung ausgehen.</p>
<p>Außer den eben erwähnten kommt hinzu, dass Postman das Buch an etlichen Stellen durch Wiederholungen gestreckt hat. Immer und immer wieder bringt er zum Beispiel den Vergleich <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/George_Orwell">Orwell</a> (bekannt durch <a href="http://www.online-literature.com/orwell/1984/">“1984”</a> und <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Farm_der_Tiere">“Animal Farm”/“Farm der Tiere”</a>) – <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Aldous_Huxley">Huxley</a> (Der Autor von <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6ne_neue_Welt">“Brave New World”/“Schöne neue Welt”</a>) an. Der Leser wird (aller)spätestens im letzten Kapitel jedes Wort vorher sagen können: Orwell schreibt von der Unterdrückung durch den “großen Bruder”, Huxley von der selbst gewählten Versklavung. Und Huxley hat natürlich recht. Außerdem lassen einige Schilderungen vermuten, dass Postman nicht so gründlich recherchiert hat wie nötig. Man mag nicht so recht glauben, dass es zu (amerikanischen) Gründerzeiten nur um den hemmungslosen Austausch von Ideen ging, der mit Hilfe des gedruckten Wortes beflügelt wurde. Ganze Kapitel der amerikanischen Geschichte, die in irgendeiner Form hätten Erwähnung finden sollen, wurden nicht aufgegriffen. Von Schwarzen, Indianern und Minderheiten ist in “Amusing Ourselves to Death” nichts zu lesen.</p>
<h2>Also?</h2>
<p>Auch wenn Form und einige argumentative Schwächen negativ auffallen: Insgesamt ist das Buch lesenswert. Wer einen Blick aus der “Matrix” der modernen Medien werfen will, hinter die Bedeutung des Wortes “Infotainment” gelangen will sollte es versuchen, vorzugsweise auf Englisch.</p>Einbahnstraße Zufriedenheitskonsument2010-01-23T02:30:00+01:002010-01-23T02:30:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2010-01-23:/einbahnstrasse-zufriedenheitskonsument.html<p>Ausstieg in Fahrtrichtung rechts an der Endhaltestelle Boreout.</p>
<p>Der zu Fahrtbeginn ausgeteilte, individuelle Papierschnitt große und kleine Träume sollte bis zur Ankunft in kleine Fetzen zerrissen und durch die halb geöffneten Fenster geworfen sein, um schmerzlichen Erinnerungen beim Ausstieg vor zu beugen: Aus den Augen, aus dem Sinn.</p>An den Suhrkamp2010-01-23T02:28:00+01:002010-01-23T02:28:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2010-01-23:/an-den-suhrkamp.html<p>Hallo liebe Leute von dem Suhrkamp Verlag,</p>
<p>Mein Name ist Inge Rohmann. Ich bin 37 Jahre alt und heute schicke ich euch meinen neuesten Kurzroman schicken tun. Er handelt von etwas, worüber ich jetzt gerade noch nichts sagen kann, weil ja sonst die ganze Spannung weg ist.</p>
<p>Viel Spass beim …</p><p>Hallo liebe Leute von dem Suhrkamp Verlag,</p>
<p>Mein Name ist Inge Rohmann. Ich bin 37 Jahre alt und heute schicke ich euch meinen neuesten Kurzroman schicken tun. Er handelt von etwas, worüber ich jetzt gerade noch nichts sagen kann, weil ja sonst die ganze Spannung weg ist.</p>
<p>Viel Spass beim Lesen!</p>
<h2>Jan und Sibylle</h2>
<p>Sibylle hat sich in meinen Sohn, den Jan, unsterblich verliebt. Und weil er sie auch so gern hat, hat er ihr einen Antrag gemacht.</p>
