Veintiuno

Keijins Geschichte, Teil 3: Verraten

Im Königreich Hajumi herrschte in einigen Teilen Unruhe. Bauern verweigerten Abgaben an den König und kündigten Widerstand an.

Dies würde als letzte Probe des als grausam geltenden Keijin, Sohn des erfolgreichen Feldherrn Kanojin, gezählt werden. Nach Bestehen der Probe standen Gold und Anspruch auf hohe Ämter für alle Beteiligten in Aussicht. Der Aufstand musste um jeden Preis niedergeschlagen werden. …

Auf seinem ersten Feldzug bezwang Keijin zwanzig Dörfer, tötete mit seinen Soldaten etwa 700 Zivilisten, ließ 30 strategische Vergewaltigungen durchführen, wenigstens die Hälfte aller Häuser niederbrennen und legte großen Wert darauf, aus Familien der Überlebenden einzelne Männer und Frauen in Gefangenschaft zu nehmen, um die ohnehin angeschlagene Moral seiner Landsleute weiter zu schwächen. Keijins Vater war mit dem Vorgehen zufrieden und stachelte Keijin an, seinen Feldzug gegen das aufmüpfige Volk fortzuführen. Keijin, ein Mann von 23 Jahren, war seinem Vater hörig und ging erneut in die Schlacht.

Auf seinem zweiten Feldzug bezwang er dreißig weitere Dörfer, tötete etwa 100 Zivilisten, brannte mindestens drei Viertel aller Häuser nieder, verödete die Äcker, ließ alle überlebenden Frauen und Kinder gefangen nehmen und vergiftete die nahe gelegenen Flüsse.

Kanojin war erneut sehr zufrieden mit seinem Sohn und sprach: »Wenn du weiter so tapfer die Ehre unserer Familie vertrittst, wirst du in Kürze zum Prinzen des Landes aufsteigen. Alle werden dich und deine Methoden fürchten, keiner wird sich dir in den Weg stellen!«

Ein drittes Mal musste Keijin gegen seine Landsleute kämpfen, um zu Ruhm und Ehre zu kommen. Mit einem unerklärlichen Unbehagen machte er sich auf zur entscheidenden Schlacht.

Nachdem er und seine Soldaten 25 weitere Dörfer in Schutt und Asche gelegt, dabei alles Lebendige erschlagen, Flüsse vergiftet und Äcker verödet hatten, schien die Arbeit getan, als sich Keijin ein militanter Haufen Aufständischer in den Weg stellte und ihn zur Rede stellte: »Wer bist du Keijin, dass du hunderte Leben zerstörst, Flüsse vergiftest und Äcker unfruchtbar machst? Wer gibt dir das Recht, diese Welt so zu formen, wie es dir passt?«

Keijin saß nachdenklich auf seinem Pferd und rieb sich das blutverschmierte Kinn. Statt einer Antwort nutzte Keijins oberster Vertrauter die ihm peinlich erscheinende Situation, um sein neues Schwert, das er sich dank der guten Bezahlung nach dem letzten Feldzug leisten konnte, zu ziehen, und die Fragesteller zum Schweigen zu bringen. Keijin schien keine Notiz vom Geschehen zu nehmen.

Als der Trupp jedoch im nächsten Dorf ankam, konnte Keijin sein Schwert nicht mehr gegen seine Landsleute erheben. Ohne den Grund dafür zu kennen, versagte ihm die Schwerthand, wollte nicht nach dem Schwert greifen, nicht wie gewohnt Körper, Gliedmaßen und Gesichter teilen.

Stattdessen stand Keijin etwas abseits und schaute mit stumpfem Blick dem Treiben zu, den um Gnade flehenden Männern, Frauen und Kindern; betrachtete die brennnenden Häuser und Felder und seine Untergebenen, die tonlos über die Wehrlosen herfielen. Nach einigen Stunden war das Dorf zerstört, komplett abgebrannt und vernichtet. Der oberste Untergebene erstattete dem immer noch wie erstarrt am Rande stehenden Keijin Bericht und mahnte zur baldigen Weiterreise.

Keijin begann nun tatsächlich, sein Pferd in Bewegung zu versetzen, ritt jedoch in die falsche Richtung. Anstatt zum nächsten Dorf zu eilen, ritt er einige Kilometer den Fluss entlang, bis seine Kameraden nicht mehr zu sehen waren. Dann stieg er vom Pferd und ertränkte sich wortlos im vergifteten Fluss.