Veintiuno

Im Bunker

»Herr Oberst, ich melde: Etwa drei Viertel aller Menschen sind verstorben! Asien, Europa und Nordamerika sind praktisch entvölkert. Die Behandlung der anderen Kontinente dauert an. Es kann sich nur noch um Stunden handeln, bis wir fertig sind«

Oberst Riemsatz nahm den Soldaten nicht näher zur Kenntnis, rieb sich wie schon vor dem Eintreten des Soldaten das Kinn und schritt gemächlich im Raum auf und ab.

»Wie ist der Zustand der Überlebensräume?«

»Alles wie gehabt, Herr Oberst. Die Probanden erfreuen sich bester Gesundheit und warten gespannt auf das Ende der Mission.

»Mission, … Mission. Welche Mission?«

»Herr Oberst, die Ausrottung der Menschheit bis auf unsere Auserwählten!«, erwiderte der Soldat. Besorgnis machte sich in seinem Gesicht bemerkbar.

»Herr Oberst, Sie müssen sich doch erinnern?«

»An was?«

»An Ihr Vorhaben! Sie haben jahrzehntelang geplant und sich Gedanken über das Vorankommen der Menschen gemacht. Endlich sind wir bereit für einen Neuanfang. In wenigen Stunden ist die Seuche Mensch, dieses niedere, undankbare, wertlose Wesen Geschichte und unsere Probanden werden einen kompletten Neuanfang wagen, die Erde neu bevölkern und Nachwuchs schaffen!«

» … Habe ich das wirklich so angeordnet? Ist das wirklich das, was ich wollte?«, murmelte der Oberst.

»Ich verstehe Ihre Zweifel nicht, Herr Oberst. Oder, doch. Ich verstehe schon. Ihr Alzheimer nimmt Ihnen die Sicht. Sie sollten die Dinge lieber anderen überlassen. Die Angelegenheit ist zu wichtig, um sie gegen die Wand laufen zu lassen!«

Der Oberst bemerkte, dass der Soldat im Begriff war, sich mit der Nutzung seiner Waffe anzufreunden. Immer wieder strich er mit der Hand über seine Pistolenhalfter. In Kürze würde er sie wohl als Druckmittel benutzen wollen.

Der Oberst murmelte nun weiter vor sich hin, bewegte sich dabei aber langsam auf ein Schaltpult zu.

»Soldat, wie kommt es, dass mir das ganze Vorhaben so fremd erscheint, so als hätte es nichts mit mir zu tun?«

»Ich sagte doch, Herr Oberst, Ihr Alzheimer wird wohl schuld sein. Sie sollten sich hinlegen und neue Kraft schöpfen. Ich bin sicher, Sie werden sich bald wieder an alles erinnern«

»So, meinen Sie«, meinte Riemsatz und drückte unauffällig einen Knopf an dem Schaltpult, vor dem er nun stand. Augenblicklich ging ein Alarm los, Leute stürzten in den Raum und rannten zu den Monitoren.

Einer rief: »Jemand hat die Sauerstoff-Zufuhr für die Probanden abgeschaltet! … Ich kann sie nicht wieder anstellen!«

Dem Soldaten wurde schnell klar, wer verantwortlich dafür war. Eilig und mit zornesrotem Gesicht marschierte er auf den Oberst zu und schlug ihm in den Magen.

»Machen Sie das rückgängig! Sofort!«, brüllte er, zog seine Pistole und richtete sie an den Kopf des Oberst.

»Wenn Sie mich umbringen«, erwiderte Riemsatz unbewegt, »kann Ihnen auch keiner mehr helfen«

»Egal, egal! Jetzt sehen Sie zu! Den Menschen geht es schlecht! Wir dürfen das Ganze nicht so enden lassen! … Wollen Sie denn die gesamte Menschheit auf dem Gewissen haben!«

»Nun drücken Sie schon ab, Soldat«, erwiderte Riemsatz kühl.

Der Soldat wand sich, schwitzte und zitterte. Auf den Monitoren vor ihm starben die Probanden einen qualvollen Tod. Außerhalb der Bunkeranlagen starb die restliche Menschheit einen ebenso qualvollen Tod.

Er drückte ab.