Veintiuno

Tristans Tristesse: Unterwegs mit der Bahn

Anna tippte Tristan ungeduldig auf die Schulter. Der Schaffner stand neben ihnen und wollte die Tickets sehen.

„Tristan! Du hast die Tickets! Tristan, nun mach schon!“

Tristan schaute währenddessen wie gebannt aus dem Fenster. Die Szenerie, geprägt von grüner Weidelandschaft im Wechsel mit kleinen Wäldchen, nahm ihn komplett in Anspruch.

„Tristan! Jetzt konzentrier‘ dich mal!“, rief sie etwas zu laut. Einige Nachbarn begannen, sich nach dem Pärchen umzudrehen, das dort mit dem Schaffner Ärger hatte. Vereinzelt konnte man Satzfetzen hören, die etwas mit Schwarzfahrern zu tun hatten. Anna entging das nicht. Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie ihren Mann, der immer noch teilnahmslos aus dem Fenster schaute.

Etwas ruckhaft schnellten ihre Hände zu Tristans Kopf und drehten diesen um 45 Grad vom Fenster weg. Die vorher weit aufgerissenen Augen wurden zu kleinen Schlitzen und das Kinn sank auf die Brust.

„Tristan! Jetzt rück‘ endlich die Tickets raus! Ich weiß gar nicht, warum ich sie dir überhaupt gegeben habe! Wie konnte ich so blöd sein zu glauben, dass du diese Kleinigkeit in den Griff kriegen würdest …“

Tristan rollte kaum merklich mit den Augen und nestelte ein wenig in seiner rechten Jackentasche. Schließlich fielen die Tickets heraus und zu Boden. Der Zufall ließ die Karten möglichst weit vom Ausgangspunkt landen. Eine Karte landete in Fußnähe der Nachbarn vor ihnen und die andere unter Tristans Sitz.

Anna seufzte, stand auf und lief auf den Gang, um die weiter entfernte Karte zu holen. Während sie entschuldigend lächelnd in die Knie ging, um die Karte aufzuheben, ging ein Ruck durch den Zug. Offenbar musste er notbremsen. Anna wurde durch die plötzliche Bewegung durch den Waggon geschleudert und überschlug sich einige Male bis sie endlich Halt fand und sich gegen den Bremsvorgang des Zuges aufrichtete.

Ihre schwarzen Haare waren durcheinander, ihre Bluse und der Rock waren an einigen Stellen mit Dreck beschmutzt. Ein Kaugummi klebte an ihrem rechten Blusenärmel.

Nachdem der Zug nicht mehr bremste, eilten zwei aufmerksame Mitreisende zu Anna und halfen ihr, sich wieder in Form zu bringen. Nach fünf Minuten waren die größten Auffälligkeiten beseitigt und Anna konnte wieder an ihren Platz gehen.

Tristan betrachtete wieder die vorbeiziehende Weidelandschaft im Wechsel mit kleinen Wäldchen. Ein kleines Rinnsal Blut lief ihm aus der Nase.