<p>Weil aber die Sibylle, genau wie mein Sohn, der Jan, noch nicht mal 18 sind, hat sie abgelehnt und gesagt: Sagt sie: “Jan!” Und dann sagt sie weiter: Sagt sie: “Wir sind ja noch nicht mal 18! Wie sollen wir denn da heiraten tun?”</p>
<p>Und da weiß der Jan, mein Sohn, auch keine Antwort drauf.</p>
<p>Also hat er mit der Sibylle ihrem Handy bei seinem Vater seinem besten Kumpel, dem Max, angerufen und den gefragt. Der lachte nur und sagte, dass er noch nie eine so dämliche Frage beantworten musste. Und dann hat er einfach aufgelegt, ohne zu erklären, was er meint.</p>
<p>Mein Sohn, der Jan, glaubte dann, er müsse den Max nochmal anrufen und genauer fragen. Er glaubte, Max hätte nur aus Versehen aufgelegt.</p>
<p>Doch der Max lachte beim zweiten Telefonat noch mehr und sagte schon gar nichts mehr, sonder lachte und lachte und lachte.</p>
<p>Da wurde es dem Jan, meinem Sohn, zu bunt und er schrie: “Max! Du bist böse!” Und dann legte er – zufrieden mit seiner schlagfertigen Antwort – auf. Als ihn Sibylle aber fragend anschaute, merkte er, dass etwas nicht stimmte.</p>
<p>Ach ja! Er war jetzt kein bisschen schlauer als vor dem Telefonat.</p>
<p>“Schwesterherz! Wir müssen uns etwas anderes überlegen. Keiner will uns helfen!”</p>
<p>…</p>
<p>Ähm, halt. Irgendwie läuft das aus dem Ruder, lieber Suhrkamp-Verlag. Ich versuch’s nochmal. So geht das ja nicht (kopfschüttel). Oder halt, besser. Ich versuch’s mit was ganz anderem. Die Leute stehen ja immer auf Krimis. Also will ich mal einen Krimi erzählen tun. Hoffentlich wird der spannend.</p>
<p>Ach übrigens: Wenn ich dann berühmt bin, dann will ich einen eigenen Preis haben. Allerdings nicht den Inge-Preis, das klingt nicht so gut. Extra für so einen Preis lege ich mir ein Pseudonym zu. Mein Pseudonym wird sein: Pseudo Num. Das ist furchtbar wortwitzig und trotzdem irgendwie originell!</p>
<p>Der Preis heißt dann entsprechend: “Pseudo-Num-Preis”!</p>
<p>Jetzt aber der Krimi.</p>
<h2>Oh je, Josefine</h2>
<p>Josefine saß auf dem Thomas seinen Kopf und weinte. Sie hatte ihrer Tochter ihren Peiniger fast umgebracht. Erst hatte sie ihm mit der Axt in den Rücken gehackt, dann war sie mit der Schere auf seinen Hals losgegangen. Als er dann immer noch nicht sterben wollte, hatte sie ein Kissen genommen, es über seinen Kopf gelegt und sich drauf gesetzt.</p>
<p>Seitdem saß sie also da und weinte vor sich hin.</p>
<p>Plötzlich kam Jessica, der Josefine ihre Tochter, herein. Aus ihrem Blickwinkel konnte sie nur sehen, dass ihre Mutter, die Josefine, auf einem Kissen saß. Der Thomas-Peiniger lag so komisch eingeklemmt zwischen einer Couch und einem Sessel.</p>
<p>Sagt sie: “Warum sitzt du denn nicht auf dem Sessel oder der Couch, sondern so eingequetscht dazwischen, Mutter?”</p>
<p>Und da sagt die Josefine: Sagt sie: “Na weil!”</p>
<p>Auf diese schlagfertige Antwort kann der Josefine ihre Tochter nichts mehr erwidern und gibt sich geschlagen. Also setzt sie sich auf die Couch und schließt erschöpft ihre Augen.</p>
<p>“Hast du den Thomas gesehen, den widerwärtigen Schläger-Thomas?”, fragt Jessica mit eher wenig Interesse.</p>
<p>“Mmglmbg … ghmlgrmbl …” kommt aus Richtung der Josefine.</p>
<p>“Sag mal, Mama, alles in Ordnung mit dir? Hast du deine Pillen für heute genommen?”</p>
