Veintiuno

Sandige Grenzen

In letzter Zeit habe ich ein paar Meinungsverschiedenheiten mit Gott. Speziell geht es um das Wetter und meine – zugegeben subjektive – Ansicht, dass es schon seit geraumer Zeit ungerecht „verteilt“ wird.

Er verdreht bei Themen wie diesem regelmäßig die Augen. Er kann es nicht mehr hören. Jeder zweite beschwert sich unregelmäßig über Klima oder Wetter, berichtet er mir.

Tja, meinte ich zuletzt zu ihm, warum änderst du dann nicht mal was daran?

Es war mir so rausgerutscht, aber er antwortete nicht, denn er wusste schon, dass ich mir die Frage beantwortet hatte, bevor ich sie vollständig formulieren konnte.

Jeder mag das Wetter anders, ich weiß. Der eine will 35 Grad im Schatten, der andere 15 Grad im Regen. So ist das halt.

Trotzdem muss es einen Kompromiss geben können. Eine Variante, die bei den meisten für die meiste Zeit als akzeptabel hingenommen werden kann.

Gottes engelsgleiche Ruhe wurde durch meine Überlegungen und Vorschläge letztlich doch etwas aus dem Gleichgewicht gebracht und er sah sich genötigt, etwas zu erwidern.

Mein Sohn, du machst dir das zu einfach. Wenn ich anfange, in das Wetter einzugreifen, dann begehe ich den ersten Schritt zur Zerstörung des Experiments, dessen Teil auch du bist.

Die Experiment-Sandbox, in der du dich befindest, darf nur an wenigen Stellen von außen verändert werden, um das Experiment nicht sinnlos zu gefährden. Aber im Grunde ist alles den Wesen und Ereignissen im Experiment überlassen. So gerne ich manchmal eingreifen würde, es wäre ein Fehler.

Ich war einigermaßen beeindruckt. Mir stellten sich allerdings sofort zwei Fragen:

  1. Was sind das für Stellen, die von außen angepasst werden?
  2. Gibt es noch andere Experimente?

Gott erahnte meine Fragen wohl und lächelte allwissend. Das ist seine Art mir zu zeigen, dass ich auf diese Fragen definitiv keine Antworten erhalten würde.