<p>“Ja, doch, Kindchen”, sagt die Josefine, “Ich nehme immer meine Pillen” Dann fällt ihr aber auf, dass es schlauer wäre, das Gemurmel von der Jessica ihrem Peiniger zu erklären.</p>
<p>“Aber weißt du, mein Kind, manchmal helfen die Pillen nicht ganz. Dann kommt da halt immer noch was nach”</p>
<p>“Ach so”</p>
<p>Josefine laufen schon ein paar Schweißperlen über die Stirn, weil die Situation so anstrengend ist. Fieberhaft überlegt sie, wie sie aus der ganzen Sache heraus kommt. Sie weiß ja, dass sie ihrer Jessica nicht verraten darf, was passiert ist, weil sie den Peiniger-Thomas, auch wenn der total böse ist, trotzdem ganz viel lieb hat.</p>
<p>Gerade, als ihr fast eine Idee kommt, schaut der Herr Kommissar herein. Der sagt: Sagt er: “Ich stand gerade vor diesem Haus hier und dachte, ich komme einfach mal herein!”</p>
<p>“Das ist ja ein Zufall, Herr Kommissar, dass sie gerade vor unserem schönen Haus … und so”</p>
<p>“Soll ich wieder gehen? Ich mein, sie haben mich ja nicht gebeten, hier herein zu kommen. Ihre offene Tür ist nur so einladend”</p>
<p>“Ja, das kann ich verstehen”, erwidert Josefine mit bemühtem Lächeln.</p>
<p>“Ich hab gehört, Josefine, dass Sie eine großartige Kurzroman-Autorin sind?”</p>
<p>“Ja, das stimmt. Stand erst gestern in der Zeitung”</p>
<p>“Soso. Und haben Sie gerade was zu Lesen für mich da?”</p>
<p>“Äh, gerade ist schlecht. Ist alles vergeben, verborgt und so”</p>
<p>“Oh, das ist aber schade. Vielleicht ja ein anderes Mal”</p>
<p>“Sicher, … sicher. Wenn Sie dann aber vielleicht doch wieder gehen wollen? Ich würde gern etwas Zeit mit der Jessica, meiner Tochter verbringen. Wir sehen uns so selten”</p>
<p>Da hakt der Josefine ihre Tochter, die Jessica, ein: Sagt sie: “Das stimmt doch gar nicht! Ich bin fast jeden Tag hier!” Bei dieser Erwiderung zerfällt der Josefine ihr Grinsen. Der Kommissar wittert, dass etwas nicht stimmt.</p>
<p>“Sagen Sie, Josefine, warum sitzen sie eigentlich so ungemütlich zwischen Couch und Sessel? Da ist doch Platz genug!”</p>
<p>“Tja, Herr Kommissar. Das ist Yoga. Ich mache mich frei von den Annehmlichkeiten des Lebens und sitze hier auf meinem Kissen, bis mir der Hintern weh tut. Wenn ich dann wieder auf der Couch sitze, dann weiß ich den Luxus in meinem Leben besser zu schätzen”</p>
<p>Der Komissar wiegt den Kopf hin und her, aber irgendwie gefällt ihm diese seltsame Geschichte.</p>
<p>“Also gut, Josefine. Ich will dann mal”, sagt der und dreht sich zur Tür.</p>
<p>Leider ist ein bisschen Blut auf den Boden vor der Tür gespritzt, was bisher keiner mitbekommen hat, und der Kommissar rutscht unglücklich aus. Mit einem Schrei fällt er um und bricht sich an einem Hocker, der in der Nähe steht, das Genick, so wie Hilary Swank in dem großartigen Film <em>Million Dollar Baby</em>, diesem Film wie wo die eine Boxerin spielt. Jedenfalls sieht es so aus.</p>
<p>Total in Panik springt die Josefine auf und rennt zum Kommissar. Die Jessica bleibt auch nicht cool und öffnet wieder ihre Augen. Blöderweise sieht sie dabei sofort, worauf die Josefine die ganze Zeit gesessen hat und schreit und weint sofort los.</p>
<p>Irgendwie macht das die Josefine gerade total verrückt. Und weil sie die Pillen in Wirklichkeit seit einer Woche nicht mehr genommen hat, dreht sie frei und schlägt ihrer eigenen Tochter ins Gesicht, damit sie Ruhe gibt. Und tatsächlich fällt sie um und bleibt mir einer kleinen, aber immer größer werdenden Blutlache am Kopf liegen.</p>
<p>Der Jessica ihr Peiniger liegt immer noch unter dem Kissen und ist immer noch nicht tot. Also geht sie erstmal in ihr Schlafzimmer und legt sich ein paar Stunden aufs Ohr, damit sie wieder Kraft sammeln kann für das, was da noch kommen tun mag.</p>
<p>Nach vier Stunden wacht sie auf, weil ihr jemand am rechten Bein zieht. Da ist der Thomas-Peiniger. Der ist irgendwie ans Bett gekrochen und will irgendwas.</p>
<p>Aber weil es der Peiniger ist, kann Josefine ihm das nicht durchgehen lassen. Also zieht sie ihn zurück ins Wohnzimmer, wo er vorher lag. Viel wehren kann er sich dabei ja nicht, weil er eben fast tot ist.</p>
<p>Die Blutlache an der Jesscia ihrem Kopf ist leider viel größer geworden. Vielleicht stimmt da was nicht. Also geht die Josefine zur Jessica und tritt ihr gegen das Schienbein.</p>
<p>Da passiert nichts.</p>
<p>Noch einmal tritt sie ihr gegen das Schienbein, aber es tut sich immer noch nichts. Dann wird sie wohl tot sein, denkt sich die Josefine. Dann muss ich sie verschwinden lassen, denkt sie, und den Peiniger-Thomas und den Kommissar, damit niemand sauer wird.</p>
<p>Erst jetzt fällt ihr auf, dass der Kommissar fehlt. Wo ist der denn hin mit seinem gebrochenem Genick? Die Hilary Swank ist doch auch nicht einfach so wieder aufgestanden.</p>
<p>Zu viel mehr Nachdenken kommt sie aber nicht, denn da kommt der Kommissar schon mit Polizisten in den Raum, die nehmen ganz schnell die Josefine fest und schauen sich den Thomas-Peiniger und die Jesscia an.</p>
<p>“Josefine!”, ruft der Kommissar, “Du hast schon wieder deine Pillen nicht genommen, oder!”</p>
<p>“Ja, das muss ich leider zugeben, Herr Kommissar”, gibt die Josefine kleinlaut zu. Schon beim letzten Mal lief alles schief, als sie ihre Pillen nicht genommen hatte.</p>
<p>“Tschuldigung!”</p>
<p>“Das wird ein Nachspiel haben”, sagt der Kommissar und hält sie dabei seinen schmerzenden Hals fest.</p>
<p>…</p>
<h3>Epilog</h3>
<p>Sowohl der Thomas-Peiniger als auch die Jesscia wurden ins Krankenhaus gebracht und konnten gerettet werden. Der Kommissar hatte sich gar nicht das Genick gebrochen.</p>
<p>Josefine musste wieder ihre Pillen nehmen und versprach hoch und heilig, dass sie das nicht wieder vergessen wird.</p>
<p>So, das ist also mein Krimi. Ich hoffe, er gefällt euch.</p>
<p>Hoffe auf eure Antwort. Bis denne,</p>
<p>Eure “Pseudo Num”-Inge</p>Norman: The Design of Everyday Things2009-05-05T00:29:00+02:002009-05-05T00:29:00+02:00Mathies Gräsketag:None,2009-05-05:/norman-the-design-of-everyday-things.html<p>Schon 1988 schrieb <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Donald_Norman">Donald A. Norman</a> ein Buch über gutes und schlechtes Design: “<a href="http://www.amazon.de/Design-Everyday-Things-Don-Norman/dp/0465067107/">The Design of everyday things</a>“. Schon bei den einfachsten Dingen kann man ganz grundsätzliche Fehler machen. Das geht von Türen, die einem nicht verraten, ob man sie drücken oder ziehen muss hin zu Computern. Das Buch erreichte …</p><p>Schon 1988 schrieb <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Donald_Norman">Donald A. Norman</a> ein Buch über gutes und schlechtes Design: “<a href="http://www.amazon.de/Design-Everyday-Things-Don-Norman/dp/0465067107/">The Design of everyday things</a>“. Schon bei den einfachsten Dingen kann man ganz grundsätzliche Fehler machen. Das geht von Türen, die einem nicht verraten, ob man sie drücken oder ziehen muss hin zu Computern. Das Buch erreichte mit der Zeit Kultstatus und ist in vieler Hinsicht noch immer aktuell, auch wenn einige Beispiele heutzutage keinen Sinn mehr ergeben. Immer noch gibt es verwirrende Schalter, Türen, Waschbecken etc.</p>
<p>Auch zum Thema Computer hat Norman ein paar Punkte anbringen können. Damals waren schwarze Bildschirme noch die Regel und Textverarbeitungsprogramme gerade erst auf dem Vormarsch (dazu sehr empfehlenswert: <a href="http://www.wordplace.com/ap/index.shtml">Almost Perfect</a> von W. E. Peterson zum Aufstieg und Fall des Textverarbeitungsprogramms WordPerfect). In einer Auflistung schrieb Norman, wie man ein Programm falsch umsetzt (Hervorhebungen von mir). Der Verdacht liegt nahe, dass Norman sich vor allem über Programme wie <em>emacs</em> und <em>vim</em> aufregt:</p>
<blockquote>
<p><code>{=html}
</p></code>
- <code>{=html}
</p></code>
<strong>Make things invisible.</strong> Widen the Gulf of Execution: Give no hints to the operation expected. Establish a Gulf of Evaluation: give no feedback, no visible results of the action just taken. Exploit the tyranny of the blank screen.</p>
<ul>
<li>
<p><code>{=html}
</p></code>
<strong>Be arbitrary.</strong> Computers make this easy. Use nonobvious command names or actions. Use arbitrary mappings between the intended actions and and what must actually done.</p>
</li>
<li>
<p><code>{=html}
</p></code>
<strong>Be inconsistent:</strong> change the rules. Let something be done one way in one mode and another way in another mode. This is especially effective where it is necessary to go back and forth between the two modes.</p>
</li>
<li>
<p><code>{=html}
</p></code>
<strong>Make operations unintelligible.</strong> Use idiosyncratic language or abbreviations. Use uninformative error messages.</p>
</li>
<li>
<p><code>{=html}
</p></code>
<strong>Be impolite.</strong> Treat erroneous actions by the user as breaches of contract. Snarl. Insult. Mumble unintelligible verbiage.</p>
</li>
<li>
<p><code>{=html}
</p></code>
<strong>Make operations dangerous.</strong> Allow a single erroneous action to destroy invaluable work. Make it easy to do disastrous things. But put warnings in the manual; then, when people complain, you can ask: “But didn’t you read the manual?”</p>
</li>
</ul>
<p><code>{=html}
</p></code></p>
</blockquote>
<p>Obwohl man vermuten würde, dass Leute aus ihren Fehlern lernen, ist es auch heute noch so, dass gerade neue Dinge nicht unbedingt gleich gut und nutzerfreundlich umgesetzt werden. Aber zumindest in kritischen Bereichen (z.B. Raumfahrt- und Luftfahrt) hat sich in den letzten Jahren viel getan.</p>
<p>Allgemein meint Norman außerdem, man könne nach sieben Prinzipien vorgehen, wenn man etwas entwirft (unabhängig davon, worum es sich handelt):</p>
<blockquote>
<p><code>{=html}
</p></code>
- Use both knowledge in the world and in the head.
- Simplify the structure of tasks.
- Make things visible: bridge the gulfs of Execution and Evaluation.
- Get the mappings right.
- Exploit the power of constraints, both natural and artificial.
- Design for error.
- When all else fails, standardize.</p>
<p><code>{=html}
</p></code></p>
</blockquote>
<p>Einige der Punkte sind nur schwer zu verstehen, wenn man nichts von Norman gelesen hat. Dennoch sind auch so bereits einige allgemeine Grundprinzipien dabei, die man anwenden kann. So mancher Ingenieur oder Entwickler (mehr) sollte sich ein Buch wie das von Norman durchlesen.</p>Grillen grillen2009-01-08T02:23:00+01:002009-01-08T02:23:00+01:00Mathies Gräsketag:None,2009-01-08:/grillen-grillen.html<p>In seinem Hirn spukte es seit einigen Monaten. Dank des abgelegenen Häuschens in abgelegener Gegend in einer fast verlassenen Region des Landes, ohne Familie, Freunde und Nachbarn, stieg ihm die Einsamkeit schmerzhaft gelassen zu Kopf.</p>
<p>Eines schönen Sommertages schien es in seinem Kopf fast hörbar zu knacken, dann verließ ihn …</p><p>In seinem Hirn spukte es seit einigen Monaten. Dank des abgelegenen Häuschens in abgelegener Gegend in einer fast verlassenen Region des Landes, ohne Familie, Freunde und Nachbarn, stieg ihm die Einsamkeit schmerzhaft gelassen zu Kopf.</p>
<p>Eines schönen Sommertages schien es in seinem Kopf fast hörbar zu knacken, dann verließ ihn seine Widerstandskraft gegenüber der stetig auf ihn einstürzenden Naturgeräusche. Das Zirpen der Grillen drang in sein Bewusstsein vor und begann ihn zu betäuben. </p>
<p>Ein alkoholisches Getränk nach dem anderen trinkend versuchte er, sich von dem ohrenbetäubenden Lärm der Grillen abzulenken.</p>
<p>Einige Stunden vergingen. Seine Nervosität stieg zusammen mit seinem Blutdruck in ungeahnte Höhen. Zur Ablenkung sang er ein geistreiches, eigens erfundenes Lied mit dem Titel „Ich will Grillen grillen“. Die erhoffte Ablenkung wollte dennoch nicht eintreten. </p>
<p>Die Nervosität wurde zur inneren Unruhe. Er verriegelte Türen und Fenster, begab sich ins Bett und drückte sich das Kopfkissen energisch auf den Hinterkopf.</p>
<p>Normalerweise konnte er dadurch die Grillen aussperren. Aber diesmal waren sie nicht zu verscheuchen, sie waren noch immer zu hören. </p>
<p>Nach zwei Stunden ohne Ruhe sprang er mit hochrotem Kopf und zusammen gebissenen Zähnen auf, rannte ins Bad und wusch sich ausgiebig das Gesicht, bis er sich etwas beruhigt hatte. Minimal erleichtert legte er sich zurück ins Bett und wartete auf den Schlaf. </p>
<p>…</p>
<p>Erst erneut nervös, bald verärgert, dann wütend wälzte er sich im Bett und forderte den Schlaf auf, ihn endlich zu holen. Als er nach zwei Stunden einsehen musste, dass er nicht kommen würde, stand er auf und begab sich wieder vor die Tür. </p>
<p>Die Luft war weniger warm; die Nacht lag über dem Land. Kraftlos ließ er sich auf einem Stuhl nieder. Der Schweiß rann ihm nach kurzer Zeit von der Stirn. Er schwitzte am ganzen Körper.</p>
<p>Die Grillen zirpten. </p>
<p>…</p>
<p>Die Kettensäge, kühles Metall. </p>
<p>Das Auto. Fahrt durch die kühlende Nacht mit offenem Fenster. Wenn nur das Zirpen nicht wäre! </p>
<p>Nächste Siedlung. Nächste Siedlung. Stadt. Größere Stadt. Kein Zirpen, kein Getier.</p>
<p>Ein abgelegenes Haus. Niemand öffnet.</p>
<p>Ein weiteres abgelegenes Haus. „Ich muss mit Ihnen sprechen“ „Nein, das müssen Sie nicht. Gehen Sie“</p>
<p>Ein weiteres abgelegenes Haus. „Ich wollte ihnen etwas sagen“ „Ja?” „Können wir das drinnen besprechen?” „Nein“</p>
<p>Noch ein abgelegenes Haus. „Ich bin dein verschollener Bruder“ „Sind Sie nicht, Sie Idiot!”</p>
<p>Ein weniger abgelegenes Haus. „Hallo. Ich bin von der Kabelfirma. Ihr Kabelanschluss scheint ein Problem zu haben“ „Gut, dass Sie da sind. Ich warte schon den ganzen Tag auf sie“</p>
<p>Er betritt das Haus. Es ist alt und unrenoviert. Der alte Herr, der es bewohnt, lächelt bemüht.</p>
<p>„Wo ist denn ihr Fernseher?”</p>
<p>„Kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen“, sagt der alte Mann und führt ihn ins Wohnzimmer.</p>
<p>„Ihr Fernseher? … Hier ist keiner!”</p>
<p>Der Besucher lässt den Blick schweifen. Keine Tapete an den Wänden, eine fleckige Matratze auf dem Boden, ohne Bezug, mit Kissen und Decke, die der fleckigen Matratze in nichts nachstehen. Auf einem klapprigen Stuhl steht ein altes Radio.</p>
<p>„Fernseher? … Mein junger Freund, ich habe keinen Fernseher. Dafür habe ich aber ganz andere, viel interessantere Dinge“, sagt der Alte und nickt dabei verschwörerisch.</p>
<p>„Meinen Sie? Ich glaube, ich sollte wieder gehen. Ich muss mich wohl in der Tür geirrt haben“, entgegnet der Besucher.</p>
<p>„Glauben Sie? Ich denke, es war Schicksal, dass Sie gerade an meiner Tür geklingelt haben“</p>
<p>“… ?”</p>
<p>Damit ist das Gespräch für den Alten vorerst an einen unterbrechbaren Punkt gelangt. Eilig verlässt er das Zimmer, kommt aber nur wenige Sekunden später mit einer Kettensäge in der Hand wieder.</p>
<p>„Schauen Sie, mein junger Freund. Auch ich habe eine Kettensäge!”, rief der Alte aus. Der Besucher zuckte unwillkürlich zusammen. „Und das allerbeste: Man kann sie an einem Knopf anschalten, ganz anders als diese altmodischen Geräte, an denen man herum zerren muss.</p>
<p>Unaufgefordert drückte er den Schalter seiner überproportional großen Kettensäge. Sie sprang ohne Probleme an und machte sofort einen ohrenbetäubenden Krach.</p>
<p>„Ich will Ihnen natürlich nicht vorenthalten, wie diese Säge funktioniert!”, schrie der Alte mit sich überschlagender Stimme. Wie ein kleiner Junge stand er da und fuchtelte mit der Kettensäge herum.</p>
<p>„Machen Sie das Ding aus! Das bringt doch nichts!”, erwiderte der Besucher und umklammerte seine eigene Kettensäge.</p>
<p>„Sie habe gar nichts zu melden, junger Mann. Ihre kleine Kettensäge, die Sie da mit sich führen, ist kaum der Rede wert!”</p>
<p>„Wie Sie meinen!”, schrie der Besucher. „Machen Sie jetzt die Kettensäge aus und lassen Sie mich gehen!”</p>
<p>Der Alte schaltete tatsächlich die Säge aus und machte eine einladende Geste Richtung Tür.</p>
<p>„Aber natürlich. Nach Ihnen.”</p>